Jane Blond 03 - Jane Blond greift nach den Sternen
auch nicht begeistert.«
»Die Sache mit den Schafen ist eigentlich eher atemberaubend brillant, je mehr ich darüber nachdenke«, antwortete Frau Halliday überzeugt. Sie hat ihre Meinung extrem schnell geändert, dachte Janey. Aber auf gewisse Weise musste sie zustimmen. Die Super-Agentin deutete auf Janeys Teller. »Iss dein Frühstück, Janey, wenn du nicht nachsitzen willst.«
Nachsitzen? Was war denn mit Frau Halliday los? Außerhalb der Schule war sie doch sonst nicht so streng. Um ehrlich zu sein, sie war auch in der Schule nicht so streng mit den Schülern.
Janey hatte das Gefühl, sie alle wachrütteln zu müssen. Sie mussten sich wieder auf das Wesentliche konzentrieren.
»Was ist mit der Nachricht? Die E-Mail von Pa, in der stand, dass ich in Gefahr bin. Glaubt ihr, dass mir Gefahr droht?«
Alex schüttelte mit einem bissigen Gesichtsausdruck den Kopf. »In welcher Gefahr solltest du schon sein? Wir sind doch alle bei dir. Dein Pa, deine neue Schwester. Na gut, ein paar Haare von dir sind für ein Experiment benutzt worden. Keine große Sache. Wahrscheinlich war die Nachricht nur ein Scherz. Oder vielleicht, Fräulein Blondi Brillant, hast du sie falsch interpretiert.«
»Aber ... wir haben sie alle gelesen. Big Rosie hat die Nachricht entschlüsselt, und deine Ma ebenfalls. Wir haben daraus alle Dasselbe gelesen, nicht wahr?«
Big Rosie starrte die Decke an und kratzte nachdenklich ihr Kinn. »Hmm, worum ging es noch mal? Dein Name in dem Bauch der Katze. Vielleicht wollte er dir einfach sagen, dass du nicht vergessen sollst, den Kater zu füttern.«
»Ich glaube wirklich nicht, dass er das sagen wollte«, sagte Janey und rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. Alex und Olivia saßen auf einmal äußerst dicht neben ihr, und Janey war nicht ganz wohl in ihrer Haut.
»Glaubst du also nicht«, bemerkte Frau Halliday. »Tja.«
Tja? Was bedeutete das denn? Janey kannte diesen Tonfall - es war dieser Eltern- und Lehrerton, der aussagte: »Was weißt du denn schon? Du bist doch bloß ein Kind.« Frau Halliday hatte sie noch nie zuvor so behandelt. Nein. Irgendetwas Merkwürdiges ging hier gerade vor sich. Alex und Olivia kamen ihr immer näher und drückten Janey mit ihren Ellbogen in beide Seiten. Auf beunruhigende Weise streckte Big Rosie ihren dicken Bauch derart nach vorne, dass sie damit den Tisch von sich weg und auf Janey zuschob. Die Tischkante drückte sich schmerzhaft in Janeys Magen. Sie war gefangen zwischen ihren Freunden und den Möbeln. Frau Halliday sprang mit einem hinterlistigen Gesichtsausdruck von ihrem Stuhl auf, baute sich vor Janey auf und schüttelte demonstrativ enttäuscht den Kopf. Ihre scharfen Zähne fletschte sie wie ein Hai kurz vorm Angriff. »Komm, Janey, setz dich doch. Zeit fürs Frühstück!«, sagte die Schulleiterin nun schon zum dritten Mal in Folge.
Und plötzlich ging Janey ein Licht auf. Das aus ihrem Zimmer verschwundene Haar. Alex' gestohlenes Taschentuch. Big Rosie, die offenbar an zwei Orten gleichzeitig gewesen war und mit Nadeln traktiert worden war. Sogar der radikale Meinungsumschwung von Frau Halliday passte ins Bild. Das alles kombiniert mit den Erläuterungen ihres Vaters hinsichtlich des Klonens der Schafe: »Ich bin in der Lage, aus sehr begrenztem DNA-Material eine relativ gute Kopie herzustellen.«
Schockiert schloss Janey die Augen, und während sie das tat, sah sie ein weiteres furchtbares Bild vor ihrem inneren Auge - der kleine Haufen Schleim, den Olivia auf dem Treppenabsatz in Big Rosies Haus erbrochen hatte. »Oh nein. Nein, nein, nein. Ihr seid überhaupt keine Agenten, oder? Ihr seid nicht meine Freunde. Ihr seid nicht ... pfui Teufel ... Olivia, du bist gar nicht meine Schwester! Du bist ... du bist ICH! Deshalb bist du an dem Abend in Big Rosies Labor verschwunden. Du ... hast dich auf dem Weg zur Fliegenden Leiter aufgelöst wie die geklonten Schafe auf der Weide. Widerlich! Ihr seid so widerlich! Ihr seid alles Klone. Mein Pa hat euch alle geklont!«
»Tja, Blond«, sagte die Alex-Kopie verächtlich. »Du hast ja lange genug gebraucht, um das herauszufinden.«
»Bleib mir vom Leib!« Janey duckte sich, um Alex' ausgestreckten Armen zu entgehen. »Wo ist der richtige Alex? Was habt ihr mit ihnen allen gemacht? Warum hat mein Pa das getan?«
Es war Janeys letzter Gedanke, bevor die Stuhlbeine unter ihr wegknickten und acht feuchte Hände, so vertraut und doch so fremd, sie packten.
Ein alter Bekannter
»Lasst sie
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