Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition)
»also bitte ich Sie, mich auch nicht als Ersatz für einen solchen anzusehen. Wenn Sie irgendwie für dergleichen Sinn haben, so machen Sie, dass Sie fortkommen, fort auf die Basare von Stambul, Sir. Und legen Sie einen Teil Ihres überflüssigen Geldes, welches Sie hier nicht nach Ihrem Sinne anbringen zu können scheinen, in ausgiebigen Sklavenkäufen an.«
»Und was wirst du tun, Janet, wenn ich riesige Mengen Fleisch mit schwarzen Augen kaufe?«
»Ich bereite mich darauf vor, als Missionarin hinauszugehen und allen denen Freiheit zu predigen, die in Sklaverei leben – darunter auch den Bewohnerinnen Ihres Harems. Man wird mir dort Einlass gewähren, und ich werde einen Aufstand anzetteln. Und Sie, Pascha, werden im Handumdrehen von unseren Händen gefesselt dastehen, und ich werde nicht eher einwilligen, Ihre Fesseln zu lösen, bis Sie nicht das freisinnigste Gesetz unterschrieben haben, welches je ein Despot gegeben hat.«
»Ich würde mich deiner Gnade ausliefern, Jane.«
»Ich würde keine Gnade kennen, Mr. Rochester, wenn Sie mich mit solchen Blicken darum bäten. Wenn Sie so aussähen, würde ich sicher sein, dass Sie jedes Gesetz, welches Sie unter Zwang unterschreiben, sofort übertreten würden, wenn Sie wieder in Freiheit sind.«
»Nun, Jane, was willst du denn eigentlich von mir? Ich fürchte, du wirst mich zwingen, noch eine zweite Trauungszeremonie, außer jener am Altar, vornehmen zu lassen. Du wirst noch ganz besondere Bedingungen festsetzen, das sehe ich schon. Welcher Art sollen sie denn sein?«
»Ich möchte nur ein fröhliches Gemüt, Sir, auf dem keineVerpflichtungen lasten. Erinnern Sie sich, was Sie von Céline Varens sagten, von den Diamanten und den Kaschmirsachen, die Sie ihr geschenkt haben? Ich will ganz bestimmt nicht Ihre englische Céline Varens sein. Ich werde fortfahren, Adèles Gouvernante zu sein, damit verdiene ich mir Wohnung und Beköstigung und außerdem noch dreißig Pfund jährlich. Von diesem Geld werde ich meine Garderobe anschaffen, und Sie sollen mir nichts geben als …«
»Nun, als?«
»Ihre Achtung. Und wenn ich Ihnen die meine dafür wiedergebe, so ist die Schuld abgezahlt.«
»Wahrhaftig, was kalte, angeborene Keckheit und reinen, unbeugsamen Stolz anbetrifft, hast du nicht deinesgleichen«, sagte er. Wir näherten uns Thornfield. »Möchtest du heute mit mir zu Mittag speisen?«, fragte er, als wir wieder durch das Parktor fuhren.
»Nein danke, Sir.«
»Und weshalb ›nein danke, Sir‹, wenn man so frei sein darf zu fragen?«
»Ich habe noch niemals mit Ihnen gespeist, Sir, und ich sehe nicht ein, weshalb ich es jetzt tun sollte, bevor …«
»Nun, bevor? Diese halben Phrasen scheinen dir ein besonderes Vergnügen zu machen.«
»Bevor es nicht sein muss.«
»Glaubst du vielleicht, dass ich wie ein Oger oder wie ein Ghul esse, dass du nicht die Gefährtin meiner Mahlzeiten sein willst?«
»Ich habe mir wirklich gar keine Meinung über diese Sache gebildet, Sir, aber ich möchte gerne noch einen Monat so weiterleben wie bisher.«
»Nein, du sollst dein Sklavenleben als Gouvernante augenblicklich aufgeben.«
»Tatsächlich? Ich bitte um Verzeihung, Sir, aber ich werde das nicht tun. Ich werde gerade so weitermachen wie bisher.Ich werde mich während des ganzen Tages von Ihnen fernhalten, wie ich gewöhnt bin, es zu tun. Wenn Sie mich sehen wollen, können Sie mich des Abends holen lassen; dann werde ich kommen, aber zu keiner anderen Zeit.«
»Ich würde jetzt gerne eine Zigarre rauchen, Jane, oder eine Prise Tabak nehmen, um mich über all dies zu trösten,
pour me donner une contenance
, wie Adèle sagen würde. Und unglücklicherweise habe ich meine Zigarrentasche und meine Tabaksdose vergessen. Aber hör’ mich an …« Und flüsternd: »Jetzt bist
du
dran, kleine Tyrannin, aber binnen kurzem wird
meine
Zeit kommen. Und wenn ich dich einmal ordentlich gefasst habe, um dich zu haben und zu halten, so werde ich dich – bildlich gesprochen – an eine Kette wie diese hier legen.« Hier berührte er seine Uhrkette. »Ja, du kleines, liebes Ding, ich werde dich an meinem Herzen tragen, damit mein Juwel nicht verlorengeht.«
Dies sagte er, während er mir behilflich war, aus dem Wagen zu steigen. Und während er darauf Adèle half, trat ich ins Haus und entkam glücklich nach oben.
Am Abend ließ er mich förmlich vorladen. Ich hatte mir eine Beschäftigung für ihn ausgedacht, denn ich war fest entschlossen, den Abend nicht
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