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Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition)

Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition)

Titel: Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Brontë
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aber er lächelte dabei.
    Adèle hörte seine Worte und fragte, ob sie
sans mademoiselle
in die Schule geschickt werden solle.
    »Ja«, sagte er, »ganz entschieden
sans mademoiselle
; denn ich werde mit Mademoiselle auf den Mond reisen, und dort werde ich eine Höhle in einem der weißen Täler zwischen den Feuer speienden Bergen suchen, wo Mademoiselle dann mit mir leben wird, ganz allein mit mir.«
    »Dort wird sie aber nichts zu essen haben, Sie werden sie zu Tode hungern lassen«, bemerkte Adèle.
    »Tag und Nacht werde ich Manna für sie sammeln; die Ebenen und Bergrücken auf dem Mond sind weiß vor Manna, Adèle.«
    »Aber wenn sie friert und Wärme braucht, wie soll sie dann ein Feuer bekommen?«
    »Das Feuer steigt aus allen Mondbergen auf. Wenn sie friert, trage ich sie auf irgendeine Bergspitze und lege sie am Rande des Kraters nieder.«
    »Oh, qu’elle y sera mal – peu comfortable! Und wenn sie ihre Kleider abtragen wird, wie soll sie dann neue bekommen?«
    Mr. Rochester tat, als sei er um eine Antwort verlegen.
    »Hm!«, sagte er. »Was würdest du tun, Adèle? Zerbrich dir den Kopf, um einen Ausweg zu finden. Was meinst du wohl, wie würde eine weiße oder eine rosa Wolke sich als Kleid machen? Und aus einem Regenbogen könnte man vielleicht eine hübsche Schärpe schneiden?«
    Nachdem Adèle eine Weile nachgedacht hatte, sagte sie: »Nein, es geht ihr hier viel besser. Und außerdem würde sie sich furchtbar langweilen und müde werden, wenn sie dort oben mit Ihnen allein wohnen sollte. Wenn ich Mademoiselle wäre, würde ich niemals einwilligen, mit Ihnen zu gehen.«
    »Sie hat aber schon eingewilligt; sie hat mir ihr Wort gegeben.«
    »Aber Sie können sie ja gar nicht hinaufbringen! Es führt keine Straße zum Mond, es ist alles nur Luft, und Sie können nicht fliegen und Mademoiselle auch nicht!«
    »Adèle, sieh mal dieses Feld an.«
    Wir waren jetzt außerhalb der Tore von Thornfield und rollten sanft auf der ebenen Landstraße nach Millcote zu. Der Gewittersturm hatte den Staub hinweggespült, und die niedrigen Hecken und hohen Bäume zu beiden Seiten des Weges prangten in schönstem Grün, das durch den Regen erfrischt war.
    »Adèle, auf jenem Feld ging ich vor ungefähr vierzehn Tagen eines Abends spät umher; es war am Abend jenes Tages, an dem du mit mir auf der großen Wiese im Obstgarten das Heu zusammengetragen hast. Da ich müde war von der Arbeit, setzte ich mich an einem Zaunübertritt nieder. Dann zog ich ein kleines Buch und einen Bleistift hervor und begann von einem Unglück zu schreiben, das vor langer Zeit über mich hereingebrochen war, und ich schrieb den heißen Wunsch nieder, dass doch noch einmal glückliche Tage für mich kommen möchten. Ich schrieb sehr schnell, obgleich das Tageslicht dahinschwand, als etwasden Fußpfad heraufkam und einige Schritte vor mir stehenblieb. Ich blickte es an. Es war ein kleines, winziges Ding, das einen Schleier von Spinnweben auf dem Kopf trug. Ich winkte es heran, bald stand es vor meinen Knien. Ich sprach nicht zu ihm und es sprach nicht zu mir, nicht in Worten, aber ich las in seinen Augen und es las in den meinen, und unser stummes Gespräch ging ungefähr so:
    Es sei eine Fee, sagte es, und käme aus dem Reich der Elfen. Sie sei gekommen, um mich glücklich zu machen, aber ich müsse mit ihr aus der gewöhnlichen, alltäglichen Welt hinausgehen an einen einsamen Ort – zum Beispiel zum Mond. Und sie zeigte dorthin, wo er gerade rot und leuchtend über dem Hügel aufging, und erzählte mir von den alabasternen Höhlen und silbernen Tälern, wo wir leben könnten. Ich sagte, dass ich gern mit ihr gehen würde, aber ich erinnerte das zarte Ding daran, wie du es gerade getan hast, dass ich keine Flügel zum Fliegen hätte.
    ›O‹, entgegnete die Fee, ›das schadet nichts! Hier ist ein Talisman, der alle Schwierigkeiten beiseite räumt.‹ Und sie hielt mir einen hübschen, goldenen Ring vor die Augen. ›Stecke ihn an den vierten Finger meiner linken Hand, und ich gehöre dir und du gehörst mir; und wir werden diese Erde verlassen und uns dort drüben unseren Himmel suchen.‹ Dann nickte das kleine Ding wieder dem Mond zu. Den Ring, Adèle, trage ich in meiner Brusttasche, ich habe ihn in einen Sovereign verwandelt; aber ich werde ihn bald wieder entzaubern und einen Ring daraus machen.«
    »Aber was hat Mademoiselle mit all dem zu tun? Die Fee kümmert mich nicht; Sie haben ja aber gesagt, Sie wollten Mademoiselle nach dem Mond

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