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Jane True 02 - Meeresblitzen

Titel: Jane True 02 - Meeresblitzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Peeler
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allein auf Nell fixiert zu sein. Doch plötzlich erkannte ich zwischen all den Flammen Augen, überraschend blau, die von der Zwergin zu mir wanderten.

    Während wir uns anstarrten, unterbrach der Halbling seine Angriffe. Es dauerte nur wenige Sekunden, aber sein intensiver Blick bereitete mir Gänsehaut. Zu meinem Erstaunen und Entsetzen streckte er die Hand nach mir aus, eine Geste, die … flehentlich wirkte.
    Bevor ich reagieren konnte, hatte sich Nell die kurze Unaufmerksamkeit unseres Angreifers auch schon zunutze gemacht. Sie traf ihn mit zwei Energieblitzen aus beiden Händen wie mit einem doppelläufigen Gewehr – und er geriet ins Wanken. Er warf mir noch einen letzten forschenden Blick zu, während Nell bereits zum nächsten Schlag ausholte, und plötzlich war er von noch mehr Flammen umgeben als zuvor. Im nächsten Moment hob er ab wie eine gottverdammte Rakete. Im einen Moment war er noch hier gewesen, und im nächsten war er fort, schoss in hohem Bogen von der Wiese nach Gott weiß wohin.
    »Sie mal einer an!«, fauchte Nell sichtlich beeindruckt.
    Wir standen beide noch immer da und blinzelten vor Schreck, als Anyan nach Nell rief.
    »Zwergin! Hier!«
    Nell war sofort an Trills Seite und löste Anyan ab.
    Ich stellte meine Kräfte nun nicht mehr Anyan, sondern Nell zur Verfügung. Der große Hund erhob sich und schüttelte sich.
    Sein scharfer, eherner Blick traf mich. »Bleib bei Nell«, befahl er mir, bevor er sich an die Zwergin wandte.
    »Beschütz sie«, knurrte er, und ich erschauderte.
    Mit diesen Worten war der Barghest auch schon verschwunden, rannte davon, um dem grellen Flammenstreif zu folgen, den Conleth am Nachthimmel nach sich zog.

    Ich erschauderte stärker, und erst jetzt wurde mir bewusst, wie erschöpft ich war, als ich mich ausgelaugt neben die fast geheilte Kelpie fallen ließ.
    Dann kramte ich mein Handy aus der Tasche, um Caleb anzurufen.

    Am nächsten Morgen um Punkt acht Uhr fuhr meine Mitfahrgelegenheit vor. Ich erkannte Calebs Geländewagen, als er in die Einfahrt bog und Daoud herauskletterte, um mich einzusammeln. Eigentlich hatte ich Ryu persönlich erwartet, aber deshalb würde ich mit Rücksicht auf mein Publikum kein Theater machen.
    Ich drehte mich um, um meinem sehr verwirrten Vater ein letztes Mal Auf Wiedersehen zu sagen.
    »Okay, Dad. Bis bald. Sobald ich kann. Ich weiß, das kommt jetzt aus heiterem Himmel, aber Ryu braucht bei etwas sehr Wichtigem dringend meine Hilfe. In der Zwischenzeit wird dir Schwester Ratched hier im Haus helfen. «
    Nell hatte meine Worte mit sanftem Druck unterstützt, und ich hatte sie in geistiger Umnachtung gerade Schwester Ratched genannt. Glücklicherweise verstand sie die Anspielung auf die fiese Oberschwester aus Einer flog über das Kuckucksnest nicht. Denn am Tag zuvor hatte ich ja erfahren, dass sie mir leicht von hier aus bis nach Montreal in den Hintern treten könnte, ohne auch nur ins Schwitzen zu geraten.
    »Gut, Schatz. Ruf mich an, wenn du dort bist«, erwiderte mein Dad leicht benebelt. Der ganze Zauber, mit dem wir ihn im Laufe der letzten Woche belegt hatten, gefiel mir
gar nicht, aber wir mussten ihn bei Laune halten, damit ich Conleth von ihm weg und aus Rockabill herauslocken konnte. Wir hatten meinen Vater auch für die Idee empfänglich machen müssen, eine zwergenhafte Leibwächterin zu haben. Idealerweise ohne dass er bemerkte, dass sie tatsächlich ein Zwerg war. Und eine Leibwächterin.
    Also war für das Wohl meines Vaters gesorgt, und Amy vertrat mich im Buchladen. Nun, da der Valentinstag vorbei war, konnte auch Sarah aus dem Stall ein paar Schichten übernehmen. Und da war ja auch noch Miss Carol, obwohl mir bei dem Gedanken nicht ganz wohl war. Miss Carol, Nells Nichte, war eine unreife Zwergin mit einem Hang zu Ausschweifungen.
    Für sie mussten wir immer Sonderbestellungen von Büchern machen, die so pikant waren, dass wir sie verpackt hinterm Ladentisch aufbewahren mussten. Miss Carol hatte auch immer angedeutet, dass sie gerne zum Spaß im Buchladen arbeiten würde, aber die Frau hatte ein ernsthaftes Diplomatieproblem. Sie sprach alles aus, was ihr in den Sinn kam. »Es ist doch bloß die Wahrheit«, sagte sie dann immer zu ihrer eigenen Verteidigung, und ich war es leid, ihr klarzumachen, dass die Wahrheit oft alles andere als nett war.
    Ich hatte Grizzie und Tracy noch nicht Bescheid gesagt, da ich sie genauso gut während der siebeneinhalbstündigen Fahrt von Rockabill nach Boston anrufen

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