Jane True 02 - Meeresblitzen
aus, kommunizierten offenbar miteinander, und Anyan nickte, während Ryu seine Kugel fallen ließ. Sie zischte am Boden noch einmal kurz auf, bevor sie verpuffte. Nell würde eine solche Energieverschwendung nicht befürworten.
»Conleth, du hast deinen Standpunkt deutlich gemacht. Wir wissen, wie mächtig, wie stark du bist. Aber wir wollen doch alle nicht, dass Jane etwas passiert, oder? Sie zittert, Conleth. Sie hat Angst. Hör auf, ihr Angst zu machen. Lass sie los.«
Ich wusste, warum Ryu immer wieder meinen und Conleths Namen sagte, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass die Standardverhandlungstaktik hier ausreichte. Nicht in einem Moment wie diesem. Con war so wütend, so verrückt vor Zorn und all den übermäßigen Qualen, die er schon ausstehen hatte müssen, dass man sicher nicht mit Worten zu ihm durchdringen konnte, wenn er sich bedroht fühlte. All die schrecklichen Erfahrungen, die er in seinem kurzen Leben bereits gemacht hatte, hatten ihn zu einem harten Überlebenskämpfer werden lassen – im schlechtesten Sinne. Um zu überleben, würde er alles tun, ganz gleich, wie viele Leute dabei in Mitleidenschaft gezogen wurden.
»Warum?«, knurrte Conleth grimmig, seine wütende Stimme klang laut in meinen Ohren. »Damit du sie weiter benutzen, sie betrügen kannst? Du hast sie nicht verdient, und sie weiß das genauso gut wie ich. Sie liebt dich nicht. Sie liebt mich!«
»Du hast Recht, Conleth. Jane hat mehr verdient, als ich ihr geben kann. Und darüber können wir reden. Sie sollte die Gelegenheit bekommen, dich richtig kennenzulernen. Also lass sie los. Jane wird dich nicht lieben, wenn du ihr wehtust. Das weißt du…«
Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, dass sich Camille von einer Seite und Caleb und Daoud von der anderen an uns heranpirschten. Ich wusste nicht, wo Phädra und ihr Gefolge war, aber zum allerersten Mal, seit ich sie kannte, hoffte ich inständig, sie wären nicht weit. Andererseits hätte die Alfar wahrscheinlich keine Skrupel, mich zusammen mit Conleth in die Luft zu jagen, also sollte ich vielleicht nicht so erpicht auf die Intervention der glatzköpfigen, kleinen Frau sein.
»Stopp sie!«, brüllte Conleth so laut, dass mir fast das Trommelfell platzte. Auch er hatte die heranpirschenden anderen entdeckt. »Stopp sie! Und sagt ihnen, sie sollen sich da hinstellen, wo ich sie sehen kann. Ich will es nicht, aber sonst werde ich ihr wehtun!«, fügte er hinzu, und ich spürte plötzlich Hitze an meinem Rücken, sah, wie Flammen an den Armen entlangzüngelten, die mich festhielten. Als Caleb und Camille sich nicht vom Fleck bewegten, verstärkte sich Cons Griff noch, und ich konnte seine Hitze durch meine Kleider hindurch spüren. Ich wimmerte, und Ryu bedeutete Camille, Caleb und Daoud mit grimmigem Gesicht, nicht näher zu kommen. So viel zu dem Überraschungsangriff.
Anyan, der offenbar genug davon hatte, den Unterhändler zu spielen, trat plötzlich vor. »Lass sie runter, sofort!«, knurrte der Barghest drohend. »Sonst gehst du drauf,
Junge… und wenn Jane etwas passiert, dann stirbst du einen qualvollen Tod, das verspreche ich dir! Lass sie runter, überlass sie uns, dann hast du vielleicht noch eine Chance davonzukommen.« Mit seinen harten, grauen Augen starrte der große Mann Con fest in die Augen, und ich wusste, dass Anyan es ernst meinte. Ich bekam meine erste Kostprobe davon, warum der Barghest eine Legende war. Er war zwar kein Killer wie Graeme, aber Gewalt war ihm nicht fremd.
Conleth fluchte leise. Er wägte seine Optionen ab, denn auch er hatte die Drohung in Anyans Augen gesehen. Ich spürte, wie Cons Körper sich anspannte, und schloss die Augen, in der Befürchtung, dass ich gleich sterben würde. Doch stattdessen verspürte ich einen ruckartigen Schmerz, als Conleth eine Mischung aus seiner Körperkraft und seinen übernatürlichen Kräften aufwandte, um mich durch die Luft zu dem Barghest hinüberzuschleudern. In derselben Sekunde setzte der Ifrit-Halbling vier Feuerblitze frei, die in die vier Bäume rund um die Terrasse einschlugen und sie auf uns herniederstürzen ließen. Während die anderen fluchend die brennenden Bäume mit ihren Schilden abzufangen versuchten, landete ich auf Anyan. Es war, als würde ich gegen eine Ziegelmauer prallen. Nur dass diese Ziegelmauer mich auffing und festhielt. Meine Beine hingen noch in der Luft, während seine Arme sich um mich legten und er mich so fest hielt, dass meine Wirbel knackten.
»Jane…«,
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