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Jane True 02 - Meeresblitzen

Titel: Jane True 02 - Meeresblitzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Peeler
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Wir haben all die Macht der andern, aber keine ihrer Schwächen. Keine! Wir können alles tun, was wir wollen.«
    Ich nickte und versuchte große Augen zu machen, interessiert auszusehen. Er quittierte meine Reaktion mit einem Lächeln.
    »Sie sind am Ende, durch Inzest degeneriert. Ihre Zeit ist abgelaufen. Und die Menschen sind nichts weiter als ein Witz. Sie laufen herum, als Futter für andere, wie Vieh.« Er schnaubte verächtlich und nahm meine Hände in seine. »Beide Seiten werden untergehen. Die Reinblütigen sterben aus, und die einzige Möglichkeit für sie zu überleben, besteht darin, dass sie Nachwuchs mit Menschen zeugen und so noch mehr Wesen wie uns beide schaffen. Wir aber brauchen niemand anderen…«
    Daraufhin hob er meine Hände an seine Lippen. Sie fühlten sich auf meiner Haut dünn und feucht an, und es drehte mir fast den Magen um, als ich seine Zunge an meiner rechten Handfläche spürte, in einer grotesken Parodie von Ryus bevorzugter Liebkosung. Ich bemerkte aber auch, dass sein Schild zusammen mit dem Feuer aufwallte und wieder abflaute. Ich hatte Recht; er hatte keine Kontrolle über sich.
Conleth hatte sich alles selbst beigebracht, und er konnte seine magischen Kräfte nur dürftig kontrollieren.
    »Denk nur, wie unsere Kinder sein würden, Jane. Stell dir bloß ihre Macht vor. Dein Wasser und mein Feuer flösse in ihren Adern. Sie wären in der Lage, die ganze Welt aus den Angeln zu heben, die ganze Gesellschaft nach ihren Vorstellungen zu gestalten. Stell dir nur die Welt vor, die wir zusammen erschaffen könnten!« Conleth zog mich fester an sich, ganz offensichtlich wollte er mich küssen, und sein Unterkörper wand sich auf eine Weise, die verriet, dass seine Hose gerade enger wurde.
    Ich sträubte mich gegen seine Umarmung und wich abrupt zurück. Seine Augen verengten sich. Die Züge um seinen Mund wurden hart, und ich wusste, ich musste ihn ablenken.
    Glücklicherweise fand ich meine Stimme wieder. Nur dummerweise sagte sie nicht, was sie sollte. Ich wollte eigentlich irgendetwas Zärtliches, Besänftigendes murmeln, aber stattdessen rief ich: »Ich wäre doch nie sicher bei dir! Dr. Silver hat dich praktisch wie sein eigenes Kind großgezogen. Und jetzt ist er verschwunden.«
    Ich hatte erwartet, Conleth würde wütend reagieren, und verstärkte vorsichtshalber schon einmal meinen Schild. Ich versuchte, so großen körperlichen Abstand zwischen ihm und mir herzustellen wie irgend möglich. Was nicht gerade viel war, wenn man bedachte, dass er mich noch immer an beiden Unterarmen festhielt.
    Aber anstatt in Wut zu entbrennen, sah Conleth eher verwirrt aus.
    »Der Doc? Doc ist weg?«, fragte er heiser.

    »Tu nicht so unschuldig«, fuhr ich ihn ohne nachzudenken an. Aber er ging nicht darauf ein.
    »Doc…«, flüsterte er, und ich hätte bei meinem Julia-Child-Kochbuch schwören können, dass ihn das Verschwinden des Doktors ehrlich erschütterte. Er war sogar so überrascht, dass er seinen Griff etwas lockerte. Auf diesen Augenblick hatte ich nur gewartet, und ich riss mich heftig von Conleth los, just in dem Moment, als die Kavallerie kam. Ich hatte schon einen Arm befreien können, als Con gleichzeitig gleich zwei Energiekugeln mitten ins Gesicht schlugen – eine gleißend weiß und die andere in wogendem Dunkelgrün –, die gegen seine Schilde prallten wie zwei Football-Linebacker.
    Dummerweise hielt er noch immer einen meiner Arme in fester Umklammerung, und als ihn die Kraft des Aufpralls auf die Terrasse hochkatapultierte, riss er mich mit sich. Wir wurden in hohem Bogen gegen die andere Seite des schmiedeeisernen Geländers geschleudert. Ich sah, wie Ryu und Anyan über den Zaun sprangen, wo wir gerade noch gekauert hatten. So nah und doch so fern , fing mein Gehirn unpassenderweise an zu summen, als Conleth mich auch schon wie eine Stoffpuppe hochriss und vor sich hielt. Ich stellte fest, dass es nichts gab, das eine Frau ernsthafter an der Liebeserklärung eines Mannes zweifeln ließ, als wenn er sie gleich darauf als menschliches Schutzschild verwendete.
    Wir befanden uns also in einer Pattsituation. Magiekugeln tanzten einsatzbereit über Ryus und Anyans Handflächen, aber sie konnten sie nicht abfeuern, da Conleth sich hinter mir versteckte. Ryu raste natürlich vor Wut, aber
Anyans Zorn perlte geradezu an seinem Körper hinunter. Conleth saß wirklich in der Klemme, sollte der Barghest ihn jemals in die Finger bekommen.
    Meine beiden Retter tauschten Blicke

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