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Januskopf

Januskopf

Titel: Januskopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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Freundin bei der Polizei gebeten, nachzuforschen, ob ein Unfall passiert ist.«
    »Mein Gott!«
    »Ich habe so ein verdammt mieses Gefühl«, flüsterte Katinka.
    »Ruhig!«, sagte Carla. »Es wird sich aufklären. Es wird sich alles aufklären.« Ihre Stimme klang alles andere als entspannt.
     
    Katinka hockte im Bad auf dem Wannenrand und kühlte ihre Füße, als es klingelte. Motsch ging nachsehen.
    »Frau Palfy?«, rief er.
    Katinka wusch sich das Gesicht mit eiskaltem Wasser ab.
    »Ich komme.«
    Hardo stand groß und breit in der Küche.
    »Katinka«, sagte er. Er roch nach Schweiß.
    »Haben Sie was von Tom gehört?«
    »Nein. Kein Unfall an der Strecke.«
    Immerhin etwas. Katinka setzte sich auf einen Stuhl und stützte das Kinn in die Hände. »Es ist nicht normal, dass er bei seinem Kunden nicht auftaucht und auch nicht anruft. So was kommt bei Tom einfach nicht vor! Wenn er nicht ans Telefon geht, dann ist ihm was passiert, Hardo. Was auch immer.« Sie ahnte, dass Motsch und Hardo Geschichten kannten, in denen alleingelassene Frauen das Gleiche von ihren Männern behauptet hatten, im Brustton der Überzeugung, während jene Männer sich im Puff herumtrieben – notfalls jenseits der tschechischen Grenze. Hardos Lebenserfahrung hielt noch ganz andere Storys bereit. Deswegen sah er sie so mitleidig an.
    »Glauben Sie mir, Hardo«, bat sie ihn leise. »Können Sie nicht nach ihm fahnden?«
    Er sagte eine Weile nichts. Sah Carla an. Katinka hörte die beiden reden, ohne dass die Worte zu ihr vordrangen. Es kam ihr plötzlich vor, als habe sie Wasser in den Ohren. Ungeduldig schüttelte sie den Kopf. Sah, wie Hardo zum Handy griff und telefonierte.
    »Wir kümmern uns drum«, sagte er, als er auflegte und das Handy in die Tasche schob. »Motsch, Sie können gehen.«
    Motsch stand auf und nickte ihnen zu.
    »Danke«, sagte Katinka. »Kommen Sie mal auf ein Bier vorbei.«
    Motsch grinste schief.
    »Wer mich einmal in seinem Haus sitzen hatte, will mich in der Regel nicht mehr so gerne sehen.« Er gab Katinka und Carla die Hand und ging.
    »Spielen Sie jetzt Wachtmeister?«, wandte sich Katinka an Hardo.
    »Es ist eigenartig«, sagte Hardo, setzte sich und schob die Zeitung beiseite. »Der Schmutz an Krolls Kleidern stammt vom Tatort. Aus seinem Gewehr wurde geschossen.«
    »Das ist schlagend! Was wollen Sie mehr!«
    »Kroll bestreitet alles«, sagte Hardo. »Er hat kein Motorrad und auch keinen Motorradführerschein.«
    »Das heißt nichts«, schnaubte Katinka. »Er kann sich eines geliehen haben. Von einem Freund oder einem Verwandten oder wem auch immer. Männer fahren ständig ohne Führerschein herum, das müssten Sie doch wissen!«
    Hardo harpunierte sie mit seinem Blick.
    »Hat er ein Alibi für die Tatzeit?«, fragte Katinka weiter.
    »Nein. Jedenfalls kein brauchbares.«
    »Na, also!«
    Carla setzte Wasser auf. Vishnu streifte um Hardos Beine und maunzte. Hardo packte ihn am Schlafittchen und setzte ihn auf seinen Schoß.
    »Wir haben noch ein bisschen weiterrecherchiert, Katinka«, sagte Hardo. »Veit Behlen und Markus Isenstein besitzen beide ein Motorrad.«
    Katinka starrte ihn an. Sie hörte Wasser brodeln und sah Carla zu, wie sie Kaffee aufgoss und Tassen auf den Tisch stellte.
    »Veit? Er saß im Auto. Ich bin ihm und Mariele nachgefahren.«
    »Kann es sein, dass Veit unterwegs ausstieg?«
    »Nein!« Katinka stutzte. »Oder doch!«
    Hardo beugte sich vor. »Sagen Sie!«
    »Sie haben in Zeil angehalten und Eis gekauft.« Katinka kniff die Augen zusammen und sah das Bild vor sich. Die Fachwerkhäuser, die Wimpel. »Veit hat das Eis gekauft.« Sie konzentrierte sich. »Es kann sein, dass Mariele alleine weiterfuhr«, erklärte sie langsam. »Veit reichte das Eis zur Fahrerseite herein. Mariele muss den Platz gewechselt haben.«
    »Sicher?«, fragte Hardo. Er hielt schon sein Handy in der Hand.
    »Es wäre sogar sehr gut möglich, dass Veit in Zeil blieb«, sagte Katinka. »Ich habe Abstand gelassen. Ein Auto fädelte sich zwischen uns ein. Irgendwie habe ich fest damit gerechnet, dass beide in dem Auto saßen. Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, dass nur noch einer von beiden weiterfuhr.«
    »Das«, sagte Carla, »ist der übliche Betrug. Unser Gehirn will nur das Gewohnte sehen.«
    Hardo nickte und lächelte Carla kurz zu. Sein Lächeln sprang von Mundwinkel zu Mundwinkel. Erlosch. Katinka hatte Hardo kaum jemals herzlich lachen sehen. Er hat zuviel Mist erlebt, dachte sie. Und er trauert immer

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