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Januskopf

Januskopf

Titel: Januskopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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noch um seine Tochter. Harduin Uttenreuthers Tochter Sybille war vor gut zwei Jahren bei einem Unfall ums Leben gekommen. Sie war in Katinkas Alter gewesen. Tom mutmaßte, dass sich Hardo außerdem immer noch nach einem Draht zu seiner Ex-Frau sehnte. »Die will ihn nicht mehr«, hatte Tom eines Abends zu Katinka gesagt, »aber Hardo will das nicht wahrhaben!«
    »Dann könnte Veit in Zeil auf ein Motorrad umgestiegen sein, Sie überholt haben, und ...«, hörte sie den Kommissar sagen.
    »Aber Ihre Kollegen haben die Spuren.«
    »Bevor sie die Spuren aufnehmen konnten, legte der Wolkenbruch los«, schnaubte Hardo. »Der Kollege, der selbst Motorradfahrer ist, meinte jedoch, es sei kein Motocross-Rad gewesen. Und keiner unserer drei Motorradfreunde hat so eines. Also stehen wir am Anfang.«
    »Wie sollte Veit an Krolls Gewehr gekommen sein?«, wollte Katinka wissen.
    »Unmöglich ist nichts«, murmelte Hardo. Er tippte eine Nummer in sein Handy. Zeitgleich klingelte Katinkas Telefon.
    »Palfy?«
    »Hier ist noch mal Elvira Hanf.« Ein hysterischer Ton schwang in Elviras Stimme. »Gerade bekam ich ein Päckchen. Das ist ... ganz fettig. Ewald Isensteins Adresse steht als Absender drauf.«
    »Es ist fettig?«, fragte Katinka entgeistert, während sie in Toms Arbeitszimmer ging, um Hardos Gespräch nicht zu stören.
    »Es scheint ein Buch drin zu sein«, sagte Elvira Hanf. »Verzeihen Sie, wenn ich Sie deswegen behellige ... warum sollte Ewald mir ein Buch schicken?«
    In Katinkas Kopf setzte sich ein Karussell in Bewegung, drehte sich schneller und schneller.
    »Komisch«, sagte Elvira Hanf. »Irgendwie riecht es nach Marzipan.«
    Ein Ratschen knisterte durch die Leitung.
    »Halt!«, schrie Katinka. »Ziehen Sie das Buch nicht raus! Nicht rausziehen!«
    »Ich ...«
    »Das ist Plastiksprengstoff. Lassen Sie es liegen, wo es ist. Gehen Sie aus dem Haus! Ich komme!«
    Sie drückte die Aus-Taste, warf das Telefon auf den Schreibtisch und rannte in die Küche. Hardo hielt seinen Kaffeebecher in der Hand.
    »Bei Elvira Hanf ist ein Päckchen mit Plastiksprengstoff aufgetaucht«, rief sie. »Schnell, wir müssen hin!«
    Hardo verschüttete Kaffee auf sein Hemd.
    »Sie gehen nirgendwohin!«, fuhr er auf. Er hielt Katinka am Arm fest.
    Sie riss sich los, schnappte ihren Rucksack und zog die Wohnungstür auf. Als sie unten an der Haustür ankam, war Hardo neben ihr.
    »Ich habe ein Problem mit Ihnen«, knurrte er.
    »Hören Sie schon auf. Kroll ist in Gewahrsam. Den Personenschutz können Sie sich sonst wohin schmieren.«
    Hardo packte sie an den Schultern. Für einen Augenblick hatte sie Angst, er würde sie gegen die Wand schmettern.
    »Krolls Gewehr haben Sie auch sichergestellt. Aus der Flinte feuert so schnell keiner mehr«, wehrte sich Katinka.
    »Sie bellen den falschen Baum an, Palfy!«
    Sie hörten oben die Tür zuschlagen. Carla rannte die Treppen herunter.
    »Ich komme mit«, verkündete sie.
    Dankbar sah Katinka sie an. Hardo war überstimmt.
     

16. Explosion
    Hardo prügelte seinen Golf mit hundertzwanzig über die Landstraße. Katinka saß hinten und hielt sich an Carlas Kopfstütze fest. Die ersten Minuten hatte Hardo telefoniert und Anweisungen erteilt. Nun hielt er die Lippen zusammengepresst und sagte kein Wort. Ab und zu trafen sich ihre Blicke im Rückspiegel. Katinka zog eine Gangstermiene. Sie hielt durch bis Altershausen, dann sagte sie:
    »Hardo, tut mir leid.«
    »O.k.«, sagte er knapp. Sein Zorn konnte so schnell davonschwirren wie ein Kolibri.
    Katinka lotste ihn durch Königsberg zum Salzmarkt. Am Samstagabend um kurz nach sechs lag das Städtchen still da. Carla betrachtete staunend die bunten Fassaden.
    »Das ist wunderhübsch«, murmelte sie.
    »Ja. Ein wunderhübsches Gefängnis«, sagte Katinka.
    »Na, na!«, machte Hardo.
    Sie hielten vor Elvira Hanfs Haus. Katinka sprang aus dem Wagen, gefolgt von Hardo. Sie klingelte Sturm. Elvira Hanf öffnete, blass wie ein Totenkopf.
    »Gott sei Dank sind Sie da!«, rief sie. Sie deutete auf den Boden neben der Tür. Mitten in ihrer Garderobe lag ein brauner Umschlag, aufgerissen. Ein Taschenbuch ragte einen Zentimeter heraus. Deutlich war der Fettfleck zu sehen. In krakeliger Handschrift stand Elviras Adresse darauf, und als Absender nur zwei Worte: Ewald Isenstein.
    »Die Leute vom Sprengkommando sind gleich hier. Was tun Sie hier noch? Raus mir Ihnen«, kommandierte Hardo und schob Katinka Richtung Straße. »Sie auch!« Er nahm Elvira Hanf am Arm und

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