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Januskopf

Januskopf

Titel: Januskopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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murmelte Katinka.
    »Ich habe es auf deinem Handy versucht. Ich sollte dich doch zurückrufen. Aber du gingst nicht ran, also fragte ich beim Chef nach, und der hatte gerade einen Anruf von deiner Schwiegermutter bekommen.«
    »Von wem ?«
    »Von mir.« Carla kniete sich neben Katinka. Sie strich ihr das nasse Haar aus der Stirn. »Ich habe Uttenreuther angerufen, nachdem du losgefahren bist. Ich hatte Angst.«
    »Meine Waffe!«
    »Hier.« Sabine hielt ihr die Beretta hin.
    Erleichtert strich Katinka über das Metall.
    »Was ist mit Ewald?«
    »Der Notarzt kommt gerade.«
    Blaulicht zerschnitt die Nacht, im Wettstreit mit den Blitzen am Himmel. Es war nun dunkel, so tintenschwarz wie das Wasser in der Schleuse. Katinka rappelte sich hoch. Ewald lag auf dem Beton, das Hemd aufgerissen. Ein Polizist gab Herzdruckmassage. Katinka sah hoch. Da stand Hardo, die grauen Augen glühend auf Katinka gerichtet.
    »Hardo! Gott sei Dank sind Sie hier! Ich habe Ewald nicht allein aus dem Wasser gekriegt.« Sie begann zu schluchzen. Das riesige, schwarze Schiff. Immer noch sah sie den Bug über sich, und den Anker, diesen riesigen Anker.
    »Ihre Standpauke kriegen Sie noch!«, schnaubte Hardo. »Aber erst setzen Sie mich in Kenntnis. Und zwar dalli.«
    »Ewald wollte sich mit mir treffen«, begann Katinka und taumelte ein paar Schritte. Da lag Ewald, und da kämpfte immer noch der nasse Polizist um sein Leben. Der Notarzt stürmte herbei. Hardo packte Katinka am Arm und zog sie weg. Die Decke rutschte ihr von den Schultern. Fast schien es, als bemerke der Kommissar erst jetzt, wie nass sie war. Er winkte Sabine.
    »Kerschensteiner, holen Sie was Trockenes zum Anziehen für die Frau Detektivin«, befahl er. Er wandte sich an Katinka. »Haben Sie Ihren Wohnungsschlüssel parat?«
    »Im Auto.«
    »In dem Fiat, den Sie verkehrswidrig mitten auf der Fahrbahn abgestellt haben?«
    »In dem.«
    »Also, Kerschensteiner, fahren Sie in Palfys Wohnung und besorgen Sie was Warmes zum Anziehen und einen heißen Tee. Nein. Kaffee.«
    Sabine warf Katinka einen Blick zu und ging.
    »Ewald war verwirrt«, fuhr Katinka fort. Die Windböen kamen schärfer. Der Donner rückte näher, aber es kam kein Tropfen Regen. »Er behauptete, ein Doppelgänger sei hinter ihm her. Dann wurde ich ausgeknockt. Vielleicht eine halbe Minute lag ich auf dem Boden. Als ich aufwachte, sah ich das Schiff. Es hatte sich nur ein paar Meter bewegt. Ich wusste nicht, ob Ewald mich niedergeschlagen hatte. Ich hatte ihn für Momente aus den Augen gelassen. Dann sah ich ihn im Wasser treiben. Und das Schiff kam näher. Und ...« Sie stockte und presste die Lippen zusammen. Der Notarzt machte sich an Ewald zu schaffen.
    »Wer hat Sie niedergeschlagen?« Hardo strich mit dem Finger über Katinkas Hals. »Das wird schön blau. Also: Wer?«
    »Ich w...weiß nicht«, sagte sie. »Aber ich vermute ...«
    Sie redete und Hardo hörte ihr zu. Schließlich winkte der Kommissar einen Kollegen herbei. Sie sprachen kurz. Katinka verstand sie nicht, der Wind schluckte die Stimmen. Sie lauschte tief in sich hinein. Es gab nur diese Lösung. Nur sie war logisch. Durch und durch logisch. Sie war so trivial, dass sie einfach zutreffen musste, auch wenn sich alles in Katinka gegen diese Lösung wehrte. Nicht Liebe war das Motiv. Nicht Hass. Keine Ideologie und keine moralische Überzeugung. Trivial eben. Katinka ging zu Carla hinüber.
    »Carla?«
    »Hm?«
    »Wenn du zwei Leute niederschlägst und einen ins Wasser wirfst, wenn dann die Polizei kommt – was würdest du tun?«
    »Abhauen.«
    »Wohin?«
    »Jedenfalls nicht nach Hause«, murmelte Carla.
    »Aber wohin dann!«
    »Vielleicht gibt es einen Ort, an dem ich mich sicher fühle, und den nur ich kenne?«
    »Vielleicht.« Katinka sah in die Ferne und beobachtete die Blitze, die sich gespenstisch auf dem Kanal spiegelten. Es müsste ein Ort sein, an dem man auch noch einen anderen gefangen halten konnte. Hardo kam zurück. Er sah Katinka einen Augenblick an und sagte hart:
    »Der Schleusenwart liegt mit eingeschlagenem Schädel dort oben in seiner Kanzel. Er hat das Schiff noch abgefertigt, deswegen fuhr es in die Schleuse ein.«
    »O mein Gott«, flüsterte Carla.
    Katinkas Körper verkrampfte sich.
    »Der vierte Mord?«
    Hardo zog die Schultern hoch.
    »Arithmetisch gesehen schon. Aber das passt nicht ins Bild. Da oben sieht es eher so aus, als habe der Angreifer den Mann vorübergehend außer Gefecht setzen, aber nicht gleich zu den Englein

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