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Jasmin - Roman

Titel: Jasmin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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und floh. Ein Zittern ergriff ihn. Abuna al-masih, Christus, unser Herr, waren die Juden bis hierher gelangt? Weshalb hatte er sein Haus verlassen, wer garantierte ihm, dass sie nicht auf Zivilisten schossen? Hätte er vorhin logisch gedacht, so wäre er zu dem Schluss gelangt, dass nur ein Wahnsinniger zu einer solchen Zeit aus dem Haus ging und seine Frau alleinließ. Ach, die Schande, die Schande, wozu sie führt und wohin sie uns führt … Im Stillen gestand er sich ein, dass er sich geschämt hatte, zu Hause zu bleiben, und jetzt schämte er sich zurückzukehren. Er erhöhte das Tempo, bis er die Salah-ed-Din-Straße erreichte, wo er rechts abbog und wie gewohnt neben dem al-Hurrije, dem noblen Restaurant, parkte, das sich in seinem Besitz befand. Das Tor stand schon offen. Für einen Moment dachte er daran, hineinzugehen, doch er hatte es eilig, zu Abu Nabil zu kommen, der im benachbarten Gebäude im Zeitungsbüro auf ihn wartete.
    »Ahlan, Abu George, sabah al-cheir, einen schönen guten Morgen«, begrüßte ihn sein Partner und kam geradewegs zur Sache. »Es gibt Informationen, bislang noch unbestätigt, dass die Juden, ihr Haus möge zerstört werden, al-Mudawara eingenommen haben und dabei sind, weiter vorzurücken. Ich glaube es ja nicht, der Hügel ist über jede Vorstellung hinaus befestigt, aber … vielleicht sollten wir den Gouverneur um Aufklärung bitten. Was meinst du?«
    »Da ist jetzt wirklich ein Sonderinterview mit ihm gefragt. Es ist wichtig, die Bürger zu beruhigen.«
    »So ist es, deswegen habe ich dich bemüht. Du weißt ja, dass der Gouverneur nicht mit mir spricht, seit …«

    Abu George nickte wie zur Bestätigung, dass er sich an den flammenden Zorn des Gouverneurs über einen Artikel erinnerte, den Abu Nabil vor einigen Monaten geschrieben hatte.
    »Vielleicht solltest du ohne mich zu ihm gehen«, schlug Abu Nabil zögernd vor.
    »Nein, mein Bruder. Erstens, deine Ehre ist mir so teuer wie die meine. Es geht nicht an, dass ich ihn ohne dich interviewe. Und außerdem, das ist die Gelegenheit, diesen Vorfall auszubügeln.«
    Die beiden schritten eilig zum Haus des Gouverneurs auf der anderen Straßenseite, passierten den Torwächter und stiegen fast im Laufschritt ins erste Stockwerk hinauf.
    »Der Gouverneur ist im Sitzungsraum«, sagte sein Sekretär und führte sie in den bekannten Saal. Die Porträts der Herrscher der haschemitischen Dynastie blickten von den Wänden auf sie herab: Prinz Faisal ibn Hussein, Emir Abdallah, sein Sohn Talal und dessen Sohn Hussein. Trotz der frühen Stunde war der Gouverneur müde. Als er Abu Nabil erblickte, erstarrte er für einen Moment, fasste sich jedoch rasch, erhob sich zu ihrer Begrüßung und drückte ihnen die Hände.
    »Verzeihung, verehrter Herr Gouverneur, dass wir so in Ihr Büro hereinplatzen. Wir dachten, an einem solchen Tag müsste man mit Ihnen sprechen. Wir sind dabei, eine Sonderausgabe herauszubringen, und es ist uns wichtig, Sie zu interviewen«, begann Abu George.
    »Ahlan wa sahlan, willkommen.«
    »Wenn Sie so freundlich sein würden, uns den letzten Stand der Dinge mitzuteilen«, fuhr Abu George fort und empfand Freude und Stolz, dass er hier war. Abu Nabil zog einen Notizblock und seinen Parker Fifty-One aus der Jacketttasche.
    Der Gouverneur sprach mit blumigen Worten und seinem typischen Charme, sagte, dass die ägyptische Luftwaffe die zionistische Armee in der Wüste Sinai in Grund und Boden stampfe und ihre Tanks und Panzer in Flammen aufgehen lasse. Anschließend las er ihnen ein Schreiben vor, das Seine Majestät geschickt
hatte, und berichtete, dass der König ein Telegramm vom ägyptischen Präsidenten Nasser erhalten habe, in dem jener seiner sicheren Überzeugung eines vollständigen arabischen Sieges Ausdruck verlieh.
    Das Telefon klingelte. Der Gouverneur hob ab, lauschte, rutschte unruhig auf seinem Sessel hin und her und trat dann an die große Wandkarte, um dort etwas zu markieren.
    »Und was passiert bei uns, an unserer Front? Krieg?«, fragte Abu George.
    Der Gouverneur presste die Lippen zusammen. »Kein Krieg«, sagte er zögernd, »ich würde sagen, nur Grenzzwischenfälle, obgleich ernsthafte. Vereinzelte Soldaten des Feindes haben sich in der Nacht hier und dort eingeschlichen, doch unsere Soldaten vernichten sie just in diesen Augenblicken. Unsere Leute schießen von jedem Dach und aus jeder Stellung, und wir lassen die feindlichen Soldaten nicht einmal den Kopf heben«, versicherte er und lehnte

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