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Jasmin - Roman

Titel: Jasmin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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und die Gesundheit des Königs aus. Er lächelte bedrückt angesichts der unschuldigen Begeisterung der einfachen Leute.
    Plötzlich begriff er, dass ihn seine Füße zum Haram asch-Scharif, dem Tempelberg, trugen, dem Objekt der Begierde der Juden. Wenn sie in die Stadt eindrängen, würden sie sicher dorthin kommen. Doch wo war ein bequemer Aussichtsposten für ihn zu finden? Natürlich, die Grabeskirche, auf dem Dach, nichts besser als das! Und er eilte in Richtung des Bab al-Amud, des Damaskustors.
    Auch dieser Eingang in die Altstadt, der immer vor Leben strotzte, war menschenleer. Die Steinornamente, die Schießscharten und Wachpostenstellungen in der Mauer, die Suleiman der Prächtige gebaut hatte, traten nun in ihrer vollen Pracht zutage, als hielte einen das Getümmel des Alltagslebens sonst davon ab, ihre Schönheit zu sehen.
    Nachdem er die Stufen des antiken römischen Cardo hinuntergegangen war, trat er in die Via Dolorosa und hielt einen Moment auf den alten Steinplatten des Leidenswegs inne, auf dem der Messias unter der Last des Kreuzes in die Knie gegangen war. Werden uns die Juden wieder ein Kreuz aufladen?, fragte er sich. Der ärgerliche Husten überfiel ihn wieder, doch er eilte weiter, und innerhalb weniger Minuten hatte er die Grabeskirche erreicht. Der Aufstieg über die gewundene, schmale Treppe wurde von Minute zu Minute beschwerlicher. Er keuchte zunehmend. Ich bin nicht mehr der Jüngste, dachte er und nahm seine ganze Kraft für den restlichen Weg zusammen. Als er endlich oben ankam, musste er sich am Geländer festhalten.
     
    »Sabah al-cheir, guten Morgen, Abu George«, hörte er eine bekannte Stimme.

    »Einen schönen guten Morgen, Abu Schawkat«, begrüßte er den berühmten Pressefotografen. »Was machen Sie hier? Und den Jungen haben Sie auch mitgebracht?«, fragte er und streichelte dessen Kopf.
    Sie standen zu dritt nebeneinander auf der kleinen Plattform auf der Höhe der Grabeskirche und blickten in die Ferne. Die goldene Kuppel des Felsendoms auf dem Tempelberg funkelte vor ihnen, feierlich glänzend, und das Licht, das sie ausstrahlte, erhellte die gesamte Umgebung. Zur Rechten, in himmelschreiendem Gegensatz, ragte alltäglich grau die Kuppel der al-Aqsa-Moschee. Warum polieren sie sie nicht, dachte er. Al-balad, die Stadt mit dem bestimmten Artikel, die nicht, wie bei den Juden üblich, die »Altstadt« genannt wurde, lag wie auf dem Präsentierteller vor ihnen. Eine so kleine Stadt, und doch war sie die Quelle, Basis und Wurzel unzähliger arabischer Traditionen, die seit dreizehnhundert Jahren von Generation auf Generation übergingen.
    Es war nun zehn Uhr morgens. Ein leichter Wind trocknete den Schweiß auf Abu Georges Gesicht. Der Anblick der Scharfschützenposten der Legion und der mit Waffen gerüsteten Zivilisten, die an ihrer Seite kämpften, beruhigte ihn. Er stellte die Fototasche ab und holte ein Notizbuch heraus. Die beiden Männer blickten auf den Tempelberg. Deutlich hörte man die Schüsse, von nah und fern, die auf die Stadt und aus der Stadt abgegeben wurden.
    Plötzlich, mit einem Schlag, brach ein mörderisches Feuergefecht aus allen Richtungen los. Sie pressten sich an die Wand. Ihm schien, als würde eine Moschee beschossen, deren Minarette links aufragten, doch bevor er Abu Schawkat nach dem Namen der Moschee fragen konnte, rief der Junge aufgeregt:
    »Papa, schau mal, sie schießen auf das Bab al-Asbat!«
    Abu George drückte das Fernglas an seine Augen und richtete es auf das Dungtor.
    »Schau nach links, da bewegt sich was, ein dünner Eisenstab,
anscheinend eine Antenne von einem Fahrzeug, und daran eine kleine Fahne«, sagte Abu Schawkat, und begann seine Kamera klicken zu lassen.
    »Ich glaube, das ist ein Panzerfahrzeug von ihnen. Aber von wo ist es hereingekommen, vom Bab al-Asbat? Das kann doch nicht sein, das Tor ist zu schmal …«, flüsterte Abu George und biss sich auf die Lippen. Hatte er dort wirklich ein Militärfahrzeug gesehen? Vielleicht phantasierte er.
    Das Feuer verstärkte sich und prasselte wie wild gewordener Hagel auf die irreführende Antenne. Was konnte ein einziges Panzerfahrzeug in diesen Gassen ausrichten, sein Schicksal und das seiner Insassen war doch besiegelt! Und wie konnte es sein, dass der Weg frei war und das Gefährt wie auf einer Landstraße dahinfuhr?
    »Da ist er, da ist er!«, schrie der Junge. Der vermutete Panzer tauchte aus der Gasse heraus und rollte in Richtung Tempelberg. Die beiden Männer

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