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Jax

Jax

Titel: Jax
Autoren: Inka Loreen Minden
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zwei Tagen abholen und ins Gefängnis zurückbringen.« Er lächelt diabolisch und entblößt eine Reihe perfekter Zähne. »Zeigen Sie es der Serva.«
    Hinter seinem Rücken ballt Jax die Hand zur Faust und sagt ebenso bösartig: »Das werde ich.« Dann verabschiedet er sich von den Männern.
    Jax schaut in einen Scanner an der Tür, seine Netzhaut wird abgetastet, die Tür öffnet sich und ich betrete sein Reich. Doch ich habe keinen Blick dafür übrig, weil ich nur noch an das Ding um meinen Hals denken kann. Während ich hart schlucke, spüre ich das Metallband. Mir wird heiß und kalt. Ein so großes Schwindelgefühl ergreift von mir Besitz, dass ich schwanke und mich am erstbesten Möbelstück festhalte, das ich erreiche: ein großer schwarzer Sessel. Panisch schnappe ich nach Luft, weil ich glaube zu ersticken.
    Wie soll ich jetzt fliehen können? Aber hätte ich denn fliehen können? Jax hatte recht, als er zuvor sagte, dass ich nirgendwohin könne und in den Outlands nicht überleben würde, sollte ich es bis dorthin schaffen.
    Kaum hat er hinter uns abgeschlossen, stößt er einen Fluch aus und lässt sich neben mir in den Sessel fallen. Er schließt die Augen und legt den Kopf zurück, sein Gesicht wirkt angespannt.
    Ich möchte ihn rütteln, er soll mir sagen, wie es jetzt weitergeht, doch er sitzt einfach nur da. Er trägt ein schwarzes T-Shirt, das sich an seinen Oberkörper schmiegt und seine Muskeln betont, dazu saubere Einsatzstiefel und eine frische Hose in grau-schwarzen Tarnfarben. Nicht nur seine Kleidung, sondern auch seine Stellung geben mir das Gefühl, dass er immer weiß, was zu tun ist, er für jedes Problem eine Lösung hat. Er ist doch ein Kämpfer, ein Stratege!
    »Jax?«, frage ich leise, weil ich mich kaum sprechen traue. Was, wenn meine Stimme das Halsband aktiviert und mir die tödliche Injektion hineinjagt?
    Ohne die Augen zu öffnen, sagt er: »Ich hatte gehofft, dich ins Krankenhaus einschleusen zu können, damit ich an die Aufzeichnungen der Überwachungskamera komme. Ich brauche das Gesicht des Mannes, ich kann es nicht richtig fassen, dazu war ich zu benommen.«
    Hat er mich deshalb mit nach Hause genommen? In meinem Brustkorb wird es so eng, dass ich erneut kaum atmen kann. »Ich würde da eh nicht mehr reinkommen, sie haben mir sämtliche Autorisierung genommen. Sie haben mir alles genommen.« Ich habe alles verloren, meine Wohnung, meine persönlichen Sachen, mein Leben.
    Jax reißt die Augen auf. »Shit, ich bin so …« Er fährt sich mit der Hand über das Gesicht und steht auf. »Ich bin es einfach nicht gewohnt, eine Frau oder sonst jemanden um mich zu haben, außer meinen Waffenbrüdern. Warte, ich bringe dir was zum Anziehen, dann finden wir schon eine Lösung.«
    Welche Lösung? Für meine oder seine Probleme?
    Mit hängenden Schultern gehe ich durch den großen Raum. Jax’ Wohnung ist eine Art Loft. Es gibt eine Küchenzeile aus Edelstahl, eine schwarze Couchgarnitur, einen riesigen Screener an der Wand und auf der anderen Seite des Zimmers, vor dem Panoramafenster, einen Kleiderschrank und ein mit weißen Laken bezogenes Bett. Es ist so groß, dass vier Personen gemütlich darin übernachten könnten. Ansonsten ist die Wohnung recht kahl und leer, es hängen nicht einmal Bilder an der Wand. Keine Fotos. Hat er überhaupt Familie? Freunde?
    Ich schaue aus dem Fenster und werfe einen Blick über die Stadt. Von hier oben sehe ich die milchige Kuppel, die sich über das Haus erstreckt. Sie lässt nur gefiltertes Sonnenlicht hindurch und schimmert bläulich, erlaubt aber keinen Blick nach draußen. Die Outlands seien ein zu grauenvoller Anblick, sagt der Senat.
    Im Stadtzentrum steht der Turm mit der kugelrunden Spitze, an der die Kuppel ihren höchsten Punkt erreicht. Dort ist die Shuttle-Basis, der einzige Ort, an dem man die Kuppel verlassen kann. Erneut muss ich an Marks und meinen Ausflug in eine andere Stadt denken. Während des zweistündigen Fluges – ohne Captain, denn die kleinen Schiffe fliegen mit Autopilot – konnten wir keinen Blick nach draußen werfen, sondern bekamen einen Film vorgespielt. Wie es außerhalb der Stadt wohl aussieht? Ob immer noch alles braun und verbrannt ist, die Erde und das Wasser verseucht, so wie man es aus den Schulbüchern kennt?
    Sensationsgeile plädieren für Rundflüge, da viele die Outsider begaffen wollen, aber das Regime ist dagegen. So einen Flug hätte ich mir sicher auch gegönnt, doch nicht aus Sensationsgier. Ich
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