Jax
ihm ja nichts erzählen, außer mit Mark habe ich wirklich nie mit einem anderen Mann geschlafen.
Jax hebt das Kinn und nimmt die Schultern zurück. Er macht einen zufriedenen Eindruck. Kann das sein? Ach, ich kann ihn so schlecht einschätzen.
Bevor dieser Warrior in mein Leben trat, hatte ich zwar Lust auf Intimitäten, habe mich aber nicht getraut, meine Wünsche zu äußern. Jax hat den Hunger in mir noch vergrößert.
Ich räuspere mich, mein Herz klopft härter und ich überwinde mich zu fragen: »Hattest du schon mal eine Beziehung?«
Er schüttelt den Kopf und rutscht auf dem Hocker hin und her. Das Thema scheint ihm nicht zu behagen. »Noch nie. Ich beneide dich ein wenig.«
Es gibt wohl wirklich keinen Grund, mich zu beneiden. »Du kannst dir doch auch eine Freundin suchen … oder hättest es können.«
»Mein Job ist nicht sehr beziehungsfreundlich.«
Das hatte ich vermutet.
Jax nimmt die leere Schale, das Besteck und die Gläser, um sie auf die Küchenzeile zu stellen. »Außerdem bin ich es gewohnt, allein zu sein. Ich muss keinem Rechenschaft ableg en, kann niemanden verletzen. Ich glaube nicht, dass ich für eine Partnerschaft der Richtige bin.«
Mein Magen verkrampft sich. Gott, hab ich mir Hoffnungen gemacht? Jax und ich?
Hat er bemerkt, dass ich Gefühle für ihn habe? War das seine Art mir zu sagen, dass es kein »Wir« geben wird, bevor ich mich in etwas verrenne? Was sollte er auch von einer Sklavin wollen, die dem Tode geweiht ist?
Ich reibe über meine Täto wierung am Oberarm, die sich plötzlich anfühlt, als würde sie brennen, während Jax an der Küchenzeile lehnt und ins Leere blickt.
Als es auf einmal laut summt, zucke ich zusammen.
»Das ging ja schnell!« Er eilt zur Tür, ich höre ihn reden, dann kommt er mit einer großen Tüte zurück. »Deine Bestellung.«
»Wow, das war ja wirklich fix.«
»Wenn du duschen möchtest«, sagt er und deutet auf eine Tür neben dem Schlafzimmerschrank, »dort ist das Badezimmer. Ich hau mich kurz hin.«
»Gerne.« Ich nehme ihm die Tüte ab und möchte schon ins Badezimmer gehen, als mir das Halsband wieder einfällt. Plötzlich wird mir schwindlig und mein Herz fängt an zu rasen. Rasch wirble ich zu ihm herum. »Meinst du, dem Band macht Wasser etwas aus?«
»Ich denke nicht.«
»Kann ich Mark informieren? Was meinst du?« Ich will dieses Ding endlich loshaben.
Jax nickt. »Schreibe ihm, dass er herkommen soll, aber sag ihm nicht, worum es geht.«
Das werde ich sofort nach dem Duschen machen.
***
Als ich eine halbe Stunde später in den neuen Klamotten aus dem Bad komme, liegt Jax im Bett und schläft. Er trägt nur eine eng anliegende schwarze Shorts und ist nicht zugedeckt. Einen Arm hat er über dem Kopf angewinkelt, weshalb sein gewölbter Bizeps zu erkennen ist. Sein Gesicht ist mir zugedreht, seine Lippen sind leicht geöffnet. Da Tageslicht auf seinen Körper fällt, kann ich ihn zum ersten Mal ausgiebig und in Ruhe betrachten: die definierten Muskeln, das Sixpack, die langen, leicht behaarten Beine und die mit Narben übersäte Haut. Sogar am Ohr hat er einen Schnitt, und eine besonders lange Narbe zieht sich über seine Brust.
Unter seinen dichten dunklen Wimpern liegen Schatten. Drei Tage Dauereinsatz, fast keinen Schlaf – bis auf die wenigen Stunden neben mir –, das schafft auch den stärksten Warrior.
Er scheint tief und fest zu schlummern, denn sein Gesicht wirkt zum ersten Mal völlig entspannt. Überhaupt wirkt er verändert, seit wir bei ihm zu Hause sind. Ruhiger, zurückhaltender. Das ist sein Reich, hier braucht er niemandem etwas vorspielen. Doch jetzt bin ich hier eingedrungen.
Für die Warrior ist es normal, immer unter Beobachtung zu stehen, bei Einsätzen und ihrem Vergnügen. Mich würde das wahnsinnig machen, doch die Krieger kennen es nicht anders.
Vielleicht sollte ich mich auch ausruhen, aber zuerst muss ich Mark informieren. Ich nehme den Tablet-PC und öffne das Chatprogramm, bis mir wieder einfällt, dass ich ihn nicht anschreiben kann. Mich gibt es nicht mehr, keiner meiner Zugänge funktioniert, mein Daumenscan ist nutzlos. Ich brauche den von Jax. Aber er schläft gerade so friedlich und braucht Erholung.
Eine Stunde … nehme ich mir vor, dann werde ich ihn wecken. Sol ange schaue ich mir auf dem Tablet die Bücher an, die er in der virtuellen Bibliothek stehen hat. Es sind viele Klassiker darunter, aber auch Titel über Kriegsführung und Waffentechnik. Ob Jax die alle
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