Jax
möchte nur wissen, ob Leben da draußen nach achtzig Jahren wieder möglich ist. Die Strahlung der Bombe halbiert sich alle dreißig Jahre, die Natur wird sich irgendwann erholen. Hoffentlich. Doch das ist für mich ohnehin irrelevant, so viel Zeit bleibt mir nicht mehr.
Erneut schlucke ich meine Tränen hinunter und lege die Finger an das Metallband um meinen Hals, als sich plötzlich Jax’ Hände von hinten auf meine Schultern senken. »Wir finden eine Lösung, um es abzumachen«, sagt er sanft. »Und für alles andere auch.«
Ein Lächeln huscht über mein Gesicht. Mein großer starker Soldat ist ein Träumer?
»Hier, für dich, etwas Besseres habe ich nicht gefunden.« Er reicht mir ein schwarzes T-Shirt. Es sieht genauso aus, wie das, was er anhat. »Ich bin nicht auf Frauenbesuch eingestellt.«
»Danke.« Hastig streife ich es über, froh, meinen Körper bedecken zu können, auch wenn ich mich vor Jax nicht mehr schäme. Immerhin hat er bereits alles von mir gesehen.
Das Hemd ist so groß, dass es mir bis zu den Oberschenkeln reicht. Während mich Jax mustert, kratzt er sich am Kopf. »Du solltest dir was zum Anziehen bestellen.« Er geht zu einem runden Glastisch vor dem Sofa und bringt mir den Tablet-PC, der darauf liegt. »Bestell, was du möchtest. Ich bezahle.«
»D-danke«, stammle ich, weil ich so viel Freundlichkeit nicht mehr gewohnt bin. Seit Monaten höre ich nur, was ich tun muss, durfte keine eigenen Entscheidungen fällen.
Ich nehme ihm den kleinen Computer ab, und als ich die glatte schwarze Oberfläche antippe, beginnt der Bildschirm zu leuchten. Ich bin versucht, meine E-Mails abzuholen, widerstehe dem Drang jedoch. Mein Account wird gelöscht sein. Ich weiß es. Nachzusehen und das bestätigt zu finden, wird mir nur wehtun.
Ich gehe auf die Seite von »C & M – Clothes and More«, einem Laden, in dem ich immer meine Kleidung bestellt habe. Ab und zu, wenn es meine Zeit zuließ, war ich auch persönlich im Shop.
Ich suche mir bequeme Schuhe, eine dunkelblaue Stoffhose und zwei kurzärmlige Oberteile aus, die alle möglichst wenig kosten, da ich ein schlechtes Gewissen habe, mir die Sachen nicht selbst leisten zu können. »Das werde ich dir irgendwie zurückzahlen.«
»Mach dich nicht lächerlich«, sagt er und schlendert zur Küchenzeile. »Wobei …« Über die Schulter wirft er mir einen schelmischen Blick zu und zwinkert. »Ich wüsste, wie du deine Schulden bei mir abarbeiten könntest.«
Sofort wird mir wieder heiß. Dieser Mann kann es nicht lassen!
Ich muss daran denken, wie er mich unter der Dusche verwöhnt hat, woraufhin sich mein Schoß zusammenzieht. Ob er erwartet, dass es hier genauso weitergeht wie in der Vergnügungseinheit?
Meine Finger zittern, während ich noch Unterwäsche aussuche. Zuerst wollte ich brave nehmen, aber jetzt entscheide ich mich für weniger Züchtiges, wähle fast durchsichtige Stoffe in verruchtem Rot.
Nachdem ich alle Sachen in den virtuellen Warenkorb gelegt habe, gehe ich zu Jax, damit er bezahlen kann. Als er den Preis sieht, schüttelt er den Kopf. »Ich dachte immer, Frauen kosten einem Mann Unmengen an Geld.«
»Ich gehöre nicht zu diesen verschwenderischen Frauen«, krächze ich. Die Situation ist so ungewohnt. Ich, die Sklavin, bin zu Hause bei einem Warrior, der mir Kleidung kauft, als wäre ich seine Frau.
Schmunzelnd drückt er den Daumen auf das Bezahlfeld. Sein Abdruck wird eingescannt und zwei Sekunden später erhalte ich die Bestellbestätigung. »Lieferung in vierzig Minuten« steht dort. Der Laden befindet sich nur eine Straße von diesem Haus entfernt.
Jax öffnet den Kühlschrank. »Hast du Hunger?«
Ich nicke. »Und wie.« Ich weiß gar nicht, wann ich zuletzt richtig gegessen habe. Vor der Show war ich zu aufgeregt und der Gefängnisfraß ist auch nicht gerade köstlich.
»Was möchtest du?« Er holt verschweißte Fertiggerichte heraus, auf denen die Menü-Namen aufgedruckt sind. »Gemüseeintopf, Schweinebraten, Lasagne, Ratatouille …«
»Lasagne hört sich gut an, die hatte ich ewig nicht mehr.« Das Wasser läuft mir im Mund zusammen und mein Magen knurrt.
Jax reißt die Schutzfolie ab, schiebt die Packung in den Magnetronic, und eine Minute später holt er das dampfende Gericht heraus.
Mm, wie das duftet! Nach Tomaten, Nudeln und Gewürzen.
Wir setzen uns auf Hochstühlen nebeneinander an eine Art Bar in der Küche. Eine andere Sitzgelegenheit außer der Couch und dem Sessel gibt es nicht. Jax scheint
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