Jax
andere Tiere. Nahe der Bergkette konnten sie sich ungestört vermehren. Es sind hunderttausende. Sie liefern uns einen Großteil der fleischlichen Nahrung.« Sonja senkt den Kopf. »Aber in unserem Gesetz steht, sollte jemand exekutiert werden müssen, darf das auch ein Jäger ausführen.« Sie legt ihren Waffengürtel ab und reicht ihn mitsamt ihrer Pistole einem der Gesetzeshüter durch das Fenster. Es ist ein älterer Mann mit braungebranntem und wettergegerbtem Gesicht.
Ich gebe ihr meine Waffe aus dem Rucksack, die sie ebenfalls dem Alten reicht.
»Was ist mit dem Warrior?«, fragt er und nickt Jax zu. »Wir haben den Befehl, ihn festzunehmen.«
»Um ihn könnt ihr euch noch früh genug kümmern. Wo bleiben die Sanitäter?«
Zitternd atme ich ein und klammere mich fest an Jax’ Hand. »Fahr lieber zurück.« Meine Güte, was rede ich da? Ich möchte nicht, dass er geht. Und was soll er auch in White City? Sich ewig in den Höhlen verstecken? Aber wenn er bleibt, werden sie ihn verhaften und vielleicht töten. Er ist ein Warrior – ihr Erzfeind!
»Er macht euch keine Probleme, ohne seine Hilfe wären wir nicht hier«, ruft Sonja nach draußen und wendet sich wieder Jax zu. »Wie entscheidest du dich?«
Ohne den Blick von mir abzuwenden, überreicht er Sonja sein Gewehr, dann legt er die Schutzweste ab, an der weitere Waffen hängen.
Leicht schüttle ich den Kopf und zwinkere die ersten Tränen weg. In seinen blauen Augen kann ich alles lesen. Er bleibt. Meinetwegen. Wollte er mir das zuvor sagen, als wir aus dem Tunnel kamen?
»Jax, du musst meinetwegen nicht dein Leben aufs Spiel setzen«, wispere ich.
»Meine Entscheidung, Kleine. Ich muss erst wissen, dass du in Sicherheit bist.« Er fasst in meinen Nacken und küsst mich kurz, hart und leidenschaftlich, sodass mir die Luft wegbleibt. Zum Schluss schenkt er mir einen seiner berühmten glühenden Blicke, der noch heißer lodert als jemals zuvor, bevor er mit erhobenen Händen den Zug verlässt.
Wie gelähmt bleibe ich zurück, während ich hilflos beobachte, wie die Stadtwache ihm befiehlt, sich hinzuknien und die Arme hinter dem Rücken zusammenzunehmen.
Jax gehorcht widerstandslos. Als sie ihm Handschellen angelegt haben und ihn abführen, möchte ich hinterherlaufen, aber Sonja hält mich zurück. »Tu nichts Unüberlegtes, solange wir nicht wissen, was mit ihm passiert.«
Der ziehende Schmerz hinter meinem Brustbein bringt mich fast um.
In diesem Augenblick kommen zwei Sanitäter mit einer Trage den Bahnsteig entlang. Ich erkenne sie an dem roten Kreuz auf ihren hellblauen Overalls. Sie betreten den Wagen und betten Julius auf die Liege. Ich erkläre ihnen, was geschehen ist, und sie versprechen, sich gleich um ihn zu kümmern. Dabei bin ich hin- und hergerissen, ob ich hinter Jax herlaufen oder bei Julius bleiben soll.
Aber Sonja hat recht, ich sollte vielleicht niemandem zeigen, wie viel mir Jax bedeutet, wobei zumindest die Stadtwache gesehen hat, was ich ihm bedeute. In diesem Kuss haben all seine Gefühle für mich gelegen. Richtige Gefühle, nicht nur sexuelles Verlangen, da bin ich mir sicher.
Als Jax sich umschaut und mir über seine Schulter ein aufmunterndes Lächeln schenkt, reiße ich mich zusammen und lächle zurück. Alles wird gut. Es muss!
Hat Jax durch meinen Beinahe-Tod bemerkt, wie viel ich ihm bedeute? Wird das etwas zwischen uns ändern? Darf ich auf mehr hoffen?
In meinem Kopf fällt alles drunter und drüber.
Resolut wische ich mir die Tränen aus dem Gesicht und folge Sonja und den Sanitätern. Was auch immer jetzt mit Jax geschehen wird – ich werde für ihn da sein, so wie er für mich da war. Sobald ich weiß, dass Jul gesund wird, werde ich Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um Jax zu retten.
Kapitel 9 – Ein neues Leben
Die Halle im Inneren der Pyramide ist mehrere Stockwerke hoch und läuft spitz nach oben zu. So etwas habe ich noch nie gesehen. Sogar die gläsernen Aufzüge verlaufen schräg. Und genau wie Sonja erzählt hat, existiert hier drin eine Stadt. Überall stehen Marktstände und es gibt richtige kleine Gebäude, wie zum Beispiel orientalisch anmutende Tempel und Häuser, in denen verschiedene Waren verkauft werden. Des Weiteren Restaurants und sogar ein Theater. Es tummelt sich eine geradezu riesige Anzahl an Menschen in der Pyramide. Sie reden miteinander und lachen, obwohl sie krank und ausgemergelt aussehen. Ihnen fehlt sauberes Wasser.
Ich schiebe die Sonnenbrille in mein
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