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Jax

Jax

Titel: Jax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka Loreen Minden
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schauen neugierig.
    Ich versuche zu lächeln, doch es mag mir nicht gelingen. »Natürlich.«
    »Liebst du diesen Krieger wirklich?«
    Nickend erwidere ich: »Das tue ich.«
    Mehr Leute schließen sich mir an, stellen mir Fragen. Über das Leben in White City haben sie mich längst ausgehorcht, nun wollen sie wissen, ob der Warrior tatsächlich auf ihrer Seite steht und ihnen helfen wird. Ich beruhige sie, erzähle ihnen, was für ein guter Mensch Jax ist und dass er schon immer ein Herz für die Schwachen hatte, auch wenn ihm das vielleicht nicht bewusst war. Doch ich muss nur an Jimmy, der seine Wohnung in Schuss gehalten hat, oder mich denken.
    Kurz vor Mitternacht erklingt ein Gong und alle verstummen.
    »Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger«, tönt es von allen Seiten. Der Bürgermeister macht eine Durchsage. »Wir haben Wasser!«
    Nach einer weiteren Sekunde völliger Stille bricht Jubel aus. Alle um mich herum springen in die Luft und schreien vor Freude. Jax hat es geschafft!
    Auf einmal werde ich von allen Seiten umarmt und hochgehoben. Musik ertönt – ein Lied, das ich noch nie gehört habe. Es heißt »I’m a Believer« und die Resurer tanzen dazu. Ich wische mir die Freudentränen aus dem Gesicht und lache erleichtert. Auch Sonja taucht mit Julius bei mir auf und wir halten uns fest. Als ich jedoch auf den Songtext achte und heraushöre, dass es sich dabei um ein Liebeslied handelt, wird mir sofort wieder schwer ums Herz. Nachdem der Sänger »I couldn’t leave her if I tried« geträllert hat, entschuldige ich mich bei den beiden und laufe hinaus in die Nacht.
     

 
    ***
     
    Seit Stunden plätschert Wasser in die gigantischen Tanks, die sich im Keller befinden. Sie sind fast voll. Schon jetzt reicht der Vorrat für drei Wochen, wenn alle sparsam damit umgehen. Ob Jax beim Rohr Wache hält oder ob er zwischenzeitlich schon die Flugzeugwerft in die Luft gesprengt hat?
    Oder ist er gerade dabei Greer zu ermorden? Bei dem Gedanken schmerzt mein Magen.
    Wo bleibt er nur?
    Ich warte am Bahnhof vor der Pyramide und halte im Dunkeln nach dem Monorail-Express Ausschau. Es hat immer noch über zwanzig Grad und es ist angenehm hier draußen, während es mittags wieder doppelt so heiß sein wird und sich die meisten Resurer deshalb nur drinnen aufhalten.
    Die Morgendämmerung kündigt sich mit einem orangen Streifen am Horizont an, während über mir noch die Sterne funkeln. Unzählige Diamanten auf schwarzem Samt. In White City bekommt niemand den Himmel zu sehen, weshalb die Outlands allein deshalb einen Ausflug wert sind.
    Ich bin so müde, dass ich fast im Sitzen einschlafe, und gähne ununterbrochen. Beinahe bin ich versucht, mich auf die Eisenbank zu legen. Es ist ruhig geworden, keiner ist mehr auf, um auf Jax zu warten. Nur zwei Wachposten hocken auf der Nebenbank und schnarchen. Tolle Aufpasser. Sie hätten keine Chance, sollten Warrior in die Stadt kommen.
    Sonja wollte sich solidarisch zu mir gesellen, doch ich habe sie nach Hause geschickt. Sie hat ihre Familie so lange nicht gesehen, und mir macht es nichts aus, allein mit meinen Gedanken zu sein.
    Als ich plötzlich einen leuchtenden Punkt in der Ferne aufflackern sehe, halte ich die Luft an und springe auf. Ist es eine Glasscheibe, die das Licht der aufgehenden Sonne reflektiert?
    Ich schaue mich um. Die Sonne kann es nicht sein, denn es dauert bestimmt noch eine halbe Stunde, bis sie sich über den Horizont erhebt.
    Mein Herzschlag beschleunigt sich, denn das Licht wird größer. Als auf einmal das Gleis vor mir leise vibriert, bin ich mir sicher, dass es der Zug ist.
    »Jax!« Meine Müdigkeit ist mit einem Schlag verschwunden. Ich laufe zum Anfang des Bahnsteiges und wieder zurück. Wo wird er aussteigen? Ganz vorne! Wo bleibt er denn? Und was, wenn es nicht Jax ist?
    Die Wachmänner haben meine Aufregung mitbekommen und sind aufgewacht. Mit gezogenen Pistolen stehen sie neben mir, einer verständigt über Funk den Bürgermeister, dass sich der Monorail-Express nähert.
    Als der Zug endlich in den Bahnhof einfährt, kann ich nicht erkennen, wer der dunkle Schatten darin ist. Die Wachmänner bedeuten mir, in Deckung zu gehen, doch ich stehe wie gelähmt da. Die Gestalt bewegt sich und taumelt schließlich aus dem Waggon, in der Hand ein Gewehr.
    Ich unterdrücke einen Schrei. Oh Gott, er ist es! Sein Gesicht ist blutüberströmt, auch an den Armen hat er Wunden, sein Shirt unter der Weste ist zerfetzt. Seine Hose ist ebenfalls durchlöchert.

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