Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

J.D.SALINGER Neun Erzählungen

Titel: J.D.SALINGER Neun Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
Vom Netzwerk:
Stimmt es oder stimmt es nicht? Du musst das nicht erörtern, wenn du nicht willst, aber so wie die Gerüchte in Boston – «
    »Nein, es stimmt nicht«, sagte Teddy emphatisch. »Ich habe ihnen den Ort genannt und die Zeit , wenn sie sehr, sehr vorsichtig sein sollten. Und ich habe ihnen gewisse Dinge genannt, die zu tun vielleicht nicht schlecht wäre n … Aber so etwas habe ich nicht gesagt. Ich habe nicht gesagt, dass etwas unausweichlich sei, in der Art .«
    W ieder zog er sein Taschentuch heraus und schnäuzte sich. Nicholson wartete so lange, den Blick auf ihn gerichtet. »Und zu Pro f essor Peet habe ich so etwas überhaupt nicht gesagt. Erstens war er nicht einer von denen, die herumgealbert und mir einen Haufen Fragen gestellt haben. Ich meine, zu Professor Peet habe ich nur gesagt, dass er von Februar an nicht mehr Lehrer sein sollte – mehr habe ich ihm nicht gesagt .« T eddy lehnte sich wieder zurück und schwieg einen Moment. »Diese ganzen anderen Professoren, die haben mich praktisch gezwungen, ihnen dieses ganze Zeug zu sagen. Das kam erst, nachdem wir mit dem Interview und der Bandaufnahme fertig waren, und es war schon ziemlich spät, und sie haben alle dagesessen und Zigaretten geraucht und sind ganz läppisch geworden.«
    »Aber du hast beispielsweise Walton oder Larsen nicht gesagt, wann oder wo oder wie der Tod käme?«, drängte Nicholson.
    »Nein. Keinesfalls«, sagte Teddy fest. »Ich hätte denen kein solches Zeug erzählt, aber sie haben ständig darüber geredet. Irgendwie fing Professor Walton damit an. Er sagte, er wüsste wirklich gern, wann er sterben würde, weil er dann wüsste, welche Arbeit er machen müsste und welche lieber nicht und wie er seine Zeit am sinnvollsten nützte und solche Dinge. Und dann haben alle gemeint, dass … Also habe ich ihnen ein bisschen was gesagt.«
    Nicholson sagte nichts.
    »Aber ich habe ihnen nicht gesagt, wann sie denn sterben würden. Das ist ein ganz falsches Gerücht«, sagte Teddy. »Ich hätte es tun können , aber ich wusste, dass sie es im Grunde eigentlich nicht wissen wollten. Ich meine, ich wusste, dass sie, obwohl sie Religion und Philosophie und so weiter lehren, dass sie trotzdem ziemliche Angst vorm Sterben haben .« T eddy saß oder lag eine Weile schweigend da. »Das ist doch so albern«, sagte er. »Wenn man stirbt, verlässt man doch verflucht nur seinen Körper. Meine Güte, das hat doch jeder schon tausend und abertausend Mal gemacht. Bloß weil sie sich nicht mehr daran erinnern, heißt das doch nicht, dass sie es nicht gemacht haben. Das ist so albern.«
    »Mag ja sein. Mag ja sein«, sagte Nicholson. »Aber dennoch bleibt das logische Faktum bestehen, dass, egal, wie intelligent – «
    »Das ist albern«, sagte Teddy erneut. »Beispielsweise habe ich in fünf Minuten Schwimmunterricht. Ich könnte jetzt die Treppe zum Pool hinuntergehen, und es könnte kein Wasser drin sein. Es könnte der Tag sein, an dem sie das Wasser erneuern. Allerdings könnte beispielsweise passieren, dass ich an den Rand trete, nur um auf den Boden zu schauen, und meine Schwester könnte von hinten kommen und mich irgendwie reinschubsen. Ich könnte mir den Schädel brechen und auf der Stelle sterben .« T eddy sah Nicholson an. »Das könnte passieren«, sagte er. »Meine Schwester ist erst sechs, und sie ist noch nicht viele Leben lang ein Mensch, und sie mag mich nicht besonders. Das könnte also schon passieren. Aber was wäre daran so tragisch? Wovor müsste man sich da fürchten, meine ich? Ich würde doch nur das tun, was für mich vorgesehen war, weiter nichts, oder?«
    Nicholson schnaubte milde. »Von deiner Warte aus müsste das keine Tragödie sein, aber für deine Mutter und deinen Vater wäre das bestimmt ein trauriges Ereignis«, sagte er. »Schon mal daran gedacht?«
    »Ja, selbstverständlich«, sagte Teddy. »Aber das wäre doch nur so, weil sie für alles, was passiert, Namen und Emotionen haben .«
    E r hatte die Hände wieder unter den Beinen stecken. Er zog sie nun heraus, legte die Arme auf die Armlehnen und sah Nicholson an. »Kennen Sie Sven? Den Mann, der für den Sportraum zuständig ist?«, fragte e r. Er wartete, bis Nicholson nickte. »Also, wenn Sven eines Tages träumt, sein Hund sei gestorben, dann würde er sehr, sehr schlecht schlafen, weil er diesen Hund sehr mag. Aber wenn er dann am nächsten Morgen aufwacht, ist alles in Ordnung. Dann weiß er, dass alles nur ein Traum war.«
    Nicholson nickte. »Und was

Weitere Kostenlose Bücher