Je mehr Löcher, desto weniger Käse
Kollegen acht Studenten mit Rechenaufgaben traktiert.
Das Besondere an der Studie war, dass die Testteilnehmer sämtlich sehr gut Englisch und Russisch sprachen. Sie stammten aus Russland und lebten im Schnitt schon fünf Jahre in den USA . Die Forscher trainierten mit den Studenten das Addieren zweistelliger Zahlen. Die Aufgaben wurden auf dem Computerbildschirm allerdings nicht mit arabischen Zahlen angezeigt, etwa 23 + 12, sondern als ausgeschriebene Zahlwörter. Ein Teil der Probanden bekam die Aufgaben auf Englisch gestellt, ein Teil auf Russisch. Auf dem Monitor stand dann zum Beispiel
twenty-three + twelve
beziehungsweise
двадцать три + двенадцать
Nach der Aufgabe erschienen auf dem Bildschirm zwei Zahlwörter in der jeweils trainierten Sprache. Die Studenten mussten dann per Knopfdruck das Zahlwort auswählen, das der Lösung entsprach. Ihre Reaktionszeit wurde gestoppt.
D ie Mathematik, die wir nicht in der Schule gelernt haben, ist die eigentlich interessante.
Ian Stewart (geb. 1945), britischer Mathematiker und Sachbuchautor
Das Addieren wurde über Tage nur in einer Sprache trainiert – bei dem abschließenden Test bekamen die Probanden die Lösungen jedoch teils auch in der Sprache präsentiert, in der sie nicht geübt hatten. Die Aufgabe bestand zum Beispiel aus russischen Wörtern, die Lösung aus englischen.
Dabei zeigte sich, dass der Wechsel der Sprache die Reaktionszeit deutlich verlängert. Die Forscher erklären dies damit, dass die Kenntnis zum exakten Addieren in einem sprachabhängigen Format gespeichert ist. Wer immer auf Russisch addiert und plötzlich englische Zahlwörter vor sich hat, muss diese erst übersetzen und braucht entsprechend länger. Das überrascht nur wenig.
Umso verblüffender waren jedoch die Ergebnisse eines zweiten Experiments. Auch hier ging es um das Addieren zweier Zahlen, doch das Display zeigte als mögliche Lösungen zwei Zahlen an, von denen keine stimmte. Nun bestand die Aufgabe darin, jene Zahl auszuwählen, die dem Ergebnis am nächsten kam. Dabei kam es also eher auf das Schätzen an als aufs exakte Summieren.
Auch bei diesem Experiment übte ein Teil der Probanden ausschließlich mit englischen Zahlwörtern, der andere Teil mit russischen. Überraschenderweise änderten sich die Reaktionszeiten beim Schätzen jedoch nicht, wenn die Sprache gewechselt wurde. Wer zum Beispiel russische Zahlwörter trainiert hatte, brauchte für das Finden der Zahl, die der Lösung am nächsten kam, immer die gleiche Zeit, ganz gleich, ob er russische oder englische Zahlwörter vor sich hatte.
Beim Abschätzen von Ergebnissen arbeitet unser Gehirn also ganz anders als beim exakten Rechnen – die Sprache ist nicht involviert. Das belegten auch Hirnscans, welche die Forscher während der Versuche durchgeführt hatten. Bei der exakten Rechnung waren für Sprache zuständige Bereiche des Gehirns beteiligt, beim Schätzen jene Regionen, in denen visuelle und räumliche Informationen verarbeitet werden.
Ich finde dieses Ergebnis besonders faszinierend, widerlegt es doch ein weitverbreitetes Klischee. Wie oft habe ich schon den Spruch gehört: »Ich bin kein Zahlenmensch, meine Stärken liegen eher in der Sprache.« Dabei, das zeigen all die Beispiele aus diesem Kapitel, hängen Zahlen und Sprache sehr eng zusammen. Für ein Sprachtalent dürfte das Einmaleins also eigentlich kaum schwieriger sein als die Konjugationsformen eines Verbes. Beides muss man büffeln.
Aufgabe 11 *
Ein König steht allein auf einem Schachbrett in einer Ecke. Er kann immer nur ein Feld weiterrücken. Immer wenn ihn das Gefühl der Einsamkeit überkommt, rutscht er auf ein benachbartes Feld. Dies geschieht insgesamt 62-mal. Zeigen Sie, dass es ein Feld auf dem Schachbrett gibt, das der König dabei nicht betreten hat.
Aufgabe 12 **
Finden Sie alle zweistelligen natürlichen Zahlen, die gleich dem Dreifachen ihrer Quersumme sind.
Aufgabe 13 **
Gegeben sind zwei verschieden große Quadrate. Finden Sie ein Quadrat, dessen Fläche genauso groß ist wie die Fläche der beiden gegebenen Quadrate zusammen.
Aufgabe 14 ***
Drei gleich große Kreise berühren sich gegenseitig. Wie groß ist die von ihnen eingeschlossene Fläche?
Aufgabe 15 ***
Zeigen Sie, dass es unendlich viele Beispiele für fünf aufeinanderfolgende natürliche Zahlen gibt, von denen keine eine Primzahl ist.
Ob ein Kind Mathematik mag oder nicht, hängt vor allem davon ab, wie es das Fach
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