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Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition)

Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition)

Titel: Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Mockridge , Lars Lindigkeit , Markus Paßlick
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ich bin zu blöd zum Zurückschlagen. Langsam werde ich panisch. Wo ist mein Herz-Nitrospray? Doch dann:
    ZACK!!! ZACK!!! ZACK!!!
    Drei gezielte Schläge strecken meinen Angreifer nieder. Nur: Ich war das nicht. Nein, ich wurde gerettet. Ein giftgrüner Ork mit Wikingerhelm und überdimensionaler Streitaxt ist mir in letzter Sekunde zu Hilfe geeilt. Ich atme erleichtert durch: Der »Mockster66« ist noch am Leben!
    Während mein fieser Angreifer jetzt leblos am Boden liegt, sogar ein paar Goldmünzen als Belohnung freigibt, poppt eine Textnachricht von meinem Retter auf:
    »Bill? Bist du das?«
    Ich schaue verdutzt auf den Spielnamen des neben mir stehenden Orks: »Bread-Eater70«. Ich werd bekloppt. Das konnte nur mein alter Freund Robert Brotesser sein!
    Ich tippe, so schnell es mir meine Zweifinger-Suchmethode erlaubt: »Robert? Du hier?«
    Seine Antwort folgt prompt: »Ja Bill, ich bin’s. Mein Enkel hat mir WoW installiert. Bin heute schon wieder zehn Stunden dabei, suche das Schwert von Azeroth … Gleich zum Bouleplatz? Brauche eine kleine Pause.«
    Da war ich natürlich sofort Feuer und Flamme. »Ja, wo ist der? Hinter den Bergen da vorne?«
    Robert schrieb zurück: »Zum echten Bouleplatz, Bill. Bei uns in Bonn!«
    Ach so.
    »Ja, gerne. Bin in dreißig Minuten da. Bis gleich!«
    Bevor ich mich auslogge, sehe ich noch Roberts letzte Nachricht: »Bis gleich! Ich bring die scharfe Nachtelfe von gegenüber mit, hab ich im Wald von Elwynn kennengelernt!«
    »Wo willst du hin?«, fragt mich wenige Minuten später meine Frau. Inzwischen habe mich aus meinem Schlafanzug rausgepellt und ordnungsgemäß angezogen.
    »Zum Bouleplatz«, antworte ich wahrheitsgemäß.
    »Ach, sieh mal einer an!«, kostet meine Margie die Situation voll aus. »Eben noch schwerkrank, der Herr, aber kaum geht’s zum Spaßhaben, ist er wieder topfit.«
    Das konnte ich natürlich nicht auf mir sitzenlassen. Ich nehme meine Frau in den Arm, blicke sie ernst an. »Margie, … Margie Liebling! Das ist kein Spaß. Das ist ein Quest!«
    Ich pfeife meiner Frau leise die »World of Warcraft«-Melodie ins Gesicht. Dann schnappe ich mir meine gefährlichste Waffe, den Boule-Koffer, und mache mich auf zu den dunklen Parkwäldern von Endenich.
    Ich will Abenteuer.

17.
    Drugstore Cowboy
    Lassen Sich mich Ihnen eine philosophische Frage stellen: Was ist für Sie »zu Hause«? Ist zu Hause ein Ort – oder doch eher ein Gefühl?
    Ja, da kommt man plötzlich ins Grübeln, dass es einem aus den Ohren qualmt, was? Für mich persönlich ist zu Hause dort, wo man auf mich wartet. Wo ich willkommen bin, man mich versteht und bedingungslos so annimmt, wie ich bin. Das ist zu Hause. Klar, dass dies nur an einem einzigen Ort sein kann: bei meiner Familie. Meiner geliebten Familie in den weißen Kitteln. Zu Hause ist in der »Burg«.
    »Wow!«, staunen Sie jetzt zu Recht. »Der Mockridge hat’s echt geschafft, Respekt! Spielt am altehrwürdigen Burg-Theater in Wien!« Fast richtig. Zwar spiele ich wirklich in der »Burg«, und dies sogar nahezu täglich. Allerdings ausschließlich Molières »Der eingebildete Kranke«. Und der, der dafür bezahlt, bin ich . Ich rede von meiner geliebten Burg-Apotheke.
    Die Burg ist seit vielen Jahren meine Stammapotheke. Ich habe natürlich auch noch andere. Wie ein alter dicker Braunbär in freier Wildbahn pflegt der Senior mehrere Pillenvorratshöhlen, falls eine von ihnen versperrt ist. Das ist wichtig, denn in der Burg ist zu Stoßzeiten viel los. Gerade um die Mittagszeit hustet und schnieft dort eine solch lange Schlange hochinfektiöser Kunden, dass es nicht mehr feierlich ist. Bevor ich dann ewig und drei Tage anstehe, gehe ich lieber zwischendurch fremd in der Schumann-Apotheke – die ist nur eine Straße weiter. Zwar etwas kleiner, doch auch dort behandelt man mich vorbildlich. Kein Wunder, schließlich bezirzen mich die Schumännerinnen mit allen Mitteln der Verführungskunst. Mit dem Ziel, dass ich der Burg endlich den schmerzenden Rücken kehre und stattdessen sie zu meiner neuen Stammapotheke küre. Und ganz ehrlich: Wer kann es ihnen verübeln? Sie wissen halt, wo ein kaufkräftiger alter Knacker wie ich sein Geld lässt. Ich bringe mindestens zehn Apothekerkinder durchs Studium. Die Schumännerinnen versuchen deshalb, mich mit teuren Bestechungsgeschenken wie extra viel Taschentüchern und Hustenbonbons abzuwerben. Es ist schlimmer als jeder Schmiergeldskandal in Politik und Wirtschaft.
    »Herr Mockridge,

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