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Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition)

Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition)

Titel: Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Mockridge , Lars Lindigkeit , Markus Paßlick
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vor Schreck tot umfallen würde. Leider ging der Brief noch weiter …

    Mein Herz zersplitterte in tausend Teile wie eine fallengelassene Schellack-Platte. (Ja, ich bin wirklich so steinalt.) Ich war am Boden zerstört. Auf das Eis mit Susan habe ich natürlich verzichtet. Sollte doch der ach so tolle Elvis ihr von seinem Taschengeld einen Banana Split spendieren. Am liebsten hätte ich dem Typen eins mit seiner eigenen Gitarre übergezogen. Ich wollte nur noch sterben.
    Heute weiß ich natürlich: Das wäre selbst Susan nicht wert gewesen. Ich bin dann einfach allein Eis essen gegangen. Und habe Susans Hälfte vom »Coppa d’amore« einfach mitverputzt.
    Im Nachhinein gebe ich zu: In diesem Moment wären auch damals schon SMS praktisch gewesen. Ich hätte es mir wohl nicht verkneifen können, Susan aus der Eisdiele eine allerletzte romantische Abschieds-Nachricht zu schreiben:

21.
    Der Sinn des Lebens
    Wenn man wie ich fast sechseinhalb Jahrzehnte Laufzeit auf der Uhr hat, beginnt man sie sich zu stellen, die elementaren Fragen: Was ist der Sinn des Lebens? Wie finde ich ihn? Und vor allem: Kann man den essen? Seit Anbeginn der Menschheit versuchen wir, dem Rätsel unseres Daseins auf die Spur zu kommen. Die einen behaupten, es gebe gar keinen Sinn – wir seien einfach ein grausamer Zufall in einem kalten, unbeseelten Universum. Dieser pessimistischen Sichtweise muss ich entschieden widersprechen: Nehmen Sie zum Beispiel Königsberger Klopse mit Kapern und viel Soße – diese herrlich schmeckende Anordnung von Atomen kann kein Zufall sein! (Ja, ich denke viel an Essen …)
    Andere sind sich sicher, der Sinn des Lebens sei es, dieses Buch zu kaufen und es mindestens fünfmal zu verschenken. Für mich persönlich eine weit positivere, sympathischere Einstellung zum Leben …
    Wie auch immer man es aber dreht und wendet, eines ist ganz wichtig: Träume. Solange du Träume hast, geht es dir gut. Ich hatte schon im zarten Alter von zehn meine ersten Träume. Genauer gesagt drei davon:
    1. zehn Bällchen Eis auf einmal verdrücken,
    2. bis Mitternacht aufbleiben,
    3. eine nackte Frau sehen.

    Was soll ich Ihnen sagen? Mit dreißig hatte ich all meine Träume erfüllt! Wie? – Moment, Moment: Zehn Kugeln Eis ist nicht so einfach!
    Und nachdem sich der stechende Kälteschmerz aus meinem Kopf verzogen hatte, habe ich mir sofort neue Träume gesucht. Ja, man muss erfüllte Träume umgehend durch aktuelle ersetzen, sonst funktioniert das nicht. Man kann natürlich auch einfach seine alten Ziele erhöhen: Zwanzig Bällchen Eis verdrücken, bis drei Uhr nachts aufbleiben, zehn nackte Frauen sehen. Gerade bei Letzterem spielt meine Frau aber nicht mit, darum hab ich mir lieber was anderes gesucht. Um auf Nummer sicher zu gehen, habe ich bei den großen deutschen Philosophen nachgeschaut: Arthur Schopenhauer, Immanuel Kant, Ernst Bloch und Daniela Katzenberger. Letztere, die wohl einflussreichste Sokrates-Schülerin der Neuzeit, die dessen berühmten Ausspruch »Ich weiß, dass ich nichts weiß« weiterentwickelte zur vollendeten Weisheit: »Wenn ich mein Aussehen nicht mehr habe, was bin ich dann? Ein Depp!«
    Bei all diesen sehr großen (und sehr blonden) Philosophen bin ich fündig geworden. Am meisten jedoch bei einem, der am liebsten genagelt hat – und zwar nicht die Katzenberger, sondern seine Thesen an die Kirchentür: Ich spreche natürlich von Martin Luther. Luthers berühmten Ratschlag kennen wir alle: Der Sinn im Leben eines Mannes sei es, ein Haus zu bauen, einen Baum zu pflanzen und einen Sohn zu zeugen. Eine Dreierliste, die zugegebenermaßen von meinen »Vor-dreißig-Träumen« doch ein klein wenig abweicht. Wobei ich mir sicher bin, dass Luther auch zehn Bällchen Eis auf einmal (besonders von meiner Lieblingseisdiele Fontanella in Bonn-Endenich) nicht abgeneigt gewesen wäre. Der Schlankeste ist er auf alten Zeichnungen jedenfalls nicht. Deshalb ist Luther mir auch so sympathisch, dass ich seine Tipps befolgt habe. Richtig ins Zeug gelegt habe ich mich! Zuerst baute ich ein Haus, schön mit Jägerzaun drumherum – und der ist richtig gut. Auf jeden Fall ist noch kein einziger Jäger bei uns eingebrochen! Kurz danach pflanzte ich einen Apfelbaum, der inzwischen so groß ist, dass ich jetzt gerade mit meinem Notebook im Garten darunter sitze und diese Zeilen tippe. Getreu Luthers Motto: Und wenn morgen die Welt unterginge, so würde ich doch heute noch meinen Apple-Computer starten. Und das mit dem

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