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Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition)

Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition)

Titel: Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Mockridge , Lars Lindigkeit , Markus Paßlick
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zugegebenermaßen in engen Grenzen hält. Aber was tun? Ich hab’s allein auf eigene Faust versucht, mit dem Rasierer vor dem Spiegel. Außer, dass ich mir bei den Verrenkungen, die eines Artisten des chinesischen Staatszirkus würdig gewesen wären, beinahe das morsche Schultergelenk ausgekugelt hätte, hab ich gar nichts erreicht. Daraufhin hab ich mir so einen Haarentfernerschaum gekauft. Und zu spät zu Hause im Badezimmer bemerkt, dass ja auch der irgendwie hinten drauf muss. Verraten Sie es bitte nicht meiner Frau, aber ich hab dann einfach den kompletten Badezimmerboden mit dem Schaum bedeckt und mich darin auf dem Rücken liegend gewälzt. Dann war mein Rücken wieder glatt wie ein Babypo. Für circa vier Stunden, bevor bereits das nächste Haar wieder naseweis herausspross, um zu schauen, was abgeht in der großen weiten Welt.
    Bill Mockridge: Haart, aber herzlich.

20.
    LIWDZ (Liebesbriefe im Wandel der Zeit)
    Ich weiß noch ganz genau, wie ich meinen ersten richtigen Liebesbrief geschrieben habe. Die älteren Leser (also alle) werden sich erinnern: Das war früher mal richtig Arbeit! Vor dem gemeinsamen Schwitzen im Bett hatte Gott lange den Schweiß am Schreibtisch gesetzt – wunderschöne, seitenlange Gedichte haben wir damals mit unseren Füllfederhaltern verfasst. Nicht kurz und profan, nach dem Motto: »Was klappert in der Lederhose, da ist wohl ein Hoden lose.« Nein, Gott bewahre, unsere Gedichte waren voller Leidenschaft und meistens länger als alle Werke Goethes zusammen. Gut, gerade dieser bekannte Weimarer Sportsfreund half uns mit seiner Vorarbeit natürlich ungemein. Auch von Shakespeare oder Heine ließen wir uns bei unseren Liebesbriefen gerne inspirieren. Will sagen: Wir haben geklaut wie die Weltmeister. Schöne, unendlich poetische Formulierungen der Großen, auf die wir selbst in hundert Leben nie gekommen wären, neu »geremixt«, würde man heutzutage wohl sagen. Aus Heine, Goethe und Shakespeare haben wir einen echten Heinthepeare gemacht. Der wiederum wurde meiner Angebeteten dann verkauft als echter Mockridge.
    Mit dreizehn Jahren – das Feuer war gerade entdeckt – war ich unsterblich verliebt in Susan Osissely. Nein, die kam nicht etwa aus der DDR, die hieß einfach nur so. Jedenfalls hab ich mir in unzähligen Liebesbriefen die Finger für sie wundgeschrieben. Schon damals musste der halbe Regenwald für all das edle Büttenpapier sterben, das ich extra dafür aus der Schreibtischschublade meines Vaters klaute. Vom Irish Moss meines alten Herren, das ich flaschenweise auf Papier und Umschlag schüttete, ganz zu schweigen. Das Risiko, das meine Liebesbriefe nie bei Susan ankamen, weil der Postbote vorher vom Gestank ohnmächtig umfiel, musste ich eingehen.
    So ein typischer Liebesbrief schaute damals einfach noch ganz anders aus. Das galt natürlich auch für den Inhalt. Ein typischer Liebesbrief vom jungen Bill circa 1960 (NACH Christus!) las sich zum Beispiel folgendermaßen:

    Heutzutage sähe genau derselbe Liebesbrief so aus:
Von: Bill
An: Susan
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    Sie erkennen das Problem: Die heutige Jugend liebt es abzukürzen. Nämlich den Weg zum Koitus, daher wird keine unnötige Zeit mehr verschwendet, Liebesschwüre noch altmodisch auszuschreiben. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich respektiere durchaus dieses ökonomische Zielbewusstsein – doch wo bleibt da die Romantik? Abgesehen davon, dass es selbst fürs iPhone meines Wissens noch keine App gibt, die die SMS vor dem Absenden in Irish Moss tunkt.
    Und: Im Zeitalter von SMS und E-Mail geht ein weiterer wichtiger Aspekt unweigerlich flöten – das Warten. Beim klassischen Liebesbrief mit der Schneckenpost durftest du deutlich länger hoffen. Und das war schön. Solange du keine Abfuhr erhalten hattest, war theoretisch noch immer alles drin.
    Wenn man die ersten zwei, drei Tage von der holden Angebeteten nichts hörte, konnte man sich beruhigen: »Gut, Susan hat den Brief sicher noch nicht zugestellt bekommen.«
    Nach fünf oder sechs Tagen: »Ach, der ist Susan bestimmt vom Stapel mit den anderen Verehrerbriefen (die haben keine Chance!) unter den Tisch gefallen, und sie hat ihn noch nicht gesehen …« (Dass sie ihn eindeutig hätte riechen müssen, habe ich bei diesem Erklärungsversuch stets erfolgreich verdrängt.)
    Und wenn mich nach zwei oder drei Wochen immer noch keine Antwort von Susan erreicht hatte, war ich mir sicher: »Die Post hat den

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