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Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition)

Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition)

Titel: Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Mockridge , Lars Lindigkeit , Markus Paßlick
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denken vielleicht dann doch nur die ganz dummen Gangster, aber die sind bekanntlich die gefährlichsten.
    Ich habe meine Freitagabende dreißig Jahre lang mit Eduard Zimmermann und »Aktenzeichen XY … ungelöst« verbracht, ich weiß, wie das Spielchen läuft. Die Filme fingen da auch immer ganz harmlos an: Ein unbekannter Mann schaut an einem herrlichen Sommertag interessiert durch eine Autoscheibe – und am Ende hört man nur noch den Sprecher über das dunkle Haus im Mondschein sagen: »Sein Mops Möppi war der Letzte, der Herrchen Bill Mockridge noch lebend gesehen hat …«
    Nicht mit mir! Deshalb musste ich eben, beim Schreiben des letzten Kapitels, kurz abbrechen und zur Sicherheit draußen nachschauen. Zum Glück: Ich hatte meine Tasche nicht mehr im Auto. Puh. Oder etwa …, halt: Hatte ich auch hinten nachgeschaut? Doch, oder? Nicht? Doch? Doch nicht?
    Moment, entschuldigen Sie mich kurz …

    …

    …

    Okay, ich bin wieder da. Pardon, hat etwas länger gedauert. Also, auch hinten keine Tasche, bin gerade noch ein zweites Mal zum Auto. Merken Sie sich das bitte für mich, falls ich es wieder vergesse. Ja, das ist ein weiterer Fluch des Alters: Das Sicherheitsbedürfnis wächst. Das war früher bei mir anders. Als Achtzehnjähriger auf der Theaterschule hatte ich nie Angst, dass mir einer was klaut. Was denn auch? Ein Auto besaß ich noch nicht, und in meiner Studentenbude gab es auch nichts zu holen. Außer meinem verdammt guten Aussehen und meinem brillanten Kopf hatte ich ja nichts. Wäre ein Einbrecher nachts bei mir eingestiegen, hätte er wahrscheinlich mit Tränen des Mitleids in den Augen etwas dagelassen !
    Inzwischen sieht das anders aus: Wenn wir heute in den Urlaub fahren, wird zuerst die Wohnung einbruchssicher gemacht. Und das kann mitunter länger dauern als der angestrebte Urlaub. Die erste Frage lautet immer: Wohin mit der TAN-Liste fürs Onlinebanking? Unters Kopfkissen? Den Kleinen schnell eine Kinderzeichnung hinten draufkritzeln lassen und an den Kühlschrank kleben? Auswendig lernen und aufessen? Nein: Am besten in ein Buch! Aber auch das ist verzwickt. Vor einigen Jahren steckte ich die Liste gerade in eine alte, verstaubte Schwarte, da sagte meine Frau Margie mir: »Einfacher kannst du es den Einbrechern nicht machen, oder?«
    »Wieso?«, fragte ich noch ahnungslos, dann schaute ich auf den Einband des TAN-Buchverstecks, und ich verstand Margies Einwand: Schillers »Die Räuber«. Okay, Argument akzeptiert.
    »Was nehmen wir dann?«, wollte ich wissen. »Shakespeare?«
    »Natüüüüüürlich! Das ist schlau!« Den mitleidigen Sarkasmus in der Stimme meiner Frau hätte selbst ein Tauber gehört. »Am besten in ›Was ihr wollt‹ … Hättest du mal dein eigenes Buch schon fertig, da guckt garantiert keiner rein!«
    »Dann nehme ich Kafka!«, sprach ich ein Machtwort und schob die TAN-Liste in eines seiner Werke. »Einbrecher lesen keinen Kafka.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Margie, denk doch nach: Bei Kafka-Titeln bekommen Einbrecher Angst! Ich sag nur: ›Der Prozess‹, ›Das Urteil‹ …«
    »… ›Das Schloss‹ …« Meine Frau ahmte die Bewegung eines Dietrichs nach.
    Verstanden. Ich zog die TAN-Liste leicht angenervt aus Kafkas »Verwandlung« wieder heraus. Ich würde mich hier auch gleich verwandeln, wenn das so weiterging. Das Haus musste für den Urlaub aufgerüstet werden zum Fort Knox von Bonn-Endenich, und wir waren inzwischen zwar heiße Aspiranten für eine Neuauflage des »Literarischen Quartetts«, aber immer noch erst beim Verstecken der verdammten TAN-Liste! Versteckt habe ich sie am Ende dann an einem bombensicheren Ort: im Aktenvernichter. Da kamen die Einbrecher nie drauf.
    Hab ich eigentlich meine Tasche aus dem Auto … hab ich? Wirklich? Danke. Mann, gut, dass ich Sie habe! Wie gesagt: Das Sicherheitsbedürfnis im Alter wächst. Vor zwei Jahren habe ich eine nigelnagelneue Alarmanlage für unser Haus gekauft. Sicherer als damit geht es wirklich nicht: Ich hatte trotz 300-seitiger Bedienungsanleitung so lange gebraucht, das Ding mit meinem gewünschten Zahlencode zu installieren (»0000« – leicht für mich zu merken, weil so auch mein Kontostand nach dem Kauf aussah), dass es sich gar nicht mehr gelohnt hatte, in den Urlaub zu fahren.
    In den zwei Wochen, in denen uns wir eigentlich schön an der Riviera hatten sonnen wollen, hat es kein Einbrecher auch nur in die Nähe unseres Hauses gewagt! Zugegeben, auch wir selbst kamen,

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