Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition)
allerdings sehr schnell beruhigen. Ich nahm den bunten Pappkarton, in dem die Windeln handelsüblich verpackt waren, und zeigte Margie einen Aufdruck. »Schau, Schatz, hier steht extra: 6–8 Kilo! Das dauert Wochen, bis das Ding wirklich voll ist.«
Ganz toll sind auch die Phasen, die die Kinder in den ersten Monaten durchgehen. Plötzlich konnte Nicky krabbeln und die Welt entdecken (leider auch meine Plattensammlung). Wir mussten alle wertvollen Gegenstände mindestens einen Meter hoch lagern, raus aus der Gefahrenzone der krabbelnden Schildkröte. Und weil es da natürlich ran will, fängt das Kleinkind irgendwann an zu stehen. Den Moment habe ich nie vergessen: Kurz vor seinem ersten Geburtstag hielt sich Nicky an einem Stuhlbein fest und zog sich langsam hoch. Und dann stand er erstmals auf eigenen Beinen, wie ein Wackeldackel am Abgrund. Ich war so fasziniert, ich habe an diesem Tag bestimmt hundertvierzig Fotos von Nicky gemacht!
Junge Eltern sind bekloppt. Wir waren vor Freude sogar so bekloppt, dass wir für Nickys ersten Geburtstag eine Einladungskarte mit Kinderschrift an elf befreudete Babys schickten.
Und es sind wirklich alle gekommen: elf Babys mit ihren zehn Müttern, die wir im Schwangerschaftskurs kennengelernt hatten (eine Mutter hat Zwillinge bekommen). Die eingeladenen Babys konnten natürlich auch noch nicht laufen, also wurden die Päckchen getragen oder auf Babydecken verklappt. Zwölf Päckchen – unser Wohnzimmer sah aus wie das Logistikzentrum von Amazon.
Dann stellte sich eine Mutter mit ihrem Päckchen vor Nicky und mich und sagte: »Kevin, das ist der Nicky! Der hat heute Geburtstag! Kevin, jetzt gibst du bitte dem Nicky dein Geschenk!«
Folgende Situation: Kevin hatte zum ersten Mal in seinem Leben einen Cowboy von Lego-Duplo in der Hand – der dachte nicht im Traum daran, den Nicky zu geben.
Er dachte sich vielmehr: »Ich bin doch nicht bescheuert! Ich gebe das doch nicht ab! Soll doch dein Papa dir selbst eins kaufen!«
Die Mutter ließ nicht locker: »Doch Kevin, das musst du dem Nicky geben, das ist sein Geschenk. Das gehört jetzt ihm!«
»Neeeee, Nee-Nee-Nee! Heul! Uäääääh!«
Wir Väter wissen, was in so einer Situation zu tun ist: Kurz den frischgefeilten Fingernagel ins Handgelenk. Zack! Lag der Cowboy auf dem Gabentisch. Das sind die kleinen Tricks, die lernt man mit den Jahren …
Ich hatte für die Feier auch noch eine Kleinigkeit vorbereitet: Unter dem Johlen und Kreischen der zehn Mütter habe ich noch mal meine besten Presswehen vorgeführt und ein Hechel-Medley gehechelt. Dann fiel mir etwas auf, etwas Schmerzliches: Die Mütter waren wieder so schlank geworden wie vor der Geburt, jedenfalls die meisten. Ich hingegen hatte das Gewicht aus meiner Schwangerschaft gehalten. Und da fiel es mir ein: Natürlich! Ich hatte die Rückbildung vergessen!
Na ja, war eh zu spät. Dann eben beim nächsten Kind.
Pickel-Party
Vor dem ersten Kind hatten wir mindestens sechs verschiedene Theorien über die Erziehung der Kinder. Jetzt haben wir sechs Kinder und keine Theorie. Ich kann Ihnen daher nur raten: Schmeißen Sie alle Ratgeber weg, man kann nicht gleichzeitig lesen und Kinder erziehen. Das Beste ist, wenn man sich Zeit für die Kinder nimmt, der Rest ergibt sich dann irgendwie … meistens.
Ich war bei den ersten Kids immer so vorsichtig. Wenn Nicky mal gehustet hat, rief ich gleich panisch: »Um Himmels willen! Margie, ruf du den Rettungswagen! Ich habe die Nummer vergessen.«
Inzwischen bin ich abgebrüht. Unser Jüngster hat neulich eine Zwei-Euro-Münze verschluckt. Da habe ich ganz ruhig und besonnen reagiert: »Kein Thema, Liam, das wird einfach vom Taschengeld abgezogen!«
Dann werden die Kinder älter und älter. Vom Kindergarten kommen sie in die Grundschule, von der Grundschule in die Pubertät. Eine schreckliche Zeit! Die Kinder sind dann plötzlich groß, haben den vollen Durchblick, wissen natürlich alles, können alles, und der Alte wird immer kleiner und dümmer und hat gar nichts mehr drauf. Es müsste so eine Art Ferienlager geben, in das man die Kinder mit zwölf Jahren abgibt – und mit achtzehn wieder abholen kann. Das wäre eine echte Geschäftsidee. Ich kenne viele Eltern, die hätten für so eine Institution viel Geld ausgegeben.
Und Kinder in der Pubertät sehen ja auch echt bescheuert aus. Damit meine ich nicht nur die boulekugelgroßen Pickel und fettigen Haare. In der Pubertät wächst der Körper nicht immer
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