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Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition)

Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition)

Titel: Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Mockridge , Lars Lindigkeit , Markus Paßlick
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Sprache, wenn die Zahl der Sprecher so gering ist, dass sie möglicherweise in absehbarer Zeit außer Gebrauch kommt.
    Jetzt hat die UNESCO in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut ein neues Phänomen entdeckt: In Deutschland stirbt die Generation, die um die Kriegsjahre geboren wurde, langsam aber sicher aus. Da jede Generation über eigene Sprachvariationen verfügt, liegt seit Februar 2012 zum ersten Mal eine Liste mit den zehn bedrohtesten Sätzen dieser Generation vor. Damit diese Sätze nicht für immer aus dem deutschen Sprachalltag verschwinden, sollen sie bald jüngeren Senioren in vom Goethe-Institut entwickelten Sprachkursen nahegebracht werden.
    Helfen auch Sie, ein Stück deutsches Kulturgut zu bewahren, und retten Sie diese Sätze:
1
»Haben Sie die Jacke auch in grau?«
 
2
»Ich, ein Denunziant? Wer hat denn hier falsch geparkt?«
 
3
»Gottschalk, Elstner, Schautzer – immer nur junge Leute im Fernsehen!«
 
4
»Moment, ich hab’s passend!«
 
5
»Meine Kinder haben früher auch mal Krach gemacht. Aber nicht zwischen 12 und 15 Uhr!«
 
6
»Es mag ja sein, dass mein Geld bei Ihrer Bank sicher ist. Ich möchte es trotzdem einfach mal sehen.«
 
7
»Nee, wirklich lustig, dieser Fips Asmussen!«
 
8
»Mach den Heizlüfter an, hier ist es ja kälter als in Stalingrad!«
 
9
»Mag sein, Junge, dass das dein Ball ist. Er liegt aber in meinem Garten!«
 
10
»FRÄULEIN! ZAHLEN BITTE!«

39.
    Robert
    Drei Wochen ist es jetzt her, dass ich das vorangegangene Kapitel über die »letzten Dinge« verfasst habe. Für mich alten Schreibesel eine lange Pause, in der ich gar nichts gemacht habe. Dabei ging die Arbeit an »Je oller je doller« bis dahin eigentlich hervorragend voran. Seit ich jedoch das letzte Kapitel fertig habe, habe ich das Manuskript auf meinem Computer nicht mehr geöffnet. Trotz der sehr ehrgeizigen Terminplanung meines Verlages: Ich konnte es einfach nicht öffnen. Wollte es nicht öffnen. Bis jetzt.
    Folgendes ist passiert: Ich habe Ihnen ja bereits von meinem alten Boulefreund Robert Baguette erzählt. Vor gut einem Monat saß ich gerade am Schreibtisch vor meinem Notebook, kurz davor, ein weiteres großartiges, fabelhaftes, über alle Zweifel erhabenes Kapitel (Quelle: Selbsteinschätzung) zu beenden. Plötzlich jedoch, mitten in der Arbeit, klingelte das Telefon.
    »Hallo, wer ist dran?«, fragte der genervte Autor in den Hörer.
    »Hey, Bill, ich bin’s, der Robert.«
    »Robert, was gibt’s?« Ich klemmte mir das Mobilteil ungeduldig zwischen Kopf und Schulter, um während des Gesprächs weitertippen zu können. Was rief Robert ausgerechnet jetzt an? Ich dachte, der sei im Urlaub.
    »Du Bill, ich bin gerade zurückgekommen aus Tahiti und sitze seit zwei Tagen wieder hier im Altenheim … Junge, da geht mir diese Einheitstapete so auf die Nerven. Und diese öden Gespräche! Kannst du nicht vielleicht kurz vorbeikommen und eine oder zwei von deinen witzigen Geschichten erzählen?«
    »Robert, das geht überhaupt nicht!«, entgegnete ich, während ich mich auf das Dokument auf dem Bildschirm vor mir weit mehr konzentrierte als auf unser Gespräch. »Kommt gar nicht in Frage, ich bin hier gerade am Schreiben – du weißt doch, dass ich das Buch bald abgeben muss, da kann ich nicht einfach so weg, wie denkst du dir das denn?«
    »Ooooch«, hörte ich Roberts enttäuschte Stimme über das Klackern meiner Tastaturtasten. »Warum denn nicht? Es ist alles so traurig hier in Deutschland, Bill, alles so depressiv. Du bist immer so lustig. Es muss ja nicht lang sein. Eine halbe Stunde reicht. Machst du das?«
    »Nein, Robert!«, sprach ich noch entschiedener ins Telefon. Und lauter, als es eigentlich meine Absicht war. »Nein, ich kann das nicht machen, verstehst du mich denn nicht, Robert? Ich muss das Buch fertigkriegen! In drei oder vier Wochen kann ich mal kurz vorbeischauen, das werd ich versuchen.«
    »Ja, machst du das? Kommst du dann in drei Wochen vorbei und erzählst mir eine witzige Geschichte? Versprichst du mir das, Bill?«
    »Ja, ja, ja, versprech ich dir.«
    »Schön, das ist schön, Bill. Ich warte dann einfach auf dich!«
    »Alles klar, dann bis in drei Wochen. Tschüss!«
    Und damit legte ich auf. Hach! Ich liebte den guten alten Robert – ich liebte ihn wirklich. Aber so gerne ich auch direkt zu ihm gefahren wäre: manchmal hat man einfach keine Zeit, sondern Wichtigeres zu tun. Aber mach das mal einem Robert Baguette klar, dessen größte verbleibende

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