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Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition)

Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition)

Titel: Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Mockridge , Lars Lindigkeit , Markus Paßlick
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verschämt wegdrehen und schnell verschwinden konnte, fragte der Mann hinterher: ›Und wie haben Sie sich den Arm gebrochen?‹ Die Frau schaut ihn an: ›Ach … Wissen Sie: Wenn ich Ihnen das erzähle, kippen Sie noch mal aus dem Stuhl und brechen sich das zweite Bein!‹«
    Ich starrte noch immer hinunter auf den Sarg, in dem Robert lag. Hinter mir warteten noch Beppo, Edgar und weitere Trauergäste, die Abschied nehmen wollten. Doch das war mir wichtig gewesen. Ich selbst hatte zu lange gewartet, Robert eine witzige Geschichte zu erzählen.
    »Mach’s gut, mein alter Ötzi!«, verabschiedete ich mich von Robert. Damit ging ich zur Seite und ließ die anderen Trauergäste Robert die letzte Ehre erweisen. Ich trottete ganz langsam über den Friedhof nach Hause. Ich wollte jetzt allein sein.

    Das war wie gesagt vorgestern. Heute, vor ein paar Stunden, fand ich in meinem Briefkasten Post: Eine schöne Hochglanz-Ansichtskarte von Tahiti, extra groß, mit Sonne, Meer, Strand und Palmen drauf. Ich drehte sie um und mir wurde weich in den Knien. Ich erkannte sofort Roberts Handschrift:

    Am Poststempel sah ich: Die Karte war vier Wochen unterwegs gewesen, bis sie dann doch noch in meinem Briefkasten gelandet war. Und das schließlich war der Moment, in dem ich mich wieder an den Schreibtisch setzte, um mein Buch weiterzuschreiben. Um Ihnen weitere kleinere oder auch größere Weisheiten übers Alter erzählen zu können. Und ganz besonders diese hier. Denn was sich verändert hat: Wenn mich jetzt ein guter Freund anruft und sagt, dass er mich braucht oder einfach nur sehen will – dann nehme mir die Zeit. Ich bin mir sicher: Ich werde das Buch schon fertigkriegen. (Wenn Sie es in diesem Moment in der Hand halten, ist das der beste Beweis dafür.) Aber ich möchte dafür nicht noch einmal etwas aufschieben, was ich nie wieder nachholen kann.
    Dasselbe sollte natürlich auch für Sie gelten. Auch Sie werden dieses Buch schon fertigkriegen. Aber wenn ein Freund anruft und vorschlägt: »Komm doch vorbei!«, dann sagen Sie bitte nicht: »Ich hab keine Zeit, ich lese!« Legen Sie dieses Buch dann sofort weg, dafür haben Sie mein vollstes Einverständnis. Nein, das ist sogar ein Befehl ! Weiterlesen können Sie später noch. Fahren Sie hin zu Ihrem Freund, verbringen Sie Zeit miteinander. Noch heute. Jetzt. Und verschieben sie es nicht auf »in vier Wochen«. Denn denken Sie dran: Jeder noch so aufrichtig versprochene Besuch, jedes noch so sehr vorgenommene Wort ist rein gar nichts wert, wenn die Chance dafür verstreicht. Dann heißt es nur noch: Hätt ich doch, wär ich doch, könnt ich doch. Dieser fiese Konjunktiv, gegen den man nichts mehr ausrichten kann, ist wie ein stumpfes Messer, das dich ständig piekst. Glauben Sie mir. Ich weiß, wovon ich rede.
    Bis irgendwann, Robert. Und pass da oben mit deinen Boulekugeln auf – wenn ich eine auf den Schädel kriege, komm ich persönlich vorbei und les dir die Leviten!

40.
    Wer bis zuletzt lacht …
    Kennen Sie den? Ein junger Mann wird zwanzig. Fragen seine Freunde: »Wo möchtest du feiern?«
    Er antwortet spontan: »Ach, lass uns doch in den ›Rheinblick‹ gehen. Da gibt es eine echt scharfe Kellnerin, die haben große Portionen, und das Bier ist billig.«
    Zwanzig Jahre später, der immer noch junge Mann wird vierzig. Fragen seine Freunde: »Wo möchtest du denn jetzt feiern?«
    Er überlegt kurz und antwortet: »Lass uns doch in den ›Rheinblick‹ gehen. Die Bedienung ist auf Zack, es gibt den besten Sauerbraten der ganzen Stadt, und die haben ausgezeichnete Rotweine.«
    Zwanzig Jahre später wird er sechzig. Fragen seine Freunde: »Und? Wo willst du diesmal feiern?«
    Er denkt lange nach, um nach einem kurzen Hüsteln zu antworten: »Och, lass uns doch in den ›Rheinblick‹ gehen. Die Bedienung ist sehr geduldig, da gibt es leckere Seniorenteller, und die Toilette liegt günstig im Erdgeschoss.«
    Sie ahnen es schon: Zwanzig Jahre später, er wird achtzig. Fragen seine alten Freunde: »Wo wollen wir denn jetzt deinen Geburtstag feiern?«
    Er denkt nicht lange nach und antwortet: »Wisst ihr was? Wir gehen in den ›Rheinblick‹! Da waren wir noch nie!«

    Keine Angst, ich will Ihnen jetzt nicht den Witz erklären. Aber lustig finde ich ihn schon, auch weil er so viel Wahrheit in sich trägt. Er beschreibt die Evolution vom jungen Hengst zum alten Sack, und diesem Prozess kann sich keiner entziehen. Er wird kommen, egal auf welcher Stufe der nach oben

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