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Je sueßer das Leben

Je sueßer das Leben

Titel: Je sueßer das Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darien Gee
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Hannah am meisten – dass jemand ihr den Hof macht, dass jemand sie für die tollste Frau der Welt hält.
    »Danke, aber ich sollte lieber nicht …« Sie klingt bedauernd.
    »Kein Problem.« Jamie nickt schnell, wird rot.
    Hannah beißt sich frustriert auf die Lippe. Wie gern sie es täte. Wie gern sie mit Jamie ausgehen und mehr über ihn erfahren würde, feststellen, was sie gemeinsam haben. Aber dazu ist es noch zu früh, oder? Zuerst sollte die Scheidung durch sein, und dann sollte sie eine Zeitlang allein bleiben, unabhängig. »Es ist nur so, dass diese Trennung der reinste Horror ist …« Sie hält inne.
    Wie lange muss sie eigentlich noch allein sein? Woran lässt sich so etwas bemessen? Ist das ähnlich wie ein Trauerjahr? Je länger sie darüber nachdenkt, desto deutlicher wird ihr etwas anderes bewusst. Sie hat den größten Teil ihres Lebens allein verbracht, nicht unbedingt nach außen hin, aber doch im Inneren, und das will sie nicht mehr. Ihre Ehe ist kaputt, die Musik musste sie an den Nagel hängen. Aber so traurig diese Verluste auch sein mögen, so hat sie doch etwas Neues hinzugewonnen.
    Freiheit.
    Die Freiheit, Fehler zu machen, die Freiheit, es mal drunter und drüber gehen zu lassen. Das haben Madeline und Julia doch gesagt, oder? Dass es im Leben immer drunter und drüber geht. Ihre Freundschaft hat wie eine frische Brise die Spinnweben in den dunklen Ecken ihres Lebens weggeweht, hat ihr gezeigt, dass das Alleinsein zwar auch wichtig ist, Freundschaft – und Liebe – allerdings sehr viel mehr bedeuten.
    »Na ja, ich wollte nur mal fragen.« Jamie fährt sich mit der Hand durch das Haar, so dass es in alle Richtungen absteht und er noch viel hübscher aussieht, wie Hannah findet. Er lächelt höflich und wendet sich zum Gehen.
    »Warten Sie«, sagt sie. Sie fasst ihn am Arm, und es durchfährt sie wie ein elektrischer Schlag, und ihr ganzer Körper fängt an zu kribbeln.
    Wow.
    »Ein richtiges Date ist vielleicht wirklich noch keine so gute Idee, aber wir könnten Eis essen gehen«, schlägt sie vor. »Wie wär’s mit nächster Woche?« Sie hat genug von den Nobelrestaurants und umständlichen Verabredungen – zur Abwechslung möchte sie sich einmal amüsieren. Etwas tun, wofür man sich nicht groß vorbereiten oder abstimmen muss, wofür sie nicht zum Friseur gehen oder sich schick machen muss. Sie will schon lange mal in die Eisdiele in der Nachbarschaft, und die Vorstellung, mit Jamie in einem Lokal zu sitzen, das erfüllt ist vom Lärm der Schulkinder, die sich einen Eisbecher oder einen Milchshake teilen, gefällt ihr.
    »Eis?« Jamie sagt das mit einem so schelmischen Ausdruck, dass sie lachen muss. »In Ordnung. Aber ich lass Sie nicht bei mir probieren!« Sein flirtender Unterton entgeht ihr nicht, und sie hat den Eindruck, dass er herauszukriegen versucht, wie er sie bezirzen kann. Sie hofft, dass er nicht der Typ Mann ist, der nur eine neue Trophäe für seine Sammlung sucht, denn gefallen würde er ihr durchaus. Vielleicht ist sie aber auch längst in ihn verliebt, dann kann sie sich solche Überlegungen sparen und wird es abwarten müssen.
    Hannah würde am liebsten tanzen, sie ist so glücklich wie schon seit Ewigkeiten nicht mehr. Sie presst die Lippen aufeinander, um nicht in ein Dauergrinsen zu verfallen. »Ich hoffe, ich kann mich bremsen.«
    Jamie grinst zurück und zieht die Kapuze über den Kopf. »Sehr gut«, sagt er. »Dann ruf ich Sie nächste Woche an. Passen Sie auf sich auf, Hannah.«
    »Sie auch. Wiedersehen, Jamie.«
    Sie sieht zu, wie er durch den Regen spurtet. Dann leuchten die Rücklichter des Transporters auf, und er ist weg.
    »Jetzt ist es offiziell.« Tom kommt zur Haustür herein, bis auf die Haut durchnässt, und lässt einen Karton in die Ecke fallen. »Sie haben mich entlassen.«
    »Ach, Tom.« Livvy eilt zu ihm. Sie hatten damit gerechnet. Das Unternehmen hat landesweit einhundertfünfzig Vertreter entlassen, seit beschlossen worden war, das neueste Produkt, ein Schmerzmittel, das keine Wirkung beziehungsweise zu viele Nebenwirkungen hatte, doch nicht auf den Markt zu bringen. »Sie könnten uns stattdessen auch gleich damit um die Ecke bringen«, hatte Tom geschnaubt, als die ersten Kündigungen erfolgten.
    Livvy würde ihn gerne umarmen, aber er ist klatschnass. Außerdem macht er den Eindruck, als würde er lieber in Ruhe gelassen werden. »Kann ich dir was zum Trinken holen? Ein Bier vielleicht?«
    »Lieber wäre mir eine Tasse Kaffee.« Tom

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