Je sueßer das Leben
in die Flitterwochen stellte er sie jedem in der First Class unter ihrem neuen Namen vor.
»Alles in Ordnung?« Jamie schleppt Pappkartons in verschiedenen Größen und Formen herein, die Philippe im Supermarkt oder in irgendeinem Kaufhaus zusammengesammelt haben muss.
Hannah sagt nichts, sondern zupft nur an dem schmalen Streifen billigem Klebeband, der den Deckel zusammenhält. Er lässt sich ganz leicht abreißen, und sie wundert sich, dass der Karton während des Transports nicht aufgegangen ist.
Drinnen liegen in einem wilden Durcheinander Sachen aus der Chicagoer Wohnung. Kleider, Bücher, Toilettenartikel. Die Shampooflasche war nicht fest genug zugeschraubt, und das Shampoo ist ausgelaufen, auch auf die Kaschmirdecke, die Philippe ihr zu Weihnachten geschenkt hat. Hannah versucht einen Teil des Shampoos wieder in die Flasche zu schaufeln, aber dann gibt sie auf und wirft das Ding zurück in den Karton.
Jamie verzieht das Gesicht. »Was für eine Schweinerei. Manche Leute können einfach nicht richtig packen, und dann passiert so was. Aber zumindest riecht es gut.«
Hannah lächelt ihn an, erfreut, dass er es bemerkt hat. Deshalb hatte sie das Shampoo ausgesucht, weil es so gut nach Milch und Rosen roch. Philippe war das jedoch egal.
»Danke, Jamie. Muss ich irgendwo unterschreiben?«
»Nein. Der Absender will keine Bestätigung.«
Das versetzt Hannah einen neuerlichen Stich. Philippe interessiert sich nicht einmal dafür, ob sie ihre Sachen bekommen hat. »Verstehe. Na gut.« Sie betrachtet die anderen Kartons, mag sie gar nicht öffnen. Vielleicht sollte sie es wirklich bleiben lassen. Sie weiß nicht einmal mehr, was sie alles in der Wohnung hatte. Sie sollte die Kartons, so wie sie sind, zu einer Spendensammelstelle bringen.
»So.« Jamie sieht sich in der fast leeren Garage um. Es gibt weder Werkzeug noch Gartengeräte, nichts von dem, was man normalerweise in einer Garage findet. Philippe interessiert sich nicht für praktische Arbeiten und hat ständig Angst um seine Hände, die hoch versichert sind. Deshalb haben sie einen Gärtner engagiert, der zweimal im Monat kommt. »Haben Sie das Haus gemietet?«
»Nein, wir haben es gekauft«, Hannah macht den Karton zu und schiebt ihn in eine Ecke.
»Aha. Ihr Mann ist auch Musiker, oder?«
»Er spielt Geige beim Chicago Symphony Orchestra. Aber wir haben uns getrennt. Wir lassen uns scheiden.« Sie öffnet einen weiteren Karton, in dem ein Knäuel von Pullovern liegt.
Jamie nickt, deutet mit dem Kinn auf die leere Garage und sagt mit freundlicher Stimme: »Hab ich mir schon gedacht. Sieht nicht danach aus, als wäre ein Mann im Haus. Tut mir leid.«
»Mir auch. Er schläft mit der Geigerin.« Dieses Bekenntnis ist völlig unnötig, und am liebsten hätte Hannah es zurückgenommen. Aber dann denkt sie: Ist mir doch egal. Vielleicht ganz gut, wenn er es weiß . Sie stupst mit der Spitze ihrer Ballerinas einen dritten Karton an und fragt sich, was wohl in dem sein könnte.
Jamie verzieht das Gesicht. »Der spinnt. Ich würde eine Cellistin jederzeit einer Geigerin vorziehen.« Er sagt das mit solcher Bestimmtheit, dass Hannah bezaubert lächelt. In dem Moment blitzt es, und gleich darauf folgt ein lauter Donnerschlag.
Jamie wirft einen Blick nach draußen. »Ich sollte mich wohl besser auf den Weg machen. Sie waren meine letzte Auslieferung. Man hat uns in die Zentrale zurückbeordert. In Laquin ist alles überflutet, aber Barrett hat es offenbar am schlimmsten getroffen.« Barrett und Laquin sind Nachbarstädte von Avalon.
»Moment, warten Sie!«, ruft Hannah und springt auf. Sie läuft ins Haus, wo sie ein paar Kartoffelkroketten einpackt, die sie gerade gebacken hat. Sie kehrt in die Garage zurück und reicht sie ihm. »Die kommen frisch aus der Pfanne.«
Jamie nimmt sie erfreut. »Wow, die sehen toll aus. Danke – ich hab einen Bärenhunger. Ich hab nämlich die Pause ausfallen lassen, weil ich möglichst früh mit meiner Tour fertig sein wollte.« Seine Augen wandern zum Himmel, der finster und bedrohlich aussieht. »Das ist wahrscheinlich der falsche Zeitpunkt, zu fragen, aber haben Sie vielleicht Lust, mal mit mir auszugehen? Kein richtiges Date, Sie sind ja noch verheiratet, einfach nur irgendwo was essen oder so. Mögen Sie Pizza?«
Hannah täte nichts lieber als mit ihm essen gehen. Jamie ist groß, sieht gut aus und ist unglaublich nett. Seine breiten Schultern sind auch kein Schaden. Und er mag sie ganz offensichtlich. Das vermisst
Weitere Kostenlose Bücher