Je sueßer das Leben
der Kasse aufstellen, auf dem die Leute gebeten werden, Freundschaftsbrote zu backen und zu spenden.«
»Darf sie das denn?«, fragt eine.
»Da ihr die McDonald’s-Filiale gehört, würde ich mal davon ausgehen. Abgesehen davon hat bestimmt niemand was dagegen, nachdem der Gouverneur den Notstand ausgerufen hat. Hallo, Debbie?« Jessica dreht sich weg, um mit ihrer Tochter zu sprechen.
Connie hat sich auch schon ans Telefon gehängt. Sie spricht mit dem Roten Kreuz und macht sich Notizen.
»Okay«, sagt sie und legt auf. Ihre Wangen sind vor Aufregung gerötet. »Ich hatte gerade die Einsatzleiterin des Roten Kreuzes an der Strippe, die für die Versorgung der Leute in den Notunterkünften und anderer Überschwemmungsopfer zuständig ist. Sie sagt, sie würden alles nehmen, was sie kriegen können. Zum Verteilen stehen jede Menge Ehrenamtliche bereit, die sich über jedes Brot, das wir backen, freuen. Wir sollen ins Bürgerzentrum kommen, dort würde man uns helfen.«
»Ich werde in Gracies Kindergarten anrufen«, sagt Julia. »Ich glaube, die meisten Erzieherinnen und Eltern haben etwas von dem Teig zu Hause. Bestimmt sind welche bereit, heute zu backen.«
»Debbie ist schon dabei, die Schilder auszudrucken«, teilt Jessica Reynolds den anderen mit und klappt ihr Handy triumphierend zu.
»Bernice Privott wird bestimmt auch so ein Schild am Ausgabeschalter der Bücherei aufstellen«, sagt Helen Welch.
Plötzlich haben sämtliche Frauen ihre Handys aus der Tasche gezogen und rufen alle möglichen Leute an, die einen Teig zu Hause haben und bereit sind zu backen. Julia sieht sich um und wird von der allgemeinen Geschäftigkeit angesteckt. Anders als sonst hat sie nicht das Bedürfnis, sich davonzustehlen – im Gegenteil, sie möchte sich auch in diese wunderbare, hektische Betriebsamkeit stürzen. Sie lächelt, dann zieht sie ihr Handy aus ihrer Handtasche, um in Gracies Kindergarten anzurufen.
»Da haben wir ja ganz schön was angerichtet.« Madeline beobachtet mit hochgezogenen Augenbrauen die Aktivitäten um sie herum, während immer wieder ein Jubelruf zu hören ist, wenn eine der Frauen einen weiteren Helfer rekrutieren konnte.
Connie legt einen Arm um Madeline und grinst. »Keine Sorge. Ich habe alles im Griff. Wir sollten aufschreiben, wer was backt, und das Wohnzimmer zur zentralen Annahmestelle erklären. Mehr als sechs Leute auf einmal sollten wir nicht in die Küche lassen – die anderen können zu Hause backen.« Sie sieht sich im Zimmer um. »Mindestens zehn unserer Stammgäste sind im Moment nicht da. Ich werde jemanden bitten, sie zu verständigen.«
»Wird Ihnen das nicht zu viel?«, fragt Madeline. Sie hat nichts dagegen, macht sich aber Sorgen, dass Connie sich übernehmen könnte. »Wie es aussieht, wird das hier bis in die Puppen gehen.«
»Das macht mir nichts aus«, beruhigt sie Connie. »Es wäre nicht die erste Nacht, die ich durchmache. Der einzige Unterschied ist, dass ich hier und nicht zu Hause bin.«
»Nehmen Sie doch das Savanna-Zimmer«, sagt Madeline. Der Name stammt noch von den ehemaligen Besitzern. »Dann können Sie sich ab und zu hinlegen.« Das Savanna-Zimmer verfügt über ein kleines Bad und einen Balkon.
Connie strahlt. »Ich liebe das Savanna-Zimmer!«, sagt sie. Connie hat ihr geholfen, die Zimmer herzurichten, und daher weiß Madeline, dass es ihr Lieblingszimmer ist.
»Gut, dann ist das auch klar.« Madeline beruhigt es zu wissen, dass Connie sich wenigstens kurz aufs Ohr legen kann. »Ich werde jetzt meinen Teig auftauen und die Backöfen vorheizen.«
Im Flur kommt sie an Julia vorbei, die ihr erklärt: »Gracies Erzieherin wird den anderen Kindern einen Brief mit nach Hause geben. Sie hat versprochen, heute Abend zu backen. Ich werde es gleich mal Connie sagen.« Sie tätschelt Madeline den Arm und eilt zurück ins Wohnzimmer.
Mit einem Lächeln stellt Madeline fest, dass das Geschnatter der Frauen sicher um ein paar Dezibel lauter geworden ist. Hier sind mehr zufriedene Menschen versammelt als in jedem anderen Haus, in dem sie jemals gelebt hat. Sie denkt an frühere Abendveranstaltungen, Cocktaileinladungen, endlose Geschäftsessen. Sie erinnert sich, wie gezwungen es oft zugegangen ist, wie oft ihr Blick diskret zur Uhr wanderte und sie die Minuten zählte, bis die Leute endlich nach Hause gingen und sie erlösten.
In diesem kleinen, bescheidenen Städtchen leben so viele unterschiedliche Menschen – gute Menschen, einfache Menschen, Menschen mit
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