Je sueßer das Leben
einem großen Herzen –,die sie im Laufe der letzten Monate kennengelernt hat und ihre Freunde nennen darf. Das kam völlig unerwartet und ist überwältigend. Der Gedanke erfüllt sie mit unendlicher Freude. Und dennoch …
Madeline zieht sich in die Abgeschiedenheit ihrer Küche zurück, in der es bestimmt gleich wie auf dem Rummel zugehen wird. So vieles ist besser gelaufen, als sie gedacht hätte, und gleichzeitig ist es nicht genug. Vielleicht hat das aber auch gar nichts mit dem Teesalon zu tun, wie sie sich eingestehen muss, mit seinem bescheidenen Erfolg und den Frauen, mit denen sie sich umgibt. Nein, mit ihnen kann es nichts zu tun haben, sondern nur mit ihr, mit Madeline.
Sie räumt die Arbeitsflächen frei, um Platz für die Frauen zu schaffen, die sich zum freiwilligen Backen am Nachmittag gemeldet haben. Dann legt sie ein paar frische Küchenhandtücher bereit und stellt Messbecher und Mehl dazu. Mögen wir auch noch so gute Freunde haben, am Schluss müssen wir doch vor allem mit uns selbst zurechtkommen. Das sind kluge Worte, die Madeline anderen gegenüber schon oft gesagt hat und die sie sich jetzt selbst sagen muss. Sie kann Ben zu nichts zwingen, aber er gehört nun einmal zu ihrer Familie, und sie will, dass er Teil ihres Lebens ist, egal wie es ihm geht. Genau das ist der Punkt, wird ihr klar. Das ist Familie. Man nimmt sie, wie sie ist, und man liebt sie, komme, was wolle.
Bei Einbruch der Dämmerung hat sich Madelines Teesalon tatsächlich in so etwas wie einen Rummelplatz verwandelt. Es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Julia ist nur zweimal kurz verschwunden, um zuerst Gracie vom Kindergarten abzuholen und dann um ihre Teigbeutel von zu Hause zu holen und ein paar zusätzliche Backzutaten zu besorgen.
So lange hatte Julia ursprünglich gar nicht bleiben wollen, aber nachdem sich die Aktion erst einmal herumgesprochen hatte (Connie hat ihr den Namen »Operation Freundschaftsbrot« verpasst), ging alles sehr schnell. Es stellte sich heraus, dass Connie Hilfe brauchte. Julia hat die Koordination übernommen und hilft Connie, Bäcker, Spenden, Brotteig und fertig gebackene Laibe zu organisieren.
Connie steckt ihren Kopf in die Tür zum Teesalon, wo Julia an Connies Laptop sitzt und gerade etwas auf dem tragbaren Drucker ausdruckt. »Die ersten Kuchen und Brote trudeln ein, Julia.«
»Hier.« Julia reicht Connie ein Blatt mit runden Aufklebern und ein Klemmbrett. Sie hat zweihundert fortlaufend nummerierte Formulare ausgedruckt. »Die Leute sollen ihren Namen und ihre Telefonnummer aufschreiben. Dann tragen Sie bitte die Zahl der Laibe ein, die sie abgeben, schreiben die jeweilige Nummer auf die Aufkleber und kleben jeweils einen auf die betreffenden Laibe.« Julia hat sich überlegt, dass es gut wäre, irgendeine Art von Qualitätskontrolle zu haben, dann können sie jedes Brot zurückverfolgen, falls es zu Problemen kommt. Gleichzeitig können sie auf diese Weise jedem Spender danken, sie könnten sogar eine Anzeige in die Zeitung setzen, in der alle Beteiligten namentlich genannt werden. Vielleicht würde die Gazette ihnen den Platz ja kostenlos zur Verfügung stellen? Sie könnte Livvy anrufen, um das herauszufinden, schließlich ist Livvy für die Anzeigen zuständig, und Julia wird ohnehin mit ihr darüber sprechen müssen.
Vielleicht sollte sie damit aber auch warten, bis es ruhiger geworden ist.
Connie deutet mit dem Daumen zum Flur, wo ständig jemand kommt oder geht. »Brauchen wir morgen früh noch Leute? Ich könnte dann mal rumfragen.«
Der Gedanke ist Julia auch schon gekommen. Sie kramt in dem Blätterstapel auf dem Tisch und zieht eine Liste hervor, in die sich Freiwillige eintragen können. »Hier.« Sie hat bemerkt, dass mehrere Frauen darauf warten, dass ihr Brot fertig gebacken ist, und gerne mit anpacken würden.
»Sehr gut.« Connie grinst. Es geht zu wie im Taubenschlag, aber Connie scheint das ebenso wie Julia erst richtig in Fahrt zu bringen. »Die ersten Kartons mit Lebensmitteln sind übrigens voll. Ich werde sie in die Garage bringen und neue holen, sobald ich die Brote dort erfasst habe.«
»Lassen Sie das lieber bleiben«, ruft Julia. »Die Kartons sind doch viel zu schwer.«
»Na hören Sie, Julia«, spöttelt Connie. »Ich habe schon schwerere Sachen herumgeschleppt. Das ist kein Problem.«
»Nein«, sagt Julia mit strenger Stimme. Sie zweifelt nicht daran, dass Connie das schafft, aber sie will kein Risiko eingehen. Connie ist unentbehrlich,
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