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Je sueßer das Leben

Je sueßer das Leben

Titel: Je sueßer das Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darien Gee
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Tag machen – solche Sachen sind dir doch sonst immer so wichtig. Und dann hast du mir auch noch versprochen, mich vorzuwarnen!«
    Richard zieht sein Handy hervor und sieht auf das Display. »Ach, dieses Versprechen. Das zählt nicht, weil ich dazu genötigt wurde, und du kennst ja meine Haltung zu Zwang und Folter. Zweitens ist heute ein besonderer Tag, Edie.« Er streckt die Hand mit dem Handy aus, so dass die kleine Kameralinse auf sie beide gerichtet ist.
    Sie durchkämmt ihr Hirn, aber es fällt ihr nichts ein. »Nämlich?«
    »Lächeln.« Es klickt leise, als die Kamera den Moment einfängt. »Heute ist unser Verlobungstag.« Er geht zur Tür, winkt ihr kurz zu, dann ist er verschwunden.

Kapitel 22
    Es hat aufgehört zu regnen, die Wolkendecke ist aufgerissen und lässt stellenweise die Sonne durch. Die Bewohner Avalons atmen erleichtert auf, nachdem alle die letzten Tage die Luft angehalten haben. Die Wasserstände sind wieder gesunken, aber sie haben eine Menge Schlamm und Dreck in den Gärten und Straßen hinterlassen, und viele Häuser in Nord-Illinois sind beschädigt.
    »Wir hatten ein Riesenglück«, erklärt Julia Hannah und Madeline. Die beiden haben noch nie ein schweres Unwetter in einem Städtchen wie Avalon miterlebt, das ihm viel stärker ausgeliefert ist als die bestens ausgerüsteten Metropolen wie Chicago. Julia hatte ständig die Nachrichten laufen und sich die Wetterberichte im Internet angesehen, und sie weiß, dass Avalon einem schlimmeren Hochwasser nur knapp entgangen ist.
    Während der Sturm tobte, war sie froh, zusammen mit Mark und Gracie sicher und geschützt in ihren vier Wänden zu sitzen. Das war der Moment, als Julia auf die beiden Schlafenden neben sich sah und dachte: Ich möchte frei sein. Nur war das nicht derselbe Gedanke von Freiheit, mit dem sie vorher gespielt hatte und der Mark und Gracie ausschloss. Es war eine Freiheit, die die beiden einbegriff. Sie wollte frei sein, um sie zu lieben und mit ihnen zusammen zu sein, und zwar für den Rest ihres Lebens. Genau das will ich , dachte sie, als sie ihre Augen schloss, das ist es, wofür ich mich entscheide.
    Jetzt trommelt Julia mit den Fingern auf den Tisch, während sie ihren Freundinnen berichtet. »Hunderte von Familien mussten ihre Häuser verlassen. In Barrett sind in den Turnhallen der Schulen Notquartiere eingerichtet worden. Und ob die Stromversorgung überall schon wiederhergestellt ist, weiß ich nicht.«
    »Wie furchtbar«, sagt Madeline. »Ich habe gehört, dass Spenden für die Überschwemmungsopfer gesammelt werden. Vielleicht könnte ich ja eine Lebensmittel-Spendenaktion organisieren. Dreißig Prozent Rabatt auf alles, was jemand spendet, irgendetwas in der Art.«
    »Andere Sachen werden auch gebraucht«, sagt Julia. Sie zieht aus ihrer Handtasche ein Stück Papier und einen Stift und fängt an zu schreiben. »Einige Organisationen bitten um Decken und Kleidung. Dann werden Kindersachen gesucht, unter anderem Windeln und Säuglingsnahrung. Spielzeug. Bücher.«
    »Ich habe auch schon darüber nachgedacht, was ich tun könnte«, sagt Hannah. »Gestern habe ich mit jemandem vom Roten Kreuz geredet, der meinte, ein Konzert von mir würde die Leute aufmuntern und sie von ihren Sorgen ablenken. Deshalb habe ich beschlossen, morgen mein Cello einzupacken und für die Flutopfer zu spielen.« Sie lächelt scheu. »Es ist wahrscheinlich albern, aber ich habe ewig nicht mehr vor Publikum gespielt. Ich freue mich schon richtig darauf.«
    »Da komme ich auch!«, erklärt Julia. »Das möchte ich um nichts in der Welt verpassen. Ich werde Gracie im Kindergarten entschuldigen und mitnehmen, vielleicht gibt es dort ja auch etwas für uns zu tun.«
    »Nehmt mich doch bitte auch mit«, sagt Madeline. »Ich muss nur Connie fragen, ob sie bereit ist, hier morgen die Stellung zu halten. Wahrscheinlich ist sie im Wohnzimmer bei den anderen Frauen.« Sie steht auf und macht sich auf die Suche nach ihr.
    »Ich habe es mir übrigens überlegt«, sagt Hannah und rührt Honig in ihren Tee. »Wenn Gracie und du wirklich meine Versuchskaninchen spielen wollt, gebe ich euch gerne Unterricht.«
    Julia sieht sie überrascht an. »Dann bleibst du also in Avalon?« Sie war davon ausgegangen, dass Hannah nach New York zurückkehren würde. Jetzt, wo sie wieder allein ist, hat sie eigentlich keinen Grund, in Illinois zu bleiben, erst recht nicht in Avalon.
    Hannah nickt. »Warum nicht? Es ist ja nicht so, dass man sich woanders um mich

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