Je sueßer das Leben
Brathähnchen mitnehmen und dann gleich zur Highschool fahren. Wie gut, dass er heute nach der Arbeit geduscht hat. »Dann bis gleich«, sagt er.
Rhea Higbee, eine der Kassiererinnen im Pick and Save, hat den ganzen Nachmittag immer dieselben Sachen gescannt. Jetzt hat sie Pause, und statt draußen eine Zigarette zu rauchen, ruft sie ihre Schwester an.
»Ich bin’s, Dawn«, sagt sie. »Hier passiert gerade etwas total Merkwürdiges …«
Travis Fields steht vor der Tür und ist sauer. »Jetzt? Findest du nicht, dass es ein bisschen spät ist, um die Verabredung abzusagen? Ich habe für acht reserviert!«
»Wo, in der Pizzabude? Oder in der Bierpinte drüben in Digby?«, fragt Dawn Perry sarkastisch, während sie die Pumps von den Füßen streift und sich nach ihren Turnschuhen umsieht. Socken braucht sie auch. Sie wühlt in dem Korb mit der frisch gewaschenen Wäsche nach einem Paar.
»Ich dachte, du magst Pizza!« Travis macht Anstalten, ins Haus zu kommen, aber Dawn stellt sich ihm in den Weg.
»Ich muss los, Travis, du brauchst also gar nicht erst reinzukommen.« Sie nimmt ihre Ohrhänger ab und wischt sich mit einem Reinigungstuch das Make-up vom Gesicht. Sie fragt sich, warum sie sich für die Treffen mit Travis überhaupt so schick macht. Wenn sie es recht überlegt, weiß sie nicht einmal, warum sie sich überhaupt mit Travis trifft. Man kann seine Zeit auf amüsantere Weise totschlagen.
»Du hättest mir früher Bescheid geben können«, quengelt Travis weiter. »Dann hätte ich mir den Weg sparen können.«
»Was, die fünf Minuten vom Copyshop? Du hast dich ja nicht mal umgezogen! Und deine Hände sind auch noch mit Kleber verschmiert.« Sie nimmt ihre Jacke aus dem Schrank. »Abgesehen davon habe ich eben erst davon erfahren. Die ganze Stadt macht mit.«
Travis zieht einen Schmollmund, er scheint ihr überhaupt nicht richtig zugehört zu haben. »Ich habe Blöcke gemacht. Die Praxis hat eine neue Lieferung Rezeptblöcke bestellt. Zwanzig Stück à hundert Blatt.«
»Schön für dich«, sagt Dawn. Sie knipst das Licht aus, lässt die Tür ins Schloss fallen und dreht den Schlüssel herum. Travis scheint es immer noch nicht glauben zu können, zupft sich getrockneten Kleber von den Händen. Sie sollte sich endlich einen interessanteren Mann suchen. »Jetzt entschuldige mich bitte. Ich muss los, beim Brotbacken helfen.«
»Du kommst also klar, ja?«, flüstert Frances Latham, als sie zusammen mit ihrem Mann die Treppe hinunterschleicht.
»Ja, sicher.«
»Ich bin in zwei Stunden zurück. Vielleicht auch ein bisschen später, wenn Not am Mann ist. Ich schick dir eine SMS , dann wachen die Kinder nicht vom Telefon auf.«
»Die Racker?« Ihr Mann, Reed, deutet mit dem Daumen zu den Kinderzimmern, wo ihre drei Kinder schlafen – sieben, vier und zwei Jahre alt. Alles Jungen. »Bis morgen früh kriegt die keiner wach.«
»Gut.« Frances will die Schachtel mit den Zutaten nehmen, aber Reed schiebt sie sanft zur Seite.
»Lass mich mal. Die andere nehm ich auch gleich mit.«
Sie gehen in die Garage, und Reed lädt die Schachteln ins Auto. »Ruf an, wenn du was brauchst.«
»Mach ich. Bis zu Madeline ist es ja nicht weit. Ich habe dir ein paar Scheiben Freundschaftsbrot auf den Küchentisch gestellt.«
»Danke.« Reed nimmt seine Frau in den Arm und küsst sie. Selbst nach fünfzehn Jahren ist er noch immer bis über beide Ohren in sie verliebt. Sie hat den ganzen Nachmittag für Barrett gebacken, während die beiden Kleinen ihr um die Beine wuselten und bei Laune gehalten werden mussten. Jetzt will sie noch in diesen Teesalon, wo die Brote abgeliefert werden sollen, und dort weiterbacken und bei der Organisation helfen.
Reed hat seine Frau schon immer bewundert, und das wird auch so bleiben, aber heute sieht er sie in neuem Licht. Frances ist bereit, alles zu geben – für ihre Kinder, für sie beide, für die ganze Stadt.
Er hilft ihr beim Einsteigen und schlägt die Autotür zu. Sie lässt den Motor an, macht das Fenster auf und sieht ihren Mann verwundert an. »Ist was mit dir?« Reed hat einen merkwürdigen Ausdruck im Gesicht, als versuche er, etwas zu verbergen.
»Diese Broschüren und Bücher über Adoption«, sagt er. »Du weißt schon, in China.« In ihrem Haus liegt seit Wochen Informationsmaterial über die Adoption chinesischer Kinder herum.
Frances bekommt ein schlechtes Gewissen.
»Also, ich habe sie gelesen. Und ich finde, wir sollten es tun.«
»Was?« Frances holt tief Luft
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