Je sueßer das Leben
deinem Einkaufswagen?«
»So viel kann ich nicht heben. Ich warte auf meine Schwester, damit sie mir hilft.« Besitzergreifend legt sie eine kleine Hand auf die riesige Mehlpackung.
Russel sieht sich um. »Wo ist sie denn?«
»Sie holt gerade die Milch.«
Das würde Russell gerade noch fehlen, sich nachher von seiner Frau zusammenstauchen lassen zu müssen. »Die bringen sicher gleich frisches Mehl. Wie wär’s, wenn ich diese Packung nehme, und du bittest den netten Herrn dort, dir neues zu holen?« Er deutet auf einen pickeligen Teenager, der ein T-Shirt mit dem Logo des Supermarkts und die obligatorische Schirmmütze trägt und zum Beantworten von Kundenfragen abgestellt ist.
»Backst du auch für Barrett?«, fragt Winifred.
Er zwar nicht, aber seine Frau, und das ist praktisch dasselbe. »Ja«, sagt er und errötet ein wenig.
»Siehst du. Ich nämlich auch.«
Damit sind sie in einer Sackgasse gelandet. Russell weiß, dass die Kleine im Zweifelsfall den Sieg davontragen wird. Warum braucht ihre Schwester eigentlich so lange?
»Alle mal herhören. Es tut uns leid, uns ist das Mehl ausgegangen.« Der junge Angestellte wirkt nervös. »Aber wir haben gerade bei Pick and Save angerufen, und die haben noch genug.«
Russell bleibt nicht genug Zeit, um zum Pick and Save zu fahren. »Komm, wir machen einen Tausch. Ich kauf dir einen Schokoriegel, und du überlässt mir dafür das Mehl. Dann haben wir beide was davon.«
Winifred tut so, als habe sie ihn nicht gehört. »Ich finde, wir sollten teilen. Wenn wir beide Freundschaftsbrot backen, können wir die Packung doch teilen.«
Der Vorschlag verwirrt Russell. Wie soll das gehen?
»Wir können uns an der Kasse eine Plastiktüte geben lassen. Abgemacht?« Sie streckt ihm ihre kleine Hand hin.
Russell weiß nicht, was seine Frau zu einer Plastiktüte mit losem Mehl sagen wird, aber was bleibt ihm übrig?
»Abgemacht.« Er schlägt ein, dann legt er die Packung Mehl in seinen Einkaufswagen, und sie machen sich gemeinsam auf die Suche nach Winifreds Schwester.
Ervin Holder ist im Pick and Save normalerweise für die Obst- und Gemüseabteilung zuständig, wo er frische Ware nachfüllt, welke aussortiert und Probierhäppchen zurechtschneidet. Aber jetzt hat ihn sein Chef in Gang sechs beordert, nachdem dort niemand auf den Hilferuf reagiert hat.
Erschrocken steht Ervin vor der Menge an Leuten, die den Gang blockieren und die Regale leerräumen. Zuerst dachte er, dass irgendeine Katastrophe passiert sein müsste und die Leute auf Hamsterkäufe aus wären, aber sie beschränken sich offenbar auf Backzutaten, während sie Wasser und Klopapier liegen lassen, anders als letzte Woche, als für Avalon eine Hochwasserwarnung ausgegeben worden war.
»Der Elternbeirat hat sich zusammengetan, um für Barrett Freundschaftsbrote zu backen«, erklärt ihm Cordelia Gutierrez. Sie ist Vorstand des Elternbeirats der Highschool, die ihre zwei Söhne besuchen. »Ich brauche fünfundzwanzig Kilo Zucker. Haben Sie noch welchen im Lager?«
»Äh, da muss ich nachschauen …«
Bridget Gholston, eine Kosmetikerin, die im Naughty Nails arbeitet, steht vor dem Puddingregal, als sie nach Ervin ruft. »Haben Sie etwa keinen French Vanilla mehr? Ich mag French Vanilla viel lieber als den normalen Vanillepudding.« Sie trommelt mit ihren knallblau lackierten Fingernägeln auf den leeren Platz in dem Regal.
Lila Schneider wirft einen Blick in ihren Einkaufswagen, in dem haufenweise Schächtelchen mit normalem Vanillepuddingpulver liegen. »Worin unterscheiden die sich denn?«, fragt sie.
»Der French Vanilla schmeckt viel stärker nach Vanille«, erklärt Bridget. »Er hat auch eine kräftigere Farbe, aber das sieht man im fertigen Kuchen nicht mehr.«
Lila überlegt. »Nehmen Sie zusätzlich noch Vanillezucker?«
Bridget nickt. »Ja, und nicht zu knapp. Männer stehen auf Vanille, müssen Sie wissen.« Sie lächelt Lila vielsagend an und zwinkert, und Lila muss kichern.
Mona Coulson schnaubt. Sie steht der christlichen Frauengruppe der First Baptist Church vor und weiß genau, wer Bridget ist. »Also, wir backen das Freundschaftsbrot der Amish für Barrett.« So, wie Mona das »wir« ausspricht, ist klar, dass damit alle außer Bridget gemeint sind.
Bridget schenkt ihr ein zuckersüßes Lächeln. »Ach ja? Das ist ja nett. Ich übrigens auch.«
Die beiden Frauen funkeln sich über Lila Schneiders Einkaufswagen hinweg an.
Oje, da scheint Lila ja direkt zwischen die Fronten geraten
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