Je sueßer das Leben
zu sein, nervös schaut sie von einer zur anderen. Vergebens versucht sie, ihren Einkaufswagen an einer der beiden vorbeizuschieben. »Äh, Verzeihung …«
Bridget hält ihren Einkaufswagen mit einer Hand fest. Sie sieht Mona scharf an. »Willst du damit etwa andeuten, dass eine Heidin wie ich nicht für Barrett backen darf, Mona?« Bridget kennt Mona gut. Und das nicht erst, seit in der Gazette jedes Weihnachten ihr Bild unter dem Gemeindebrief abgedruckt ist, sie waren in der Highschool nämlich einmal Busenfreundinnen.
»Ich will damit nur sagen, dass einige von uns darum bemüht sind, die Welt zu einem lebenswerteren Ort zu machen, und nicht darum, einen Mann ins Bett zu kriegen.«
Bridgets Augen blitzen auf. »Zunächst einmal, meine liebe Monami, backe ich auch für eine lebenswertere Welt, und da nun mal die Hälfte der Welt von Männern bevölkert ist, schadet ein bisschen Vanille zur Beruhigung ihrer Nerven sicher nicht. Auch der Nerven von Frauen, übrigens.«
»Vanille wirkt tatsächlich beruhigend«, mischt sich Lila ein. »Es ist sehr entspannend. Ich habe deswegen zu Hause extra ein paar Duftkerzen mit Vanillegeruch …«
Bridget hebt eine Hand, um Lila zum Schweigen zu bringen. »Und zweitens muss ich mir keine Gedanken darüber machen, wie ich einen Mann ins Bett kriege, ich weiß nämlich, wie ich einen Mann ins Bett kriege. Anders als andere.« Bridget grinst höhnisch.
Mona klappt die Kinnlade runter. »Was … ich … du …«, stottert sie.
»Und drittens mache ich das nicht, weil ich das alberne Bedürfnis verspüre, mit einem Heiligenschein herumzurennen, wenn wir doch alle die Wahrheit kennen!«, spielt Bridget ihren letzten Trumpf aus, verschränkt die Arme vor der Brust und bedenkt Mona mit einem wissenden Blick.
Mona macht den Mund wieder zu, sie ist knallrot angelaufen.
»Also, ich kenne die Wahrheit nicht«, sagt Roy Banes, ein Automechaniker, der seine Frau zum Einkaufen begleitet und den kleinen Streit interessiert mitverfolgt hat.
»Ich auch«, schließt sich Wiley Brown an. Wiley fährt einen Wassertanklaster.
Patsy Jones vermeidet es, sich auf eine Seite zu schlagen, auch wenn sie sich an die Kirchenfeste erinnert, die sie mit Mona zusammen organisiert hat und bei denen die sich aufgeführt hat, als sei sie die Königin von Saba. Wir sind schließlich alle Kinder Gottes – selbst Bridget, mag sie auch in einem Laden arbeiten, in dem Frauen zu Objekten degradiert und die Menschen zu sündhaftem Verhalten verführt werden –,aber Mona tut gerade einmal wieder so, als gehöre sie zu den Auserwählten.
»Ich auch nicht«, korrigiert sie Wiley und würde sich im nächsten Augenblick am liebsten die Zunge abbeißen, weil das so klingt, als ob sie es gerne wissen würde, was überhaupt nicht der Fall ist. Aber wenn jemand etwas erzählen will, soll er das, das hier ist schließlich ein öffentlicher Ort, oder? Außerdem hat sie noch nicht alle Einkäufe erledigt.
»Das ist doch lächerlich!« Monas Nasenflügel blähen sich. »Kein Mensch hier wird dir Glauben schenken, Bridget, weil das nämlich alles anständige Leute sind, die sich nicht für dein bösartiges Geschwätz interessieren.«
Darauf erwidert Bridget nichts, sondern bedenkt Mona, der offensichtlich nicht sehr wohl zumute ist, nur mit einem äußerst zufriedenen Blick.
»Und? Wie lautet denn nun die Wahrheit?«, fragt Roy ungeduldig. »Wir haben schließlich nicht den ganzen Tag Zeit.« Seine Frau fasst ihn am Arm, wobei man allerdings nicht sagen könnte, dass sie ihn ernsthaft wegzieht.
Bridget hebt die Augenbrauen. »Nun, Monami, wie hättest du es denn gern? Willst du sie über deine Gutmenschenallüren selbst aufklären, oder soll ich den braven Leuten hier erzählen, was damals, als wir in der zehnten Klasse waren, zwischen dir und unserem Sportlehrer, dem lieben Mr. Grabowski, lief – oder vielmehr nicht lief?«
Die Umstehenden halten kollektiv die Luft an.
»Bridget Avery Gholston, du hast es versprochen!« Monas Stimme hat einen schrillen Klang angenommen. »Du hast versprochen, niemals jemandem ein Sterbenswörtchen davon zu erzählen!«
»Wie bitte? Willst du mich auf den Arm nehmen?« Bridget sieht sie ungläubig an. »Du nimmst mich auf den Arm, oder? Wir sind vierzig, Mona! Du hast seit zweiundzwanzig Jahren kein Wort mehr mit mir gewechselt. Du ignorierst mich auf den Klassentreffen, und wenn wir uns zufällig auf der Straße begegnen, schaust du weg. Und dabei waren wir mal die besten
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