Je sueßer das Leben
jemandem hier mitnehmen lasse.«
»Keine Sorge, Hannah. Du stehst ganz oben auf der Liste – wir werden dich nach Barrett bringen.« Aber Julia runzelt die Stirn, als sie die Liste betrachtet. Sie haben einfach nicht genug Fahrer. Alle, die sich gemeldet haben, sind schon vollauf beschäftigt.
»Sieh mal, wer da ist«, sagt Mark.
Julia blickt auf, und da stehen Livvy und Tom neben ihrem Mann. Livvy zwingt sich zu einem Lächeln, aber sie ist nervös, und ihre Augen schießen hin und her. Tom steht aufrecht da, die Schultern gestrafft wie ein Mann, der sich dagegen wappnet, gerügt zu werden. Sie waren immer das jugendlichere Paar von ihnen – was nicht nur an ihrem Alter, sondern auch an ihrer Haltung lag –, unbekümmerter, weniger auf die Folgen bedacht, eine Neigung zu spontanen Entscheidungen, die Mark und Julia oft in den Wahnsinn trieb. Aber in dem Moment wird Julia klar, dass sich die Kluft zwischen ihnen geschlossen hat. Zumindest ist sie kleiner geworden. Jetzt stehen sie da, vier Erwachsene, die verbunden sind durch Erinnerungen und Fehler, und sehen sich scheu und ein wenig bang an. Alle scheinen darauf zu warten, dass Julia etwas tut, dass sie entscheidet, auf welche Seite das Pendel ausschlagen soll.
»Livvy«, sagt sie, als sie ihre Stimme wiedergefunden hat. »Und Tom.« Mehr sagt sie nicht, aber es reicht, damit Tom vortritt und Julia einen Kuss auf die Wange gibt.
»Wir wollen mithelfen«, sagt er und räuspert sich. »Bei dieser Brotaktion.«
Julia ist überrascht. Tom war nie besonders hilfsbereit, immer der Letzte, der seine Dienste angeboten hat, der Gast, der nie auf die Idee gekommen wäre, seinen Teller in die Küche zu tragen oder wenigstens zu fragen, ob er es tun soll. Julia erinnert sich, wie lange Livvy an ihn hinarbeiten musste, bis er endlich mal regelmäßig den Müll rausbrachte. Kurz gesagt, er ist ein fauler Strick, und daher passt er eigentlich überhaupt nicht zu ihrer Schwester und gerade deswegen vielleicht doch. Er hat beschützend den Arm um Livvys Schultern gelegt, und Julia ahnt, dass es gut zwischen ihnen läuft. Sie ist überrascht, wie sehr sie sich für Livvy freut.
»Wir wollten eigentlich früher kommen, aber Tom hat mich nicht wach gekriegt«, sagt Livvy entschuldigend. »Ich habe wie ein Murmeltier geschlafen und, ach, ist ja egal. Können wir irgendwas machen? Also nur, wenn du uns brauchen kannst.« Sie klingt zögernd.
»Ja, klar«, sagt Julia sofort. Sie berührt Livvy am Arm. »Natürlich.«
»Okay.« Livvy lächelt sie an. Ein tapferes kleines Lächeln. »Was ist zu tun?«
Was ist zu tun? Auf diese Frage hat Julia tausend und keine Antwort. Aber Livvy meint Barrett, und daher antwortet Mark schnell: »Wir bräuchten Fahrer, die das Brot und andere Sachen nach Barrett bringen.«
»Wir haben im Moment leider nur ein Auto«, sagt Tom. »Den Pilot. Den kann Livvy fahren. Wenn für mich noch irgendeine andere Arbeit da ist …«
»Du nimmst mein Auto«, sagt Mark automatisch und fischt nach seinem Autoschlüssel in der Hosentasche. »Lad es einfach voll und fahr los. Ich werde hierbleiben und die Stellung halten.«
Tom nimmt den Schlüssel, und die beiden Männer grinsen sich an. »Mann, ich hab dich echt vermisst«, sagt Tom.
»Ich dich auch.« Mark schlägt ihm auf die Schulter. »Kommt, ich zeig euch, wo ihr was findet.«
Julia hätte gerne mit Livvy geredet, aber es geht zu wie im Taubenschlag. Sie zuckt hilflos mit den Achseln, als Livvy Tom folgt, und Livvy lächelt sie an. Später , scheint ihr Blick zu sagen. Vielleicht aber auch etwas anderes.
Es wird alles gut werden.
»Hier kommt die nächste Lieferung«, ruft Mark Julia zu.
Von dem Moment an reißt der Strom nicht mehr ab. Leute mit bekannten und unbekannten Gesichtern treten durch die Tür, bringen einzelne Brote oder prall gefüllte Tüten, einige sogar ganze Kisten. Mary Winder und ihr Canastaclub, Phyllis Watts und Roxy Hicks vom Polizeirevier. Bernice Privott und Koji Takahashi überreichen Julia sechs Laibe, die noch ofenwarm sind. Clinton Becker hat seine Tochter Juniper dabei, die Debbie Reynolds hilft, Jessicas Rohlstuhl zu schieben. Jessica hat einen Korb voll Freundschaftsbrot auf dem Schoß.
Cordelia Gutierrez und Wiley Brown verkünden, dass auf der Ladefläche von Wileys Pick-up fünf Kartons mit jeweils vierzig Broten stehen.
Julia empfängt die Neuankömmlinge, obwohl das nicht geplant war, während Mark und Connie die Brote nach hinten schaffen. Ein paarmal kommt
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