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Je sueßer das Leben

Je sueßer das Leben

Titel: Je sueßer das Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darien Gee
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nur.
    Inzwischen, sechs Monate später, erwärmt sie sich langsam für die Idee, Mutter zu werden – sogar mehr, als sie zuzugeben bereit ist. Sie glaubt ja nicht, dass ein Fluch auf ihr liegt, aber jedes Mal, wenn der Schwangerschaftstest negativ ausfällt, muss sie an Josh denken, ihren Neffen. Dann muntert sie sich selbst auf, indem sie sich daran erinnert, dass er immer sagte, sie sei eine tolle Tante. Heißt das nicht auch, sie wäre eine tolle Mutter? Livvy hofft es.
    »Warum machst du keinen Test, um es herauszufinden?«, bohrt sie nach. Aufgeregt malt sie sich an Edies statt die Möglichkeiten aus. Vielleicht hat Edie ja Angst, dass ihr Freund, der neue Allgemeinarzt in der Stadt, ausflippt oder sogar mit ihr Schluss macht. »Ich gehe gerne mit in die Drogerie, wenn du einen Test kaufen willst«, bietet sie Edie an.
    Edie schüttelt den Kopf. »Danke, aber mit dem Geld weiß ich was Besseres anzufangen.«
    »Es in deinem Geldbeutel spazieren tragen?«
    »Sparen und die Zinsen einstreichen.« Edie schluckt den letzten Bissen ihres Sandwiches hinunter, knüllt das Einwickelpapier zusammen und wirft es in den Abfalleimer, der in der anderen Ecke des Zimmers steht. Es fällt daneben. »Ich muss wieder zurück. Der Bericht über den versiegten Brunnen wartet.« Sie steht auf und bückt sich nach dem Papier.
    »Ob er es in die Sechs-Uhr-Nachrichten schafft?«, zieht Livvy sie auf.
    »Das nicht, aber du kannst morgen in der Gazette darüber lesen. Auf der Titelseite. Es sind immerhin sechs Familien davon betroffen. Nicht jedes Haus ist an die allgemeine Wasserversorgung angeschlossen, Livvy.«
    Livvy ärgert sich, dass Edie sie für so ahnungslos hält. Warum denken eigentlich alle, dass sie ein naives Dummchen ist? Sie hat doch nur einen Witz gemacht, verdammt noch mal. »Ich bin in Avalon geboren und aufgewachsen, Edie. Du kannst davon ausgehen, dass ich über solche Dinge Bescheid weiß.« Besten Dank auch .
    Edie runzelt die Stirn. »Dann weißt du auch, wie viel es die betroffenen Familien kosten wird, ihre Häuser an die allgemeine Wasserversorgung anzuschließen. Abgesehen davon haben bis dahin zwei von ihnen kein fließend Wasser.«
    Livvy hat jetzt wirklich keine Lust, sich einen Vortrag anzuhören. Edie führt sich fast wie Julia auf, und das Letzte, was Livvy braucht, ist noch eine ältere Schwester. Sie starrt auf ihren Nudelsalat, der Appetit ist ihr vergangen.
    Livvy ist plötzlich so mit ihrem Nudelsalat beschäftigt, dass Edie merkt, sie hat sich wieder einmal im Ton vergriffen. Livvy ist keine Journalistin, sie ist für den Anzeigenverkauf zuständig, und Edie sollte netter zu ihr sein, wenn sie in dieser Stadt mit ihren 4234 Einwohnern jemals Freunde gewinnen will. Ihr Freund Richard, auch Dr. Richard genannt, würde sich freuen, wenn Edie Avalon eine Chance gäbe, und Edie will das ja auch, aber es fällt ihr nicht leicht. Das kann ihr Freund einfach nicht nachvollziehen, weil er mit jedem auskommt und jeder mit ihm. Aber Edie ist nicht Richard, und sie weiß, dass sie manchmal etwas kratzbrüstig rüberkommt. Gut, oft. Sie kann nur einfach nicht verstehen, warum die Leute so viel Unsinn reden. Wie kann jemanden ein Haarfärbemittel oder der Preis von Schweinefleisch mehr interessieren als Armut und Elend auf der Welt?
    Edie ist bestimmt keiner von diesen Gutmenschen (findet sie jedenfalls). Andere sind da vielleicht anderer Meinung. Nur hat sie schon einmal im Ausland gelebt und weiß, wie viel man mit wenig erreichen kann, und dazu möchte sie ihren Teil beitragen. Und wenn die Leute sie mit irgendwelchen Banalitäten langweilen, ist es meist nur eine Frage der Zeit, bis sie aufhört, höflich mit dem Kopf zu nicken, und sagt, was sie wirklich denkt, selbst wenn sie sich das Gegenteil vorgenommen hat. Dann verschwinden die Leute entweder schnell, weil sie sich urplötzlich daran erinnern, dass sie dringend etwas erledigen müssen, oder sie gucken abweisend und verstummen, genau wie Livvy jetzt.
    »Hör mal«, sagte Richard eines Abends, als sie überlegte, wie sie sich vor einem Abendessen drücken konnte, zu dem sie einer seiner dankbaren Patienten eingeladen hatte. Ständig laden seine Patienten sie ein, zum Teil weil sie noch neu in der Stadt sind, aber auch weil jeder, einfach jeder Richard mag. »Ich weiß, es nervt dich, aber das ist doch albern. Das sind nette Leute, und sie wollen nur ihre Dankbarkeit zeigen. Abgesehen davon«, fuhr er mit erhobener Stimme fort, als Edie ihm ins Wort

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