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Je sueßer das Leben

Je sueßer das Leben

Titel: Je sueßer das Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darien Gee
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fallen wollte, »werden sie das Essen nicht einpacken und zu den Notleidenden in Afrika schicken, falls du das gerade einwenden wolltest.«
    »Das wollte ich gar nicht sagen«, gab sie ein wenig beleidigt zurück.
    »Ach nein?«, fragte Richard grinsend. Sie wussten beide, dass sie etwas in der Art gesagt hätte, beispielsweise dass die Leute ohne weiteres die Hälfte ihres für Essen vorgesehenen Familienbudgets spenden oder ehrenamtlich in einer Suppenküche arbeiten könnten, statt zwei oder drei Stunden am eigenen Herd zu stehen. »Sie sind nun einmal unsere neuen Nachbarn, und sie könnten gute Freunde werden, wenn du ihnen eine Chance geben würdest.«
    Gute Freunde . Edie zweifelt daran, auch wenn sie nicht daran zweifelt, dass es eine gute Entscheidung war, nach Avalon zu ziehen, selbst zu dem Preis, erst einmal einsam zu sein. Fast-Food-Restaurants siedeln sich in so kleinen Städten erst gar nicht an und große Einkaufszentren auch nicht. Es gibt ein Kino, eine Bowlingbahn, einen Park, ein paar Speiselokale, zwei Kneipen. Selbst wenn man einmal richtig prassen wollte, könnte man das nicht. Die Immobilienpreise sind lächerlich niedrig. Anders als sonst wo in Amerika kann man es sich in Avalon tatsächlich leisten, eine Familie zu gründen.
    Wenn einem die sogenannten Ureinwohner den Weg erklären, benutzen sie keine Straßennamen. Sie sagen: »Drüben bei der Bank«, »neben der Bücherei« oder »hinter dem Pick and Save«. Edie gefällt diese Art der Orientierung, bei der ein Ort auf einen anderen verweist, wie die Zettelchen bei einer Schnitzeljagd. Auf ähnliche Weise kommt sie auch an die Storys für die Gazette – die Frauen des Nähzirkels erzählten begeistert von dem Metzger, der außerdem die Hauptrolle in zwei Bühnenstücken der Avalon Theatre Company spielte ( Hairspray und You’re a Good Man, Charlie Brown ). In dem kleinen Theater trifft sich auch der Robotik-Club, der von zwei Fünftklässlern geleitet wird. Einer der beiden Fünftklässler berichtete von der fast unheimlichen Glückssträhne des langjährigen Bingo-Champions Harold Sibley, der, wie Edie herausfand, an den Donnerstagabenden sämtliche Bingo-Partien in St. Mary gewann, weil an diesem Tag seine Freundin die Gewinnzahlen aufrief. Eine Story führte zur nächsten, bis es schließlich siebzig an der Zahl waren. Nicht unbedingt weltbewegende Nachrichten. Zuerst hatte Edie gedacht, sie sei den »wahren« Geschichten von Avalon einfach noch nicht auf die Spur gekommen, aber langsam dämmert ihr, dass es wahrscheinlich nicht besser werden wird, dass Avalon nicht mehr ist, als es zu sein scheint – eine ganz normale Kleinstadt an einem Fluss in Nord-Illinois.
    Allerdings wird Richard allmählich zu einer festen Größe in Avalon, und Edie und Richard gehören ziemlich fest zusammen. Sie arbeitet nun zwar schon seit drei Monaten für die Zeitung und hat es sich angewöhnt, den einen oder anderen auf der Straße mit einem Nicken zu grüßen, aber als sie bei passender Gelegenheit einige überflüssige Worte mit Livvy wechselte, war ihr das beinahe wie eine Selbstvergewaltigung vorgekommen.
    Edie mag Livvy, ist aber überzeugt, dass Livvy sie in der Highschool nicht einmal eines Blickes gewürdigt hätte. Olivia »Livvy« Scott ist die Verkörperung des Cheerleaders schlechthin. Sie hat schulterlange glatte blonde Haare, ist zierlich, temperamentvoll und von verdächtig gleichbleibender guter Laune. Sie sieht immer wie aus dem Ei gepellt aus und hat einen makellosen, frischen Teint. Neben Livvy kommt Edie sich hässlich und brav vor. Trotz der modischen Brille und des neuen Haarschnitts findet Edie Gallagher, dass sie nach wie vor wie eine graue Maus aussieht.
    Dabei scheint sich Livvy immer zu freuen, sie zu sehen, und sucht ihre Nähe. Merkwürdig. Ihr ist schon der komische Gedanke gekommen, dass Livvy auf ihrem Bett sitzt und wie ein Teenager ihre gemeinsamen Erlebnisse in ihr Tagebuch schreibt. MBF. Meine beste Freundin. Das Konzept der besten Freundin hat Edie noch nie verstanden, die ohnehin kaum Freundinnen hatte, ganz zu schweigen von einer besten.
    Sie zwingt sich zu einem weiteren Schritt.
    »Wenn ich bis nächsten Freitag meine Periode immer noch nicht habe, gehen wir zusammen in die Drogerie, einverstanden?« Edie erwähnt nicht, dass ihre Periode des Öfteren auf sich warten lässt und überhaupt ein Eigenleben zu führen scheint und dass sie daher ziemlich wahrscheinlich nicht schwanger ist. Außerdem könnte sie in

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