Jeans und große Klappe
bestens beleumundet sei und von einem noch ziemlich jungen Ehepaar geführt werde, das viel Verständnis für Teenager habe.
»Da können wir also ruhig mal auf die Pauke hauen. Bescheuert ist bloß, daß die Parallelklasse mitkommt. Du glaubst gar nicht, was da für trübe Tassen sitzen!«
»Umgekehrt werden sie wohl der gleichen Meinung sein!«
»Möglich, aber so viele kaputte Typen auf einem Haufen kann es ein zweites Mal überhaupt nicht geben.«
Rolf interessierte sich mehr für den finanziellen Teil der ganzen Angelegenheit. »Wieviel soll der Spaß eigentlich kosten?«
Sascha zögerte. »Genau steht das noch nicht fest, aber Frau Thiemann meint, daß auf jeden ungefähr 250 Mark kommen. Ohne Taschengeld.«
Frau Thiemann war nicht nur Klassenlehrerin, sie gab auch Mathematik und durfte im Umgang mit Zahlen als einigermaßen kompetent angesehen werden.
»Waas? Fünfhundert Mark zusammen? Ihr seid wohl verrückt geworden! Kommt überhaupt nicht in Frage, ich bin schließlich kein Ölscheich.«
Mit einer derartigen Reaktion hatte Sascha offenbar schon gerechnet und sich entsprechend präpariert.
»Erstens findet diese Reise im Rahmen des Schulunterrichts statt, und eine Beteiligung ist Pflicht. (Was keineswegs stimmte, wie sich später herausstellte.) Zweitens zahlt der Staat einen Zuschuß und die Gemeinde auch, und drittens wollen wir uns noch etwas dazuverdienen, damit sich der Eigenanteil verringert.«
»Hahaha«, sagte Rolf und sonst gar nichts.
»Du brauchst überhaupt nicht zu lachen. Wir veranstalten einen Basar, und da kommt bestimmt eine ganze Menge Geld zusammen.«
»Wann soll die Reise eigentlich stattfinden?«
»Erst Ende Mai, wir haben also noch aber drei Monate Zeit.«
»Im Mai habe ich erst recht kein Geld. Du weißt ganz genau, daß im April der neue Wagen kommt, und der ist wichtiger als euer Privatvergnügen.«
Nichts nutzt ein Auto so sehr ab, als wenn sich der Nachbar ein neues kauft. Sascha fand das auch.
»Ich möchte bloß wissen, weshalb du jetzt schon wieder eins brauchst. Das alte tut's doch bestimmt noch eine Weile.«
»Sicher. Wenn ich jeden Monat zweihundert Mark Reparaturkosten hineinstecke, kann ich auch noch in fünf Jahren damit fahren.« Rolf sah seinen Sprößling vorwurfsvoll an. »Gestern ist mir zum zweitenmal innerhalb kurzer Zeit der Auspuff kaputtgegangen.«
»Ach so, dann warst du das heute morgen?« Sascha grinste. »Ich habe mich schon gefragt, wer sich in der Nachbarschaft einen Formel-I-Rennwagen zugelegt hat.«
»Du siehst also, mein Sohn, daß ein neuer Wagen nötig ist. Letzten Endes verdiene ich damit die Brötchen.«
»Na ja, wenn das so ist, Paps, dann gibt es noch eine andere Möglichkeit, öffentliche Gelder lockerzumachen. Besonders Bedürftige können einen Antrag beim Bürgermeister einreichen und kriegen einen Extrazuschuß.
Wenn du vielleicht den alten Wagen ein paar Wochen lang nicht wäschst und dann mit dem Ding beim Rathaus vorfährst …«
»Raus!!«
Die erste Runde war also unentschieden ausgegangen. Die zweite ging ohne Punktverlust an Sascha, der zur Besprechung mit ausreichender Rückendeckung erschienen war. Sogar Manfred redete und redete wie ein Wasserfall.
»Aber extra Taschengeld gibt es nicht!« bestimmte Rolf, der wenigstens noch einen Rest von Autorität wahren wollte. »Haltet eure Pfennige in den nächsten Monaten gefälligst zusammen.«
Dann wollte er von mir wissen, ob man die anfallenden Kosten nicht vielleicht unter ›Mehraufwendungen für hilfsbedürftige Verwandte‹ verbuchen könnte.
»Ich habe einen anderen Vorschlag: Schick doch deinen gesamten Verdienst gleich dem Finanzamt, und die geben uns dann zurück, was sie für richtig halten!«
Die nun folgenden Wochen standen ganz im Zeichen des geplanten Basars. Schule fand zwar auch noch statt, aber allem Anschein nach diente sie lediglich den vielfältigen Vorbereitungen. In den Zeichenstunden wurden Preisschilder gemalt, im Werkraum fabrizierte man Steinmännchen, im Handarbeitsunterricht Topflappen und Pudelmützen.
Eines Tages wollte Sven wissen, ob er ›ein paar Sachen‹ in der Garage abstellen könnte. »Papi ist doch jetzt vier Tage lang nicht da und die Garage leer. Der Rainer wollte ja die Scheune von seinem Vater zur Verfügung stellen, aber jetzt hat der eine alte Egge reingeschoben und einen Haufen Fässer mit Kälberfutter.
Wir wissen wirklich nicht, wo wir mit unserem ganzen Kram hinsollen.«
»Was sind denn das für
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