Jeans und große Klappe
Sachen?«
»Ach, bloß die Dinge, die wir für den Flohmarkt gesammelt haben. Ein bißchen Spielzeug, Geschirr, Bücher, ein altes Wagenrad, das muß aber noch lackiert werden, eine Puppenstube, die …«
»… und das soll alles in die Garage?«
»Ist doch nur für zwei Tage. Ab Donnerstag können wir alles in Edwins Pferdestall bringen. Das Fohlen ist verkauft und wird übermorgen abgeholt.«
Abends besichtigte ich die Ausbeute. Normalerweise hätten die Eigentümer das ganze Zeug vermutlich zum Sperrmüll gestellt, aber der nächste Abfuhrtag würde erst in zwei Monaten sein, und so hatte man wohl die günstige Gelegenheit genützt, das alte Gerümpel loszuwerden. Da gab es einen Schaukelstuhl mit nur einer Armlehne, ein Dreirad mit zwei Rädern, Puppen ohne Beine und Stofftiere ohne Schwanz. Es gab eine Kaffeekanne ohne Deckel, Bücher ohne Einband und eine Puppenstube ohne Möbel. Es gab einfach alles, sogar einen Nachttopf aus Jenaer Glas.
»Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, daß auch nur ein Mensch einen Pfennig für diesen Kram ausgibt! Vermutlich müßt ihr noch draufzahlen, damit ihr das Zeug wieder loswerdet!«
Svens Optimismus war unerschütterlich. »Natürlich reparieren wir noch alles. Und wenn die Sachen erst mal sauber sind und frisch gestrichen, sehen sie auch ganz anders aus. Farbe kriegen wir übrigens von Herrn Gehring gratis.«
Herr Gehring hat einen Malereibetrieb.
»Wem sein Müll is'n das?« Nicki war dazugekommen und musterte interessiert die aufgehäuften Schätze.
»Das heißt wessen!«
»Wessen sein Müll ist das nu wirklich?«
»Das ist für unseren Basar, und wenn ihr wollt, könnt ihr beim Saubermachen und Reparieren helfen.« Die Zwillinge wollten aber nicht.
Zwei Tage lang rührte sich nichts. Weder erschien die angekündigte Reparaturkolonne, noch gab es irgendwelche Anzeichen für den versprochenen Abtransport der Antiquitäten.
Ich wurde energisch: »Morgen kommt euer Vater zurück. Wenn er das Zeug in der Garage sieht, gibt es einen Heidenkrach, das wißt ihr hoffentlich!«
Die Knaben nickten sorgenvoll. »Edwins Vater hat einen Rückzieher gemacht. Wir suchen ja schon seit gestern nach einer neuen Abstellmöglichkeit, aber wir haben noch keine gefunden.«
Frau Keks erschien als Retter in der Not. »Solange mein Mann zur Kur ist, steht unsere Garage leer. Von mir aus räumt das Zeug dort rein, vorausgesetzt, in diesen alten Staubfängern sitzen keine Wanzen.« Kopfschüttelnd betrachtete sie einen Lampenschirm: »Das Ding wird aber auch nur noch durch den Dreck zusammengehalten.«
Nun rückten auch endlich die Heimwerker an, beladen mit Schraubenziehern, Sägen, Leim- und Farbtöpfen. Es wurde geschmirgelt und gehämmert, gekleistert und genäht. Letzteres vorwiegend von mir.
»Määm, kannst du mal eben das Ohr annähen?« »Frau Sanders, hier fehlen zwei Knöpfe, und der Sascha meint …«
»Haben Sie rosa Gummiband?«
Dann wieder drückte Sven mir einen Haufen Lumpen in die Hand: »Würdest du das mal eben durch die Waschmaschine orgeln?«
Ich tat auch das und bewies darüber hinaus weiteres Entgegenkommen, indem ich die Puppenkleider auch noch bügelte. Als ich aber den Lampenschirm in ein Benzinbad tauchen und vorsichtig säubern sollte, streikte ich:
»Es gibt ja wohl noch mehr Mütter, sollen die doch auch mal etwas tun!«
»Was glaubst du denn, was die machen?« Sascha war flammende Empörung. »Du kommst doch noch glimpflich davon. Wir haben einen halben Zentner Wolle gestiftet bekommen, und nun sitzen alle und stricken Pullover oder Kinderkleidchen.«
Hut ab vor den Damen! Ich kriege nicht mal einen einfachen Schal hin, ohne daß er am Ende spitz zuläuft.
Frau Thiemann erwies sich als ausgesprochenes Organisationstalent. Sie klapperte alle ansässigen und auch die entfernteren Betriebe und Fabriken ab und sammelte Spenden, angefangen bei Gläsern mit Delikateßgurken und Sauerkohl bis hin zu Badehosen zweiter Wahl. Banken stifteten Schlüsselanhänger und Sparbüchsen, eine Kosmetikfirma trennte sich von Apfelshampoo und einem Sortiment Lippenstiften, die von den neuen Modefarben überrollt worden waren, und schließlich wurde auch noch ein Sack Pelzabfälle angefahren. Eine Kürschnerei hatte sie geliefert, zusammen mit Schnittmustern, wie man aus den haarigen Resten kleine Pelztiere anfertigen kann.
Sascha hatte die Verwaltung der privaten Spenden übernommen. Das war wenig anstrengend, zumal die edelmütigen Spender die Sachen auch noch
Weitere Kostenlose Bücher