Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jeans und große Klappe

Jeans und große Klappe

Titel: Jeans und große Klappe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
Vom Netzwerk:
ob ich hier Kaviar auftreiben kann. Rolf besteht auf echtem. Zur Feier des Tages. Es soll ja auch nur eine ganz kleine Dose sein. Ich mache mir nichts daraus und bin gar nicht böse, daß ich nirgends welchen bekomme.
    Sascha liegt noch im Bett, deshalb heuere ich Sven als Lastenträger an. Den Wagen können wir nicht haben, der wird nun doch noch gewaschen!
    Kurz vor dem Mittagessen sind wir wieder zurück. Sascha ist auch schon aufgestanden, hat keinen Appetit auf weiße Bohnen, behauptet, vor Ladenschluß noch etwas besorgen zu müssen, verschwindet.
    Stefanie wäscht ab. Das tut sie nur bei ganz besonderen Gelegenheiten, hauptsächlich dann, wenn sie etwas will.
    »Mami, bist du sehr böse, wenn mein Geschenk noch nicht ganz fertig ist? Ich habe da irgend etwas falsch gemacht, und jetzt muß ich die Hälfte wieder auftrennen. Aber gleich nach den Ferien kriegst du es.« (Es handelte sich um eine Küchenschürze, und bekommen habe ich sie nie.)
    Drei Uhr. Sven sucht Weihnachtspapier. »Das ist alle«.
    »In diesem Haus ist aber auch nie etwas da!«
    »Du hättest dich ja früher darum kümmern können!« »Aber du hast das Zeug doch rollenweise gekauft?« »Ich habe aber auch alles verbraucht.«
    »So'n Mist! Na, dann muß ich eben warten, bis die ersten ihre Geschenke ausgewickelt haben, damit ich meine einwickeln kann.«
    Vier Uhr. Stefanie blockiert das Bad und macht sich ›fein‹. Mein Nagellack ist weg. Den Lidschatten finde ich auch nicht mehr.
    Katja fragt, wann denn nun endlich die Bescherung anfange. Keine Ahnung. Im Augenblick liegt noch eine technische Störung vor. Die elektrische Baumbeleuchtung brennt nicht. Rolf sucht den Fehler, findet ihn nicht, behauptet, die Anlage müsse noch aus der Vorwährungszeit stammen. Sven schraubt alle Kerzen raus, dreht sie wieder rein, der Baum brennt.
    Stefanie taucht endlich auf. Der grüne Lidschatten zur himmelblauen Bluse sieht entsetzlich aus. Auf Lippenstift hat sie verzichtet, dafür hat sie die Augen kohlschwarz umrandet und sieht aus, als habe sie ein chronisches Magengeschwür.
    Halb fünf. Jetzt erst fällt mir auf, daß Sascha noch immer nicht zurück ist.
    »Sven, häng dich mal ans Telefon. Irgendwo muß der Bengel doch stecken. Mir reicht es jetzt. Ich möchte mich nämlich auch endlich umziehen.«
    Das Bad schwimmt, die Dusche spendet nur noch lauwarmes Wasser. Ich beiße die Zähne zusammen. Schließlich soll es Leute geben, die eiskalt duschen. Mir fällt die Geschichte von dem Eisbärbaby ein, das seine Mutter fragt, ob alle seine Vorfahren ebenfalls Eisbären gewesen seien. Als ihm das bestätigt wird, erklärt es bibbernd: »Mir egal, ich friere trotzdem.«
    Kurz vor halb sechs bin ich fertig. Sascha ist immer noch verschwunden. Sven berichtet, daß er alle einschlägigen Nummern angerufen habe. »Keiner weiß etwas. Aber nach Hardy wird auch gefahndet. Seine Mutter wollte nämlich wissen, ob er bei uns ist.«
    Rolf bringt mir einen Whisky. »Zwei Fünfzehnjährige können nicht so einfach verschwinden. Eine halbe Stunde warten wir noch, dann fangen wir an.«
    Zehn Minuten später klingelt es. Endlich! Nicki stürmt zur Tür. Ein Aufschrei! »Wie siehst du denn aus?«
    Sascha erscheint im Türrahmen. Das Gesicht voller Mullbinden, beide Hände bandagiert, die Jeans zerrissen, vom Hemd fehlt ein Ärmel.
    »Um Gottes willen, was ist denn passiert?«
    »Hab' mit Hardys Mühle 'nen Crash gebaut und bin in 'ne Bonzenschleuder gebrettert.«
    »Was ist los?«
    Hardy übersetzt: »Der hat mit meinem Mofa 'nen kleenen Unfall jehabt und is dabei in eenen Mercedes jeknallt. Is aber weiter nischt passiert. Wir haben ihn gleich in die Unfallstation jekarrt, und da is er janz prima verpflastert worden.«
    »Das sieht man«, stellt Sven fest und umrundet interessiert den wandelnden Verbandkasten. »So ähnlich stelle ich mir eine Mumie vor.«
    »Was ist denn eine Mumie?« will Katja wissen.
    »Das ist ein eingemachter König, so 'ne Art Büchsen-Ramses.«
    »Hör auf mit dem Unsinn!« Rolf betrachtet sich kopfschüttelnd seinen lädierten Sohn. »So etwas Ähnliches habe ich schon lange erwartet. Eure verflixte Raserei! Anscheinend hast du aber noch unverdientes Glück gehabt. Ist auch wirklich nichts gebrochen?«
    »Det sieht schlimmer aus wie't is«, bekräftigte Hardy noch einmal. »Die Knochen sind alle heiljeblieben, bloß in't Jesicht sieht er aus, als wenn er über'n Jurkenhobel jerutscht wäre. Und die Hände sind ooch uffjeschrammt. Aber der Arzt

Weitere Kostenlose Bücher