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Jeans und große Klappe

Jeans und große Klappe

Titel: Jeans und große Klappe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Gatte interessiert über meine Schulter, betrachtete kopfschüttelnd das Geschreibsel und sagte gönnerhaft: »Auch wenn du die Ausgaben notierst, lebst du trotzdem über unsere Verhältnisse, aber du hast es wenigstens schriftlich. Kannst du mir übrigens mal verraten, wo immer das Geld bleibt, das wir im Sommer an Heizung sparen?«
    »Weiß ich nicht, bisher ist es mir weder im Winter noch im Sommer gelungen, einen Überschuß herauszuwirtschaften!«
    »Ist ja eigentlich auch kein Wunder in einer so verwirrenden Zeit, wo man unter der Bezeichnung ›wirtschaftlich‹ sowohl ganz große Waschpulverpakete versteht als auch ganz kleine Autos.«
    Trotz meiner soeben wieder erwiesenen Unfähigkeit, jeden Monat einen Sparstrumpf der Schuhgröße 45 zu füllen, war Rolf bereit, mir einige arbeitserleichternde Geräte zu bewilligen. Da er seine diesbezüglichen Kenntnisse überwiegend aus dem Werbefernsehen bezog, bekam ich als erstes einen elektrischen Eierkocher. Nun schrillte nach vier Minuten nicht mehr der Küchenwecker, jetzt pfiff die eingebaute Elektrouhr. Manchmal pfiff sie auch nicht, weil ich vor lauter Elektronik vergessen hatte, sie einzustellen; dann waren die Eier hart und die bissigen Kommentare ihrer Konsumenten noch härter. Ich kochte die Eier wieder nach der herkömmlichen Methode, die war nervenschonender.
    Als nächstes brachte Rolf eine Allzweckmaschine an. Sie beanspruchte den halben Küchentisch, und wenn ich alle Zubehörteile ausgebreitet hatte, sogar den ganzen. Dafür konnte sie rühren, schnitzeln, schneiden, kneten, pressen, raspeln, röhren, quietschen, klemmen, jaulen und kaputtgehen. Letzteres immer dann, wenn ich den falschen Schalter gedrückt und somit versucht hatte, rohe Karotten durch den Fleischwolf zu drehen oder die Ingredienzen für Bananenmilch durch das Schnitzelwerk zu jagen.
    Ganz abgesehen davon, daß die dann anfallenden Reinigungsarbeiten ziemlich zeitraubend waren. Bananenbrei läßt sich von Fensterscheiben nur sehr mühsam entfernen.
    Auch ein elektrisches Messer bekam ich, ein furchterregendes Instrument mit den ungefähren Ausmaßen einer Bandsäge. Nachdem ich endlich gelernt hatte, rechtzeitig abzustoppen, bevor ich mit der Wurst auch das darunterliegende Brett zerteilt hatte, säbelte ich versehentlich das Zuleitungskabel durch. Und weil Sven darauf wartete, daß Sascha die Strippe reparieren würde, während Sascha meinte, sein Vater könnte das viel besser, liegt das Messer noch immer mit kaputter Schnur irgendwo herum, von niemandem vermißt.
    Nächste Errungenschaft war ein Joghurtzubereiter. Elektrisch natürlich. Damals machte Rolf gerade die sich alljährlich wiederholende Phase der gesundheitsbewußten Ernährung durch, und so stellte ich weisungsgemäß Unmengen von Joghurt her, das nie so aussah und noch viel weniger so schmeckte wie gekauftes. Nach vierzehn Tagen konnte kein Mensch mehr Joghurt sehen. Ich verbuchte die Fehlinvestition unter ›Allgemeine Unkosten‹.
    Als mein alter Staubsauger seinen Geist aufgab, bekam ich einen neuen, bestehend aus 37 Einzelteilen, handlich verpackt und mit einer halbmeterlangen Anweisung versehen, wie man aus den Schrauben, Röhren, Klemmen und Kabeln ein funktionsfähiges Haushaltsgerät zusammenbasteln könne.
    Sven versuchte sich als erster an dem Puzzle; nicht umsonst ist er der einzige von uns, der Gebrauchsanweisungen nicht nur lesen, sondern darüber hinaus auch in verständliches Deutsch übersetzen kann. Das Produkt seiner zweistündigen Bastelarbeit sah dann auch beinahe wie ein Staubsauger aus. Nur die Räder hatte er nirgends anbringen können, und auch das Kabel verschwand in abenteuerlichen Windungen an der Stelle, wo nach meiner Ansicht das Saugrohr hingehört hätte. Siegesgewiß drückte Sven auf den Einschaltknopf, das Gerät jaulte kurz auf, gab ein Warnsignal in Gestalt eines kleinen Rauchwölkchens von sich, begann nach Gummi zu stinken und deutete damit an, daß es in die Hände eines Fachmanns zu gelangen wünschte.
    Der war zur Stelle! Rolf nahm das ganze Gerät wieder auseinander, schnitt hier ein bißchen Gummi ab, fügte dort ein bißchen ein, verbrauchte sehr viel Isolierband und noch mehr Bier zur Inspiration, aber schließlich hatte er sein Werk vollendet. Sogar die Räder saßen jetzt dort, wo sie vermutlich hingehörten. Dann kam der erste Startversuch. Der Staubsauger kreischte los, das Zuleitungskabel bäumte sich wie eine Kobra auf, bevor es zuckend im Saugrohr verschwand, am

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