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Jede Nacht mit Charlie

Jede Nacht mit Charlie

Titel: Jede Nacht mit Charlie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Crusie
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ist der gehirnamputierte Chauvi.“ In einem Schluck trank er ein Drittel des Biers und presste dann die Dose gegen seine Stirn.
    „Verzieh dich auf die Couch!“
    „Oh, nein, Alice.“ Charlie schaltete das Licht ein und drehte sich zu Allie.
    „Du glaubst doch nicht allen Ernstes, ich schlafe mit dir!“ Aufgebracht drückte sie ihn weg. „Von mir aus kannst du …“
    „Nach deinem hochdramatischen Abgang hat Stewart in seiner üblichen Transusigkeit die Telefone wieder eingestöpselt. Wir hatten mehr als ein Dutzend Anrufe. Grob gesagt, fünfundfünfzig Prozent waren für dich, zweiundvierzig stimmten für mich, und drei Prozent interessierte, was einen gehirnamputierten Chauvi auszeichnet.“
    „Schick ihnen dein Foto!“ Sie drehte sich auf die Seite, sodass sie ihm den Rücken präsentierte.
    Seelenruhig rollte Charlie sie zurück. „Eine Hörerin schlug Backpulver für den Senf auf deiner Bluse vor.“
    „Wieso diskutieren wir das?“ Die Schärfe in ihrem Tonfall verriet ihm, dass ihre Wut nicht gespielt war.
    Dann eben keine romantische Versöhnung. „Weil wir am Montag einen Termin bei Bill haben. Ein einziges Mal in seinem wertlosen Leben hört er sich die Sendung an, um sicherzugehen, dass wir nichts Dummes anstellen, und du wirst vor versammelter Fangemeinde zum Berserker!“
    Stöhnend zog Allie sich das Laken übers Gesicht. „Auch gut. Vielleicht feuert er dich ja. Das nähme dir deine Sorgen über unerwünschte Erfolge, und mein Leben und das sämtlicher denkender Wesen wird nicht länger ruiniert, indem Mr. Allwissend schwachsinnige Musik spielt!“
    „Das reicht!“ Charlie schnappte sich sein Kissen und zog die Bettdecke gleich mit. „Wenn dich die Sehnsucht überkommt, ich bin auf der Couch.“
    „Träum weiter, Tenniel!“
    „Ha!“ Hochmütig sah er auf sie hinunter. „Spätestens bei Morgengrauen kommst du winselnd angekrochen.“
    „Selber ha, du Yuppie-Schnösel! Halt bloß nicht erwartungsvoll den Atem an. Dein Verstand benötigt allen Sauerstoff, den er bekommen kann!“

7. KAPITEL
    A m nächsten Tag stellte Allie auf dem Campus der Universität von Riverbend sicher, dass genug Sticker und Broschüren zum Verteilen zur Verfügung standen, dass niemand die Anlage kurzschloss, während Stewart im Übertragungswagen schlief, und dass keine Bänder auf mysteriöse Weise gelöscht wurden.
    Die ganze Zeit behielt sie Charlie im Auge, um optimalen Gebrauch aus künftigen öffentlichen Auftritten machen zu können. Sie war nicht sicher, ob sie ihm seine gestrige Engstirnigkeit bereits verzieh. Andererseits war sie doch ziemlich erleichtert gewesen, als er knapp eine Stunde nach seinem dramatischen Abgang ins Schlafzimmer zurückgekehrt war, sein Kissen aufs Bett schmetterte und die Bettdecke über sie breitete. „Ich nehme an, du frierst ohne den Quilt“, hatte er gesagt und war unter die Decke geschlüpft. „Ha!“ hatte sie gesagt und sich trotzdem an ihn gekuschelt.
    Nun beobachtete sie, wie er die Menge mit seinem Charme verzauberte. Natürliches Charisma, entschied Allie. Auf lässig-provokante Art schaukelte er auf dem Stuhl, die Füße auf das transportable Mischpult gelegt, und signierte lächelnd WBBB-Sticker. Die meisten Studenten kannten ihn nicht. Tuttles Gaunereien besaßen für angehende Akademiker wenig Unterhaltungswert. Trotzdem war es offensichtlich: Charlie baute sich ein Publikum auf. Ja, dachte Allie und erteilte ihm Absolution für das ‚2 Live Crew‘-Debakel. Zwar war ihr der Grund für seinen plötzlichen Meinungsumschwung ein Rätsel, doch sie hinterfragte ihr Glück nicht oder, Gott bewahre, verriet Mr. Anti-Star, wie gut er war.
    Nach zwei Stunden College-Radio hatte Charlie genug von diesem Publicity-Feldzug. In keinem Kommentar der vorbeischlendernden Kids gab es Hinweise auf Drogen. Überhaupt kannte er einen wesentlich angenehmeren Zeitvertreib für einen sonnigen Herbstnachmittag.
    Vorausgesetzt, Allie ließ sich zur Mitarbeit bewegen.
    Über die Köpfe der Jugendlichen hinweg sah er sie am Übertragungswagen stehen. Um seine Lippen spielte ein mutwilliges Lächeln. Den ganzen Nachmittag war er der Traum jedes Werbestrategen gewesen. In Anbetracht von Allies Karrierebesessenheit standen seine Chancen gut, dass sie vor lauter Dankbarkeit bei der ersten sich bietenden Gelegenheit über ihn herfiel. Falls Stewart nicht gerade in dem fensterlosen Wagen ein Nickerchen hielt, könnten sie auf der Stelle hinter verschlossenen Türen zur Tat

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