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Jeden Tag ein Happy End

Jeden Tag ein Happy End

Titel: Jeden Tag ein Happy End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Devan Sipher
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ehrlich, wurde es das nicht immer?
    »Sie starrt einfach nur aus dem Fenster«, erklärte Fabio, während er mich durch einen Saal mit Terrazzofußboden und glasummantelten Säulen aus Palisanderholz führte. »Zwischendurch hat sie sogar die Schneeflocken gezählt. Der Bräutigam ist völlig mit den Nerven am Ende, und sein Trauzeuge – reden wir lieber gar nicht von dem.« Fabio schien seine Rolle als Nachrichtenquelle sehr zu genießen, wahrscheinlich ging es ihm jedoch mehr darum, dass sein Name in der Zeitung auftauchte. »Habe ich Ihnen eigentlich schon meine Visitenkarte gegeben?«
    Wir öffneten eine schwere Holztür und standen endlich vor Mike. Er trug einen Smoking und tigerte von einem Ende des Raumes zum anderen. Dabei sah er aus, als hätte er den schwersten Gang seines Lebens vor sich. An seiner Seite war ein großer Mann mit schütterem blondem Haar, der ebenfalls einen Smoking trug. Eine Hand lag auf Mikes Schulter, in der anderen hielt er ein Champagnerglas.
    Mike schien hocherfreut, mich zu sehen, und umarmte mich stürmisch. Einerseits war das natürlich eine nette Geste, andererseits war es mir auch etwas unangenehm. Es ist schwer, objektiv zu bleiben und die Distanz zu wahren, wenn man einfach umarmt wird. Ich habe immer diese Vorstellung, dass mich als Journalist ein unsichtbarer Schutzschild umgibt. Ich sehe eindeutig zu viele Zeichentrickfilme.
    »Das ist Brody«, stellte mir Mike den Mann neben sich vor, »mein Trauzeuge.«
    »Ja, genau, der Mann, dem die Frauen vertrauen«, sagte Brody und lachte schallend. Er trank seinen Champagner in einem Zug aus, stellte das Glas auf einer Ebenholzanrichte ab und schüttelte mir kräftig die Hand.
    Mike lächelte schwach. »Ich mache mir Sorgen um Amy. Ich habe sie noch nie so erlebt. Sie hat sich völlig in sich zurückgezogen. Sie redet nicht einmal mehr mit mir.«
    »Daran solltest du dich wohl besser gewöhnen, was?«, grölte Brody dazwischen.
    »Sie will mit Ihnen reden«, sagte Mike und sah mich an.
    »Mit mir?« Ich sah mich um, ob noch jemand im Raum stand. Da war aber niemand.
    »Darf ich reinkommen?«
    Amy saß in einer schicken Art-déco-Suite, die dem Hollywood der Dreißigerjahre entsprungen sein musste. Fehlte nur noch ein Dutzend Showgirls, die Schürzen trugen, Amy bedienten und schließlich im Chor Gershwin-Lieder zum Besten gaben, während draußen vor den Panoramafenstern die Schneeflocken tanzten.
    »Ich werde ihn nicht heiraten«, holte sie mich mit einem Ruck aus meiner fröhlichen Musical-Impression zurück in dieses Melodrama.
    »Ihnen kann ich das am leichtesten sagen.« Sie sah mich nicht an. Statt ihres Brautkleids trug sie ein bunt bedrucktes Kleidchen und schwarze Leggings. Sie verschränkte entschlossen die Arme. »Sie sind doch Berichterstatter, also berichten Sie das dann bitte den anderen.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Bräute zur Vernunft zu bringen, die ihre Hochzeit absagen wollten, gehörte einfach nicht zu meinem Arbeitsplatzprofil.
    »Jede Braut kriegt vorher kalte Füße«, sagte ich und bemühte mich, neutral, aber freundlich zu klingen.
    »Ich habe keine kalten Füße, ich treffe eine rationale Entscheidung.«
    Der Versuch, sie umzustimmen, würde gegen ein Gebot des Journalismus verstoßen: Du sollst dich nicht einmischen. Es war unglaublich wichtig, nur zu beobachten und nie Teil der Veranstaltung zu werden, über die man berichtete. Wenn ich nicht schnell irgendetwas unternahm, würde es andererseits aber auch keine Veranstaltung geben, über die ich berichten konnte. Dann wären nicht nur die stundenlangen Interviews mit ihr und Mike umsonst gewesen, ich hätte auch nichts, was ich in der Redaktion abliefern konnte. Egal, ob die Hochzeit nun stattfand – ich hatte einen Artikel zu schreiben, der unter Umständen meinen Job retten konnte.
    Dass eine Hochzeit abgesagt wurde, hatte ich erst ein Mal erlebt. Es war vor etwa drei Jahren gewesen. Der Bräutigam war auf den Altar zugeschritten und dann einfach weitergegangen, durch die Tür auf der anderen Seite der Kirche hinaus auf die Straße. Der Pfarrer und die halbe Hochzeitsgesellschaft liefen ihm hinterher, inklusive der sizilianischen Großmutter der Braut, die sich auch noch am Rücken verletzte, als sie ihren Krückstock nach dem Land Rover des Bräutigams warf. Während die Nonna mit Sirene ins Victory-Memorial-Krankenhaus gebracht wurde, entschied ich, dass meine Situation ebenfalls ein Notfall war, und fuhr zum Standesamt ins Rathaus,

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