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Jeden Tag ein Happy End

Jeden Tag ein Happy End

Titel: Jeden Tag ein Happy End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Devan Sipher
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– zwischen der Planung meiner Reise, der Koordination von Bernies Behandlung und der stündlichen Kontrolle, ob ich bei JDate schon eine neue Nachricht von ComeFlyWithMe hatte. Ich hatte ihr eine E-Mail geschickt, in der ich ihr alles erklärt hatte, seitdem aber nichts mehr von ihr gehört.
    Ich hatte jedoch viel von Gescheite_Maite gehört, die leider nicht allzu gescheit wirkte. Sie hieß eigentlich Meike, fand den Reim aber so schön. Die erste E-Mail von ihr war ein einfaches Hallo und dass ihr mein Profil gefiel. In der zweiten E-Mail fragte sie nach, ob ich die erste bekommen hatte, weil ihr Computer manchmal Probleme machte. In der dritten E-Mail entschuldigte sie sich für die zweite. Siehatte ein Foto angehängt, auf dem sie eine lebende Python um den Hals trug, was entweder darauf hindeutete, dass sie sich von gefährlichen Situation angezogen fühlte, oder von Tieren. Was es auch immer sein mochte, ich beschloss jedenfalls, lieber gar nicht erst zu antworten.
    Mit meiner Großmutter stand ich hingegen in ständigem Kontakt. Ihre Stimmung schwankte, manchmal war sie zuversichtlich wie immer, dann wieder ungewöhnlich niedergeschlagen. Ich versuchte sie so gut es ging zu trösten und versprach, bald bei ihr zu sein. Wer mich jetzt noch davon abhielt, waren meine Eltern.
    Unser Telefonat dauerte mittlerweile zwanzig Minuten, und die Deadline für meinen Artikel war das Einzige, was rasend schnell näher kam. Wenn ich mit jemandem telefonieren sollte, dann war das Roxanne Goldman, deren Interviewtermin morgen endlich anstand. Ich hätte sie vor meinen Eltern anrufen sollen, um einen neuen Termin zu vereinbaren. Oder ich hätte zumindest ihre Pressesprecherin kontaktieren sollen. Was ich allerdings auf jeden Fall hätte tun sollen, war, ein Mietauto zu buchen.
    »Wie lange braucht ihr noch bis Fort Lauderdale?«, unterbrach ich meine Eltern.
    »Fort Lauderdale? Wir sind unterwegs nach Palm Beach«, antwortete meine Mutter.
    »Wieso um alles in der Welt fahrt ihr nach Palm Beach?«
    »Weil du gesagt hast, dass du da ankommst«, sagte mein Vater. »Du hast gesagt, zwei Uhr in Palm Beach.«
    »Er hat zwölf Uhr gesagt!«, warf meine Mutter dazwischen.
    »Und in Fort Lauderdale!«, schrie ich.
    »Das hast du nicht gesagt«, antworteten beide gleichzeitig.Meine Großmutter wirkte kleiner, als ich sie in Erinnerung hatte, und sah in ihrem Pullover und den Leggings fast wie ein junges Mädchen aus. Die silbergrauen Haare trug sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie saß an Bernies Bett. Mit offenem Mund und geschlossenen Augen lag er reglos da. Mehrere Schläuche überzogen ihn wie Efeuranken und vertäuten ihn mit Maschinen, die im ganzen Raum verteilt standen. Von Zeit zu Zeit ertönte ein leises Piepsen. Meine Großmutter versuchte gerade, ihn mit dem Inhalt eines kleinen Glases zu füttern.
    »Na komm, Bernie«, sagte sie und hielt ihm einen Löffel an die Lippen. »Mach den Mund ein bisschen weiter auf.«
    »Grandma, die ernähren ihn hier intravenös«, sagte ich.
    »Das ist doch kein Essen. Ich habe ihm einen leckeren Thunfischauflauf mit Bohnen, Walnüssen und Sellerie gemacht. So wie er ihn am liebsten mag.«
    »Er verschluckt sich bestimmt daran.«
    »Ich hab’s im Mixer püriert. Willst du auch was?«
    »Nein.«
    »Schmeckt wirklich gut.«
    »Es ist püriert.«
    Sie beugte sich zu ihm, als würde er sich jeden Augenblick aufsetzen und seine Meinung dazu kundtun. Er blieb reglos liegen. Seine schwachen Atemzüge wurden von einem schlürfenden Geräusch begleitet, das wahrscheinlich von dem Auflauf in seinem Mund kam.
    »Du musst mir helfen, ihn zu waschen«, sagte sie. Ich hatte ihr meine Hilfe zugesagt, dabei aber eher an so etwas wie einkaufen gedacht.
    »Sollten wir das nicht lieber die Schwestern machen lassen?«
    »Ich habe extra auf dich gewartet, weil ich mir beimletzten Mal den Rücken verrenkt habe«, antwortete sie und tauchte einen Waschlappen in eine kleine Schüssel mit Wasser.
    »Ein Grund mehr, das den Schwestern zu überlassen.«
    »Bist du hier, um mir zu helfen oder um mit mir zu streiten?«
    Sie öffnete sein Krankenhaushemd und zog es ihm aus. Von seinem früher so mächtigen Brustkorb hing leblos die blasse Haut.
    »Heb seinen linken Arm hoch«, befahl sie. Jetzt hätte ich es doch vorgezogen, ihn mit püriertem Thunfisch zu füttern.
    Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass ich ihn jemals zuvor berührt hatte, abgesehen vom Händeschütteln zur Begrüßung. Als sie

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