Jeden Tag ein Happy End
dann jetzt schon geheiratet?«, fragte ich.
»Wir wollten nicht warten«, erwiderte sie.
»Sie haben doch drei Jahre lang gewartet«, warf ich ein.
» Ich habe gewartet«, sagte Ari. »Sie hat überlegt.«
Roxanne wurde rot. »Ich hatte einen Plan für mein Leben. Und darin kam nun mal kein Mann vor, der auf der anderen Seite der Welt lebt und einen Kopf kleiner ist als ich.«
»Nicht einen ganzen Kopf.«
»Wenn ich High Heels anhabe, schon«, sagte sie undstreichelte ihm die Wange. Ich wandte den Blick ab und landete automatisch wieder bei Brooke.
»Mit ihm zusammen zu sein fand ich unsinnig. Das finde ich immer noch.«
»Wieso essen Sie eigentlich nichts?«, fragte Ari.
Braut und Bräutigam verstanden selten, dass ihre Party für mich ein Job war. Es war auch schwierig, jedes Mal die strikten Regeln der Zeitung zu erläutern, um jeden Bestechungsvorwurf abzuwenden.
»Es ist aber doch keine Bestechung. Es ist Essen«, sagte Roxanne. »Und es wird nie jemand erfahren. An Brookes Tisch ist noch ein Platz frei. Seien Sie doch ihr Date.«
Das war vollkommen unangemessen und kam überhaupt nicht infrage. Warum klang es dann so verlockend? »Ich denke, Brooke hätte da noch ein Wörtchen mitzureden«, sagte ich lachend, obwohl mir ganz und gar nicht zum Lachen zumute war.
»Als verheirateter Mann kann ich Ihnen nur raten: Fragen Sie nie nach Meinung von der Frau.«
»Wenn du noch mehr solche Ratschläge raushaust, bist du nicht mehr lange verheiratet«, gab Roxanne zurück.
»Sehen Sie? Man bekommt Meinung von Frau sowieso, muss nicht fragen. Bitte bleiben Sie doch, seien Sie unser Gast.«
»Brooke würde sich bestimmt freuen«, fügte Roxanne hinzu.
»Vielen Dank für das Angebot«, sagte ich. Ob sie wohl über genaueres Insiderwissen verfügte, wie sehr sich Brooke tatsächlich freuen würde? »Aber ich kann es leider nicht annehmen.« Ich fühlte einen scharfen Schmerz in mir, als ich das ablehnte, was ich eigentlich am allerliebsten getan hätte.
»Sie dürfen alles nicht so ernst nehmen«, sagte Arifreundlich. »Das ist – wie sagt man – Geheimnis des Lebens.«
»Wenn er sich aus dem Sport zurückzieht, geht er garantiert in die – wie sagt man – Glückskeksindustrie«, lachte Roxanne und strich ihm über die Haare.
»Ich meine das ernst«, sagte er. »Das Leben ist wie Reckturnen. Manchmal muss man zufassen, und manchmal muss man loslassen können.« Während Ari das sagte, nahm er Roxanne in den Arm und drückte sie fest an sich. »Sie fragen, warum wir jetzt heiraten. Die Antwort ist ganz einfach: Sie hat losgelassen.«
Roxanne nahm sein Gesicht in die Hände und küsste ihn liebevoll. »Genau das habe ich getan«, sagte sie. Sie klang gerührt. »Ich habe losgelassen.«
»Die Angestellten lassen mich nicht vorfahren!« Es war Gary. Er stand mit dem Auto vorm Haupttor und hatte mich von dort aus angerufen. »Sorry, dass ich zu spät bin. Können wir dann?«
Am liebsten hätte ich Nein gesagt, aber bleiben konnte ich auch nicht.
Während ich die anderen Gäste interviewte, hatte ich über Aris Worte nachgedacht. Tief in meinem Inneren wusste ich, dass er recht hatte. Manchmal musste man einfach loslassen und ein Risiko eingehen, aber ich war mir nicht sicher, ob das hier eine solche Situation war.
Natürlich sollte man darüber ja eigentlich auch gar nicht nachdenken, sondern einfach handeln. Es sollte spontan sein. Ich habe ja auch nichts gegen Spontaneität. Ich bereite mich darauf nur eben ganz gern ein bisschen vor.
Außerdem ging es im Moment nicht nur um ein wenig Spaß und einen One-Night-Stand. Ich zog hier gerade in Erwägung, Regeln zu brechen, was ernsthafte Konsequenzennach sich ziehen konnte. Aber gab es denn wirklich Regeln, wenn es um Sex und Liebe ging? In den vielen Tausend Jahren Geschichte, die zwischen Adam und Eva und Bill und Monica lagen, hatte sich schließlich nicht viel geändert. Andererseits hatten die für ihre Vergehen auch alle teuer bezahlen müssen.
Ich sah Brooke zum Desserttisch hinübergehen und wusste einen Moment lang nicht mehr, was mich zögern ließ. Im Grunde war doch nur ausschlaggebend, ob sie wollte, dass ich noch blieb. Und es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. Ich wollte gerade zu ihr und sie fragen, da rief Gary an. Das war doch bestimmt ein Zeichen von ganz oben. Oder auch einfach nur Pech.
Gary stand neben seinem Prius. Er trug ein grünes Kapuzenshirt und Jeans. Er hatte immer noch den Körper eines Ex-Fußballers, so
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