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Jeden Tag ein Happy End

Jeden Tag ein Happy End

Titel: Jeden Tag ein Happy End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Devan Sipher
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Richtung Norden, an den Palisades vorbei. Brooke hatte das Dach des Mini Cooper wieder geschlossen. Verwehte Haare hätten nicht zu ihrem eng anliegenden, rückenfreien Kleid gepasst. Ich hatte versucht, sie nicht allzu gierig anzustarren, als ich ihr mit der Stola half.
    Jetzt fuhren wir vor einem Hintergrund aus glitzerndem Meer und untergehender Sonne. Ich sah immer wieder zu ihr hinüber und genoss die Aussicht. Falls es sie störte, ließ sie es sich zumindest nicht anmerken. Ich erlaubte mir den Gedanken, wie es wohl wäre, mit ihr als Freundin an meiner Seite zu dieser Hochzeit zu gehen. Mit ihr Arm in Arm herumzulaufen. Ihre Stola für sie zu halten, während sie sich die Haare richtete. Mir von ihr mit den Fingerspitzen ihren Lippenstift vom Mund wischen zu lassen. Mein ganz persönliches California Dreaming.
    Wir kamen auf dem Anwesen in Malibu an, das Roxannes Eltern für die Feier gemietet hatten. Ein Angestellter nahm Brookes Wagen entgegen. Eine Palmenallee führtezu einem Pool und einem Streichelzoo. Die Schafe trugen rosa Schleifen – ob man das noch unter Hochzeitskitsch verbuchen konnte oder ob es schon unter Tierquälerei fiel, war schwer zu sagen.
    Das moderne, weiße, fast fünfhundert Quadratmeter große Strandhaus stand inmitten üppiger Vegetation. Ich folgte Brooke hinein und genoss den Anblick ihrer schwingenden Hüften vor mir. Kellner servierten Champagner und führten die Gäste hinaus auf die zweistöckige Terrasse, die um das gesamte Haus herum verlief. Draußen erwartete uns ein Streichquartett, das Vivaldi spielte.
    Brooke schnappte sich zwei Gläser Schampus. So verführerisch es auch war, noch ein wenig länger in meiner kleinen Fantasiewelt zu bleiben, die Realität holte mich wieder ein. Und darin war das Konsumieren von Alkohol leider nicht vorgesehen.
    »Ich bin doch dienstlich hier«, wandte ich zögernd ein.
    »Jetzt seien Sie mal nicht päpstlicher als der Papst.« Das war nicht Brooke. Roxanne beugte sich zu mir herunter. Die Schleppe ihres Vera-Wang-Kleids hatte sie sich über die Schulter gelegt. »Ich verspreche Ihnen auch, dass ich später keine Fotos von Ihnen ins Internet stelle, falls Sie sich danebenbenehmen.«
    »Du siehst wunderschön aus«, sagte Brooke und küsste Roxanne auf die Wange. Mein Gesicht glühte.
    »Was, in dem Fetzen hier? Hab ich gebraucht gekauft.« Sie zwinkerte mir zu. »Das schreiben Sie aber bitte nicht in den Artikel.«
    Normalerweise versteckten sich die Bräute vor der Zeremonie, anstatt damit anzugeben, was für ein Schnäppchen ihr Brautkleid gewesen war. Roxanne war so gar nicht, wie ich mir die Tochter eines Chirurgen aus Beverly Hills vorgestellt hatte, und eine sehr imposante Erscheinung. Siewar bestimmt eins achtzig groß, und da war ihre Frisur aus stramm hochgesteckten Korkenzieherlocken nicht mit eingerechnet, die sie noch mindestens einen Kopf größer machte.
    »Schön, Sie endlich persönlich kennenzulernen«, sagte ich verkrampft.
    »Ich hätte Sie vorwarnen sollen, dass ich so eine Amazone bin«, sagte sie. »Und dabei trage ich heute extra flache Schuhe, weil ich ja einen Zwerg heirate. Wenn Sie irgendetwas brauchen, sagen Sie mir Bescheid. Nach der Zeremonie besorge ich Ihnen noch eine Kopie unserer Ehegelübde, und während der Feier kann ich Ihnen gern Leute für Interviews ranholen. Sagen Sie mir einfach, mit wem Sie sprechen möchten.«
    Eigentlich versuche ich immer, die Braut an ihrem wichtigen Tag in Ruhe zu lassen, und ich hatte mich auch schon sehr darauf gefreut, mich weiter mit Brooke zu unterhalten. »Sie haben bestimmt gerade ganz andere Dinge im Kopf«, wich ich aus.
    »Machen Sie Witze? Ich bin Produzentin. Das hier ist total mein Ding. Alles, was ich heute zu tun habe, ist nachher ›Ja, ich will‹ zu sagen, ohne dabei hinzufallen. Und das werde ich ja wohl noch schaffen. Du bist darin ja nicht so gut, wie wir beide wissen«, fügte sie an Brooke gewandt hinzu und lachte. »Brooke hat manchmal so ihre Schwierigkeiten damit, aufrecht stehen zu bleiben.«
    »Nur, wenn ich dabei eine Flasche Manischewitz in der Hand habe«, gab Brooke zurück.
    Roxanne lachte laut auf. »Hat sie Ihnen erzählt, dass wir in derselben jüdischen Sonntagsschule waren?« Ich hatte bis eben nicht gewusst, dass Brooke Jüdin war.
    Eine Affäre mit einer Informationsquelle kam mir plötzlich nicht mehr ganz so verwerflich vor.
    »Wir sind aber fast nie zu den Stunden hingegangen, sondern haben stattdessen auf dem Mädchenklo

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