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Jeden Tag ein Happy End

Jeden Tag ein Happy End

Titel: Jeden Tag ein Happy End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Devan Sipher
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ist meine Verlobte«, sagte Alexander, während ich nach meiner Jacke griff.
    Ich sah sie an und hatte das Gefühl, jemand hätte mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Sie lächelte mich an, mit tiefen Grübchen. Fast wäre ich gestolpert.
    »Gavin, das ist Melinda.«

Zahlen und Fakten
    I ch hatte sie wiedergefunden. Und ich hatte sie wieder verloren.
    Eine dicke, gezackte Linie stürzte von links oben nach rechts unten auf der Grafik an der Wand. »Diese Grafik zeigt die Höhe der Werbeeinnahmen der Zeitung im Verlauf der letzten zehn Jahre an«, erklärte Tucker den Anwesenden in dem überfüllten Konferenzraum.
    Die finanziellen Schwierigkeiten der Zeitung waren weitaus dramatischer, als ich angenommen hatte. Vielleicht würde es nicht sofort Entlassungen geben, aber Online-Anzeigen brachten nun mal nur einen Bruchteil dessen ein, was man mit Print-Anzeigen verdienen konnte. Früher oder später würde nur noch ein sehr geringer Teil der jetzigen Belegschaft bezahlt werden können.
    Was sollte ich bloß machen? Mit Melinda. Ich konnte sie nicht vergessen. In Gedanken legte ich ein Foto ihres Gesichts über jede Skizze, die uns gezeigt wurde, und benannte die einzelnen Felder der Tortendiagramme um: 25 Prozent Charme, 17,9 Prozent Selbstlosigkeit, 14,3 Prozent Einfallsreichtum (ihren Einfallsreichtum konnte ich einfach spüren), 19,6 Prozent Schönheit (ich fand zwar, sie war 100 Prozent schön, wollte sie aber nicht auf diese rein sexuelle Perspektive reduzieren).
    Meine mathematische Verehrung wurde jäh von einemPromo-Video mit Hightech-Grafiken und schmissiger Musik unterbrochen. Ein Sprecher erzählte uns von der Langlebigkeit und der Integrität der Zeitung, als könnten diese Stärken das Unternehmen vor der finanziellen Realität bewahren. Andererseits würden wir uns alle gerne vor dieser Realität verstecken.
    Ein Pärchen spazierte an einem Strand entlang. Ich stellte mir vor, das wären Melinda und ich, und es wären ihre hübschen Kurven, die den grünen Bikini und den Sarong ausfüllten. Dann platzte Alexander plötzlich in dieses Bild. Wie konnte sie nur mit jemandem zusammen sein, der absolut kein Rückgrat hatte? Moment, das war vielleicht ein zu vorschnelles Urteil. Okay, dann mit jemandem, der keine Seele besaß.
    Das Video war zu Ende, und ein Schriftzug erschien: DU BIST DIE LÖSUNG.
    »Ihr habt es in der Hand, dass wir auch im einundzwanzigsten Jahrhundert nicht an Relevanz verlieren«, sagte Tucker. »Wir wollen eure Ideen hören, egal, wie verrückt sie sind. Und ihr sollt sie nicht nur denken, ihr sollt sie bloggen. Ihr sollt sie zwitschern.« Er sah auf seine Karteikarte. »Ich meine, twittern.«
    Jetzt stand ein anderer Schriftzug da: WEITERE LÖSUNGEN . Zwei Unterpunkte erschienen: SPENDEN und MITGLIEDSCHAFT . Das klang beides nicht nach Rettung.
    Unter dem Punkt SPENDEN waren mehrere Berühmtheiten aufgelistet, unter anderem Bill Gates, Warren Buffett und Oprah Winfrey. »Es gibt viele großzügige Spender, die Interesse daran haben könnten, unsere Zeitung und die Ideale, für die sie steht, zu unterstützen.«
    »Leute sollen ihr Geld an eine For-Profit-Organisation spenden?«, warf einer der Redakteure ungläubig ein.
    »Nach reiflicher Überlegung sind wir zu dem Schluss gekommen,dass Spenden als Lösung höchstwahrscheinlich ausfallen«, las Tucker von einer weiteren Karteikarte ab.
    Trotzdem stand es dort, war Teil dieser offiziellen Power-Point-Präsentation. Nicht, dass ich hier echte Offenbarungen erwartet hätte. Ach, verdammt, wem wollte ich denn hier etwas vormachen? Natürlich hatte ich die erwartet.
    Wie sollte es bloß weitergehen? Wie sollten wir es schaffen, uns als Vorreiter zu etablieren? Wann würde ich Melinda jemals wiedersehen? Wie sollte ich das anstellen?
    Der beste Grund für eine Kontaktaufnahme mit ihr wäre ein Artikel über ihre Hochzeit. Aber das hatte ich ja leider bereits abgelehnt. Es würde sehr seltsam wirken, wenn ich jetzt auf einmal meine Meinung änderte. Außerdem wäre es auch unehrlich. Eine bessere Alternative wollte mir jedoch partout nicht einfallen.
    »Mitgliedschaft ist eine weitere Option«, erzählte Tucker weiter. »Wir sehen großes Potenzial in der Möglichkeit für Kunden, eine Mitgliedschaft bei der Zeitung zu erwerben.«
    »Nennt man so was nicht Abo?«, rief jemand aus den hinteren Reihen. Gelächter folgte.
    »Das hier ist etwas anderes«, sagte Tucker und kniff böse die Lippen zusammen. »Wir wollen eine Art

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