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Jeden Tag ein Happy End

Jeden Tag ein Happy End

Titel: Jeden Tag ein Happy End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Devan Sipher
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Gemeinschaftsgefühl erzeugen. Es soll dem Mitglied Vorteile verschaffen, Teil dieser Gemeinschaft zu sein. So ähnlich wie bei PBS, wo man einen Mitgliedsbeitrag bezahlt und dafür dann einen Regenschirm oder ein Basecap geschenkt bekommt. Leute stehen doch auf Basecaps.«
    Ich arbeitete mit einigen der klügsten und geistreichsten Menschen dieses Planeten zusammen. Nur hatten sie leider alle ein Rad ab.
    Und ich wahrscheinlich auch.
    Ich würde die Story bringen. Ich war zwar nicht unbedingtstolz auf meine Entscheidung, und sie war auch nicht gerade überdacht oder gar vernünftig, aber ich musste Melinda wiedersehen. Ich musste herausfinden, ob sie auch an mich dachte. Es hatte mir das Herz gebrochen, so schnell aus dem »Balthazar« abzuhauen. Ich hatte nur kurz Hallo gesagt und etwas davon gestottert, dass ich sie dort nicht erwartet hätte. Die Untertreibung des Jahrhunderts. Aber was hätte ich in Anwesenheit von Alexander auch sagen können. Sie war viel cooler gewesen als ich, nicht der kleinste Hinweis darauf, dass wir uns schon einmal begegnet waren und sie mich erkannt hatte. Vielleicht hatte sie mich auch wirklich nicht erkannt.
    »Gibt’s noch Fragen?«
    Was, wenn sie mich tatsächlich nicht erkannt hat?
    »Wird es Entlassungen geben?«, fragte jemand.
    Erinnerte sich Melinda vielleicht gar nicht an mich?
    »Stell keine Fragen, deren Antwort du nicht hören willst.«

Auf und davon
    D er Verkehr stand still. Die ganze Eighth Avenue war ein einziger Parkplatz, weil drei Straßen weiter die Parade zum St. Patrick’s Day stattfand. Ich musste völlig verrückt gewesen sein, mit dem Taxi herzukommen. Ich war mit Melinda im »Starbucks« neben dem Lincoln Center verabredet und zählte die Minuten.
    Vor allem aber war ich dankbar dafür, aus dem Büro flüchten zu können, wo die Panik vor Entlassungen um sich griff und sich in Form von Verschwörungstheorien und zerstörten Getränkeautomaten manifestierte.
    Es war nur noch eine Woche bis zum Ablauf der Frist, innerhalb der wir uns für oder gegen eine Abfindung entscheiden mussten, und jedes Gespräch im Pausenraum endete mit: »Und, hast du schon überlegt, ob du die Duweißt-schon-was nimmst?« Entscheidungen wurden getroffen, Einsätze überdacht. Unser Büro hatte sich in ein Casino verwandelt, und die Chefs wollten wissen, ob wir bereit waren, Risiken einzugehen.
    Trotzdem konnte ich im Moment nur an meine bevorstehende Verabredung denken. Ich wollte früh da sein, damit ich noch Zeit hatte, meine Nervosität in den Griff zu bekommen. Wenigstens ein bisschen. Letzte Nacht hatte ich praktisch nicht geschlafen und mir stattdessen eine Katastrophe nach der anderen ausgedacht. Mit »Katastrophe«meinte ich ehrlich gesagt jede Reaktion von ihr, die etwas anderes war als mir verliebt in die Arme zu fallen.
    Mir war völlig klar, dass ich eine massive Enttäuschung damit quasi vorprogrammierte. Mein Handy klingelte, und ich wäre fast umgefallen, wenn ich nicht gerade gesessen hätte. Dafür bekam ich einen Ganzkörperkrampf.
    »Können wir unser Treffen vielleicht verschieben?«, fragte Melinda.
    »Nein«, sagte ich, bevor mir einfiel, dass Unflexibilität nicht gerade sympathisch wirkte. »Ich meine, woran hatten Sie denn gedacht?«
    »An morgen vielleicht. Oder übermorgen?«
    So klang doch keine Frau, die endlich den Mann wiedersehen wollte, nach dem sie sich die ganze Zeit verzehrt hatte. Oder doch? Dass wir uns seit dem Interviewtermin, bei dem ich sie »offiziell« kennengelernt hatte, siezten, machte die ganze Angelegenheit auch nicht lockerer. Vielleicht wollte sie sich auch nicht mit mir allein treffen, weil sie Angst hatte, mir dann ihre Gefühle zu gestehen. Ich musste jetzt stark sein. Ich musste cool wirken. Ein Ding der Unmöglichkeit, wenn man kurz davor ist, sich vor Nervosität zu übergeben. Ich konzentrierte mich darauf, meine Stimme besonders tief und männlich klingen zu lassen.
    »Ich bin jetzt schon auf dem Weg.«
    »Das tut mir leid. Wirklich, ich wollte Sie nicht versetzen.« Sie klang unglücklich. »Ich habe da nur ein kleines Problem …«
    »Mit den Problemen einer Braut kurz vor der Hochzeit habe ich so meine Erfahrungen«, antwortete ich. »Vielleicht kann ich ja helfen?« Klasse. Ich wirkte mitfühlend und flexibel, und meine Stimme klang dabei auch noch total tief.
    »Nein. Na ja, vielleicht doch. Es ist mir ziemlich peinlich.«Gleich würde sie mir etwas sehr Privates anvertrauen – ein ziemlich großer Schritt nach vorne

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