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Jeden Tag ein Happy End

Jeden Tag ein Happy End

Titel: Jeden Tag ein Happy End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Devan Sipher
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wozu ich über acht Spuren sprinten musste.
    »Du bist doch aber sauer.«
    »Jemand, der sauer ist, würde ja wohl nicht zu diesem Treffen gehen.«
    »Jemand, der noch alle Tassen im Schrank hat, auch nicht.«
    Die ganze Woche war ich damit beschäftigt gewesen, mir auf keinen Fall anmerken zu lassen, dass ich verletzt war. Ich hatte mir die größte Mühe gegeben, damit in dem Artikel über Roxanne und Ari auch ja nicht der geringste Hinweis darauf zu finden war. Brooke sollte ruhig denken, dass ich auf jeder Hochzeit mit irgendeiner rummachte. Halt ein Vorteil meines Jobs. Die vielen Brautjungfern, die vielen PR-Frauen. Sie würde nie erfahren, wie sehr ichmit mir gerungen hatte, bevor ich sie küsste. Und schon gar nicht, wie oft ich danach noch an diesen Augenblick dachte.
    »Ich habe ihr versprochen, dass ich mich mit dem Typen treffe«, sagte ich, während ich am »Dean & DeLuca« vorbeirannte, »und das werde ich auch tun.«
    »Da du ja anscheinend unbedingt neue Leute kennenlernen willst, würde ich dir bei Gelegenheit auch gern A. J. vorstellen.« Damit hatte ich nun überhaupt nicht gerechnet. »Du könntest doch nächste Woche mal zum Essen vorbeikommen.«
    Ich könnte auch ein Seminar über Abwasserentsorgung besuchen. Es gibt aber Dinge, denen ich aus dem Weg gehe, wenn es sich denn irgendwie einrichten lässt. Ich hatte nichts gegen A. J. persönlich, ich hatte nur keine Lust auf einen Abend mit einem frisch verliebten Pärchen. Sie waren erst seit sechs Wochen zusammen. Ich wollte einfach noch ein bisschen warten. Bis sie sich wieder getrennt hatten, zum Beispiel.
    »Klar«, sagte ich und hoffte, dass sie meine seltsam hohe Stimme für ein Zeichen von Enthusiasmus hielt. »Aber können wir ein anderes Mal darüber weiterreden? Ich komm hier nämlich gerade zu spät zu einem Interview.«
    Ich war mit Alexander im »Balthazar« verabredet, einem Bistro in SoHo, das viele als un morceau Paris in New York bezeichneten. Ein überbewertetes morceau meiner Meinung nach, eine Mischung aus französischer Unhöflichkeit und New Yorker Preisen. Sehr beliebt bei Leuten, die ohne mit der Wimper zu zucken fünfzehn Dollar für einen Bagel mit Frischkäse hinlegten. Angesichts der Tatsache, dass Alexander sein Gehalt in seiner Position als stellvertretender Bürgermeister aus öffentlichen Geldern bezog, fand ich es ein wenig unangebracht, dass er sich so einenLuxus gönnte. Ich nahm mir vor, lediglich auf einen Kaffee zu bleiben und mich dann schnellstens wieder auf den Weg ins Büro zu machen. Dort wartete nämlich ein Abteilungsmeeting auf mich.
    Diese Versammlung war einberufen worden, um die Gerüchte über mögliche Entlassungen zu zerstreuen, hatte jedoch natürlich genau den entgegengesetzten Effekt. Wenigstens hatte ich so aber eine Entschuldigung, das Treffen mit Alexander kurzzuhalten. Rein, raus, und dann war die Sache mit Brooke endgültig abgeschlossen. Ich bereute zwar nicht, was in L. A. zwischen uns passiert war, aber es ließ mich erheblich an meiner Menschenkenntnis und meinem Instinkt zweifeln – und an meinem Charme.
    Die Hostess im »Balthazar« warf mir einen verächtlichen Blick zu und führte mich dann an der verchromten Bar vorbei durch den lauten und völlig überfüllten Speisesaal. Als ich auf Alexanders Tisch zuging, stellte ich überrascht fest, dass er seine Verlobte mitgebracht hatte. Noch überraschter war ich von ihrem Alter. Eine elegante Frau etwa Ende fünfzig mit grauen Strähnen im zurückgekämmten Haar. Alexander wäre hingegen gut als Bradley-Cooper-Doppelgänger durchgegangen und war mindestens zwanzig Jahre jünger als sie.
    Sie saßen nebeneinander auf einer roten Bank und hielten Händchen. Ihre Geschichte, das musste ich zugeben, war soeben erheblich interessanter geworden. Wir stellten uns einander kurz vor, ihr Name war Genevieve. »Höre ich da einen Akzent?« Ich holte mein Notizbuch hervor. Ich hatte es ja eigentlich nicht vorgehabt, aber der Journalist in mir musste einfach ein paar Fragen stellen.
    »Ich war auf einem Internat in der Schweiz«, antwortete sie. »Sie sind wirklich gut.« Sie schien aufrichtig beeindruckt.
    »Dann sind Sie bestimmt schon viel herumgekommen, nehme ich an.«
    »Mein Vater hat immer gesagt, ich wäre schon mit einem Baedeker in der Hand geboren worden.« Mir gefiel, dass sie keinen Hehl aus ihrem Alter machte. »Alexander ist da übrigens genauso. Wir ähneln einander sehr.«
    »Wie ein Ei dem anderen«, sagte Alexander und küsste

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