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Jeden Tag ein Happy End

Jeden Tag ein Happy End

Titel: Jeden Tag ein Happy End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Devan Sipher
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in unserer nicht existenten Beziehung. »Versprechen Sie mir, dass Sie Alexander nichts davon erzählen.« Das wurde ja immer besser. »Ich habe mich ausgesperrt, und das ist diesen Monat jetzt schon das zweite Mal passiert. Und das ist sonderbar, denn ich habe mich vor Jahren das letzte Mal ausgesperrt.«
    »Passiert doch jedem mal«, sagte ich beruhigend.
    »Stimmt, nur hat eben nicht jeder einen sehr lieben, aber hyperorganisierten Verlobten, der sogar extra einen Zettel mit DENK AN DEINEN SCHLÜSSEL! an die Wohnungstür geklebt hat. Deshalb habe ich ihn auch nicht angerufen. Aber jetzt kann ich hier nicht weg, bis der Schlüsseldienst da ist. Ich warte schon seit über einer Stunde.«
    »Von mir aus können wir das Interview auch gern vor ihrem Haus führen«, sagte ich. Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich mich für ein ganz schön schlaues Kerlchen gehalten.
    »Das kann ich doch nicht von Ihnen verlangen«, sagte sie.
    »Haben Sie ja auch nicht. Ich biete es einfach von mir aus an.«
    Melinda saß höchstens fünfzehn Zentimeter entfernt von mir auf der Treppenstufe. Sie hatte längere Haare als an dem Abend, an dem wir uns kennengelernt hatten. Sonst sah sie noch genau so aus, wie ich sie in Erinnerung hatte. Ihr Parfum roch leicht nach Ingwer. Ich hätte sie am liebsten geküsst. Stattdessen klammerte ich mich an meinem Notizblock fest.
    Sie erzählte mir von Alexander und von Spanien. Von ihrem Master, den sie erst mal auf Eis gelegt hatte, um inRuhe ihre Hochzeit zu planen, und von dem Schreibkurs, den sie in einem Obdachlosenheim unterrichtete. Darauf, dass wir beide uns kannten, war sie noch nicht eingegangen. Ich trug mit Absicht dasselbe Jackett und dieselbe Jeans wie auf der Silvesterparty und hoffte, es würde ihr auffallen. Ich hätte sie auch einfach fragen können, ob sie sich an mich erinnerte, aber wenn ich sie das überhaupt fragen musste, stand die Antwort ja wohl schon fest.
    Ich suchte nach irgendeinem Anzeichen von Vertrautheit zwischen uns und schien auch das eine oder andere zu finden. Sie lächelte. Sie machte Witze und neckte mich. Und sie zitterte.
    »Ist Ihnen kalt?«, fragte ich. Nach mehreren Tagen mit schönstem Frühlingswetter waren die Temperaturen auf einmal wieder auf eisiges Winterniveau gefallen.
    »Für eine Outdoor-Verabredung bin ich wohl nicht richtig angezogen.« Sie trug ein Tuch um den Hals und einen sehr hübschen, aber viel zu dünnen Wildlederblazer. »Aber ich muss hier ja auf den Schlüsseldienst warten.«
    Ich reichte ihr meinen karierten Wollschal. »Jetzt werden Sie gleich frieren«, sagte sie.
    »Kälte macht mir nichts aus«, sagte ich. Sie lachte. Ihr Lachen war so voller Wärme, dass es mich kein bisschen gewundert hätte, wenn davon schlagartig die Sonne durch die Wolken gebrochen wäre. Sie hatte immer noch die Arme um sich geschlungen und klapperte mit den Zähnen. Wieder musste ich mich sehr zusammenreißen, sie nicht einfach zu umarmen.
    »Wo wohnen Sie denn?«, fragte ich und stand auf.
    Sie deutete auf ein Fenster im dritten Stock, direkt neben der Feuerleiter. »Da oben, wo der Basilikumtopf auf dem Fensterbrett steht.«
    »Wo das Fenster offen steht?«
    »Soll gut für das Basilikum sein.«
    Ich kletterte auf eine Mülltonne neben der Treppe.
    »Was machen Sie denn da?«, fragte sie überrascht.
    Ich sprang hoch und versuchte, die Feuerleiter zu erwischen. Bei Matt Damon sah so was immer viel leichter aus. Mir schoss durch den Kopf, wie peinlich es wäre, wenn ich jetzt abrutschte. Meine Hände schlossen sich jedoch um die unterste Sprosse, und ich zog mich hoch (Endlich zahlten sich die Klimmzüge im Fitnessstudio mal aus!), und schon stand ich in Höhe des zweiten Stocks.
    »Gavin, das ist schon okay. Kommen Sie wieder runter!«
    Ich würde ganz bestimmt nicht wieder hinunterklettern, ich hatte einen Auftrag. Schon war ich auf Höhe des dritten Stocks angekommen, und ihr Fenster war höchstens noch einen halben Meter entfernt.
    »Nicht, dass Sie runterfallen! Am Ende passiert Ihnen noch was!«, rief Melinda. Die Gefahr bestand leider wirklich. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal für jemanden mein Leben riskieren würde, schon gar nicht für die Verlobte eines anderen Mannes. Aber Melinda brachte mich dazu, ein besserer Mensch sein zu wollen. Mutiger. Und auch ein bisschen leichtfertiger.
    Ich beugte mich über das Geländer und streckte die Arme nach ihrem Fenstersims aus.
    »Gavin!«
    Meine Hände waren in ihrer Wohnung. Meine

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