Jeden Tag, Jede Stunde
morgenkaffee und meine bilder und meine bilder und meine frau in meinem herzen und meine frau meine frau meine frau …
»Was ist?«
»Nichts. Mein Arm ist eingeschlafen.«
»Macht nichts.«
»Was ist hier passiert?«
»Ich habe dich geliebt. Einen absoluten Fremden.« Und wieder lacht sie.
»So fremd nun auch wieder nicht.«
»Stimmt. Aber das war vor tausend Jahren, wir waren kleine Kinder, nichts wussten wir.«
»Falsch. Ich wusste schon damals alles, was ich jetzt weiß. Alles.«
»Das auch?« Dora hebt den Kopf und sieht ihn neugierig von der Seite an, während ihre Finger über seine Rippen schleichen. Luka bekommt Gänsehaut. »Und das?« Ihr Mund legt sich auf seinen Bauch, und noch bevor ihre Zunge ihn erreicht, stöhnt Luka und stößt sie sanft von sich weg.
»Ich liebe dich.« So einfach ist das Leben.
»Und ich liebe dich.« So einfach ist das Leben.
Die Dunkelheit wird heller, und ein grauer, nebliger Novembertag in Paris zieht herauf. Und alle haben »Ich liebe dich« gesagt.
»Und was ist mit diesem Mann aus der Galerie?«
12
Luka verbringt drei Monate bei Dora in Paris.
»Ich will nicht gehen«, sagt Luka am Morgen danach. Dora liegt in seinen Armen. Die Welt ist mehr als in Ordnung.
»Du darfst nie mehr weggehen.« Doras Stimme ist verträumt und endet irgendwo an seiner Schulter.
» Ich bin noch nie weggegangen.«
»Das eine Mal zählt nicht, ich war noch ein Kind und hatte keine Wahl.« Es könnte sein, dass sie gleich einschlafen wird.
»Vielleicht, aber trotzdem bin ich geblieben, und du warst fort, und das soll nie wieder vorkommen.«
»Gut, abgemacht. Und es soll auch nie vorkommen, dass du weggehst, auch wenn du noch nie weggegangen bist.« Sie ist kaum zu hören.
»Einverstanden.«
»Wunderbar.«
»Und wie machen wir das? Was machen wir jetzt?« Seine Stimme ist viel wacher als ihre.
»Schlafen.« Gesagt, getan.
Luka wohnt bei Dora.
»Deine Wohnung gefällt mir, so groß und warm. Und es riecht so gut hier.« Luka läuft herum, Hände in den Hosentaschen, berührt alles mit seinem Blick.
»Das bin ich, es riecht hier nach mir. Nach mir mit dir.« Dora folgt ihm, Hände in den Hosentaschen. Seinen. »Aber groß? Ist doch nur eine Studentenbude.«
Luka lacht.
»Was ist?«
»Du hast keine Ahnung, was eine Studentenbude ist und wie viele Leute in so einer Bude wohnen können.« Er dreht sich um, sieht sie an, und seine Augen sind voller Zärtlichkeit. Bewunderung sogar. Als wäre ihre Ahnungslosigkeit etwas Wertvolles und Einmaliges.
Luka schläft in Doras Bett.
Das Bett ist ein echtes französisches für eineinhalb Personen. Das hat Luka nie verstanden: Was heißt eineinhalb, was soll das für eine Person sein?! Aber es ist gemütlich, und sie haben keine Chance, sich nicht die ganze Nacht zu berühren.
»Ich habe noch nie mit jemandem so einschlafen können, umarmt und festgehalten. Ich konnte es nie haben, den Atem eines anderen am Hals zu spüren.«
»Du bist eben ein neuer Mensch geworden, und zwar in Rekordzeit.« Sie lächelt und küsst ihn.
»Nein, ich bin endlich der Alte geworden, der, der ich schon immer war. Aber ohne dich …«
»Genau, merk dir das: Ohne mich gibt es nur noch drei Pünktchen.« Sie sehen sich an, und alles ist klar.
Manchmal wacht Luka in Doras Bett auf und ist sich nicht sicher, wo er ist. Er denkt, er ist noch in Zagreb, im Bett irgendeiner Frau, die er am Abend davor kennengelernt hat, aber dann wacht auch seine Nase auf, und er riecht Dora, ihr nach Theater duftendes Haar und ihre nach Rosen duftende Haut – das ist ihre Nachtcreme, sie sagt, eine Schauspielerin müsse mehr als andere Frauen auf sich und ihr Aussehen achten -, und das alles geschieht innerhalb weniger Sekunden, und er greift nach ihr, hält sie, manchmal murmelt sie lediglich etwas Unverständliches zu ihm oder einem anderen Besucher ihrer Träume, oder aber sie liebkost ihn, und sie lieben sich halb wach mit halb geschlossenen Augen.
Luka isst in Doras kleinem Esszimmer.
»Das schmeckt gut«, sagt Luka und nimmt mehr davon.
»Ja, ich koche gut, wenn ich Lust habe.« Doras Mund ist voll, und sie lachen. Sie lachen viel. Noch nie haben zwei Menschen so viel zusammen gelacht.
»Aber wie heißt es?«
»Das habe ich mir doch selber ausgedacht.«
»Trotzdem muss es einen Namen haben.«
»Warum? Haben alle deine Bilder einen Namen?«
»Selbstverständlich. Ohne einen Namen geht es nicht, ich könnte sie gar nicht verkaufen.«
»Ich will
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